Freitagspredigt
Umra in jungen Jahren
20. Januar 2016Verehrte Muslime!
Ibâdas erinnern uns an den Sinn des Lebens. Durch sie kommen wir Allah näher und drücken ihm unsere Dankbarkeit aus. Ibâdas zu verrichten bedeutet, seinen Glaube zu leben und Allahs Befehl zu folgen. Eine dieser Ibâdas ist die Umra.
Liebe Geschwister!
Das Leben ist wie ein Sog, der uns in sich hineinzieht und uns das Jenseits vergessen lässt. Je jünger wir sind desto leichter verlieren wir uns in den Wirren des Lebens. Damit wir uns von dem Leben nicht gefangen nehmen lassen, bietet Allah uns an, mit den Ibâdas den rechten Weg zu gehen. Nicht umsonst nannte unser Prophet die Umra einen Dschihad, als er von ihren Tugenden sprach: „Eine Umra ist eine Sühne für alle Taten von dieser bis zur nächsten Umra.“ „Hadsch und Umra sind der Dschihad der Kinder und der Erwachsenen, der Schwachen und der Frauen.“[1]
Verehrte Muslime!
Umra heißt, den Baytullah zu besuchen und Zeugnis vom Tawhîd abzulegen, wie er von Adam (a) bis Muhammad (s) gelehrt wurde. Umra bedeutet, in Mekka, wo ein Teil der Offenbarung Wort für Wort herabgesandt wurde, Allahs Gast zu sein.
Man denke an einen jungen Menschen, der sich, im Frühling seines Lebens, auf den Weg macht, um das Haus Allahs und den Propheten zu besuchen. Er lässt die vergängliche Welt hinter sich und macht sich auf, seine Dienerschaft gegenüber Allah mit neuem Leben zu erfüllen.
Welch Glück für diesen jungen Menschen, der zu Gast in Allahs Haus war und nun wie neugeboren heimkehrt! Er ist erfüllt und beflügelt von der Atmosphäre der Asr as-Saâda, dem Zeitalter der Glückseligkeit. Kann man den Wert eines jungen Menschen überhaupt bemessen, der mit Sehnsucht und Liebe in der Prophetenstadt Medina ankommt und sagt: „Hier bin ich, o Gesandter Allahs!“? Dort spricht er in Demut am Grabe des Propheten: „In welcher Zeit und an welchem Ort wir auch leben, wir werden dich nicht vergessen. Deine Sunna und dein Weg sind auch mein Weg!“ Genau das ist der Zweck der Umra. Sie ist der erste Schritt hin zu einem Leben gemäß Koran und Sunna.
Liebe Geschwister!
Ist die schönste Reise nicht die, bei der man Gast des Propheten ist? Und sind die besten Reisenden nicht diejenigen, die genau diese Reise antreten? Die Umra befreit uns vom Stress des Arbeitslebens und ermöglicht uns ein frisches und belebendes Durchatmen. Wir sollten unsere Möglichkeiten nutzen und die Umra-Reise zusammen mit unseren Kindern und Familien antreten. Vor allem in unserer heutigen Zeit gibt uns die Umra Gelegenheit, als Familie wieder zusammenzurücken.
Verehrte Muslime!
Unser Prophet nannte die Umra „Hadsch al-asgar“, also „kleiner Hadsch“. Nach Hanafiten und Malikiten ist sie eine Sunna muakkad, also als eine Sunna, auf welche nicht verzichtet werden sollte. Schafiiten und Hanbaliten sehen sie als Farz.[2]
Daher sollten wir die Umra antreten, solange wir noch jung sind. Wenn man bedenkt, dass wir unsere Spiritualität meistens vernachlässigen, wird es höchste Zeit. Wir sollten uns im Bewusstsein der Dienerschaft gegenüber Allah auf den Weg zur Umra machen.
Lasst uns die Hutba mit einem Koranvers beendet: „Und vollzieht die Pilgerfahrt und die Umra um Allahs willen. …“[3]
[1] Kutub as-Sitta, V, 291
[2] ISAM, Ilmihal, Band 1, S. 547
[3]Sure Bakara, 2:196