Freitagspredigt
Soziale Beziehungen im Islam – Hutba
07. Mai 2004Verehrte Brüder und Schwestern,
Soziale, zwischenmenschliche Beziehungen sollen den Menschen ermöglichen, gleich ihrer Religion, Abstammung und Zugehörigkeit in Frieden und auf eine zivilisierte Art und Weise zusammen zu leben. Der Mensch ist als ein zivilisiertes Wesen erschaffen, um in Gemeinschaft zu leben. Darauf legt auch der Islam sehr viel Wert.
Unser Prophet Muhammed (saw) hat uns auch in diesem Bereich, sowohl wörtlich, als auch durch sein eigenes Verhalten vorgelebt, wie die Beziehungen eines Muslims zu seiner Außenwelt sein sollten, ob es um die Beziehungen unter sich geht oder auch um die Beziehungen mit anderen Religionsangehörigen. Weiterhin wieß er die Muslime an, diese Beziehungen aufrecht zu erhalten und auch weiter auszubauen. Einige Beispiele dazu will ich hier aufzählen:
'Mumin ist der, der mit anderen gut auskommt und mit dem andere gut auskommen. Wer mit anderen nicht gut auskommt oder mit wem nicht ausgekommen werden kann, an dem ist keine Wohltat.'[] „Der wohltätigste unter den Menschen ist der, von dem der meiste Nutzen für die Menschheit ausgeht. '[] 'Derjenige Mumin ist wohltätiger, der unter die Menschen geht und die Sorgen, die von ihnen ausgehen, angeht; als der der nicht unter die Menschen geht und ihre Sorgen nicht angeht. '[] 'Derjenige, der sich mit Körper und Vermögen anstrengt, ist wohltätiger, als der der, um sicher vor dem Übel der Menschen zu sein, sich in ein Tal zurückzieht, und seine Zeit dort mit Gebeten verbringt. '[]
Ahmet b. Hanbel überliefert: 'Die Frau des Abu Bakr, von der er sich noch zu Zeiten der Dschahiliyya geschieden hatte, kam zu ihrer Tochter Esma. Esma war sich unsicher darüber, ob sie ihre (nicht-muslimische) Mutter empfangen und ihre Geschenke annehmen sollte und schickte eine Nachricht an den Propheten, um von ihm darauf eine Antwort zu erhalten. Der Prophet schickte ihr die Nachricht, ihre Mutter gut zu empfangen und ihre Geschenke auch anzunehmen.' Daraufhin wurde dieser Vers offenbart: 'Allah verbietet euch nicht, gegen die gütig und gerecht zu sein, die euch nicht wegen eueres Glaubens bekämpft oder euch aus eueren Häusern vertrieben haben. Allah liebt fürwahr die gerecht Handelnden.'[]
Geehrte Muslime,
Wenn wir uns die obigen Hadithe ansehen, sehen wir, dass das friedliche Zusammenleben in der Gesellschaft vorzuziehen ist, und nicht das Leben abgekoppelt von jeglicher menschlicher Gesellschaft und ohne soziale Kontakte. Dies ist auch die Grundlage jeder Weiterentwicklung. Deswegen heißt es auch, 'Die Gemeinschaft ist Barmherzigkeit, die Spaltung, die Trennung ist eine Qual'[].
Unser Glauben legt aus diesem Grund sehr viel Wert auf die Aufrechterhaltung nachbarschaftlicher Beziehungen. In den Überlieferungen des Propheten wird dieses Thema sehr oft angesprochen und uns nahe gelegt, darauf besonders zu achten. Hier dazu ein Beispiel: Unser Prophet (saw) sagte: 'Gabriel hörte nicht auf, mich zu ermahnen, dem Nachbarn Güte zu erweisen, bis ich dachte, er würde ihn für erbberechtigt erklären!'[]
Liebe Brüder und Schwestern,
Ich denke nicht, dass in unserer Zeit noch erklärt werden muss, wie wichtig soziale Beziehungen sind. In einer Zeit, in der die Welt quasi zu einem globalen Dorf zusammenschrumpft, müssen zwischenmenschliche Beziehungen noch stärker ausgebaut und ausgelebt werden. Stattdessen sehen wir jedoch, dass selbst innerfamiliäre Beziehungen schwächer werden und dass selbst Familienmitglieder sich nicht mehr verständigen können. Als Muslime tragen wir die Aufgabe, zuerst in der Familie, dann aber auch in der Gesellschaft die zozialen Beziehungen zu erstarken und auszubauen. Insbesondere das sehr negative Ansehen der Muslime, dass sich in der Vergangenheit aufgebaut hat, können wir nur durch gute persönliche Beziehungen zu unseren Mitmenschen wieder ins positive Rücken. Deswegen müssen wir das gute Verhalten und die positiven Eigenschaften, die uns unsere Religion an erster Stelle auflegt, nicht erst morgen, sondern schon heute an den Tag legen, nicht nur unter uns, sondern auch nach außen. Zu diesen Eigenschaften zählen unter anderen Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, Vertrauenswürdigkeit, Gerechtigkeit, das Anerkennen und die Rücksicht auf die Rechte anderer, Rücksicht auf die Grundrechte unserer Mitmenschen, eine „gute“ Zunge und ein lächelndes Gesicht. Jedes dieser positiven Eigenschaften trägt dazu bei, die Beziehungen zwischen den Menschen auszubauen und Vertrauen zwischen den Menschen zu schaffen. Dies wird auch zu dem Zusammenhalt führen, den die Menschheit, angesichts der immer stärker anschwellenden Terrorkriege immer mehr braucht. Wir Muslime, als die vom Koran als „ummat-i wasat“, als Gemeinschaft der Mitte bezeichneten, haben die Verantwortung in der Gesellschaft ausgleichend zu wirken. Um dem gerecht werden zu können, müssen wir sehr gute zwischenmenschliche Beziehungen aufbauen und pflegen. Auch wir selbst brauchen für ein erfülltes Leben diese Beziehungen. Dies wird von uns auch von unserem Herren erwartet: 'Und sage Meinen Dienern, sie sollen stets freundlich sprechen.'[] 'Lade zum Weg deines Herrn mit Weisheit und schöner Ermahnung ein, und diskutiere mit ihnen auf die beste Art und Weise.'[]
Aus diesem Grund, liebe Gemeinde, lasst uns auf unsere zwischenmenschlichen Beziehungen achten, den Menschen vertrauen und uns vertrauen lassen. Lasst uns gegenseitig zum Guten ermahnen und die Kanäle zu unseren Nachbarn und unseren Freunden auf der Arbeit oder in der Schule offen halten. Wir sollten keine Angst davor haben, uns näher zu kommen. Sehen wir in unserem Gegenüber uns selbst und muten wir ihm nicht zu, was wir uns selbst nicht zumuten würden. Lasst uns Teil haben an dem Aufbau einer friedlichen Gesellschaft.
IGMG SEELSORGE-ÖFFENTLICHKEITSARBEIT
[] El- Cami'us Sagir: S. 548, Hadis no: 9146
[] aaO, Hadis no: 9147
[] aaO. S. 549, Hadis no: 9154
[] Sahih-i Buhari-İst: 1401 Çağrı Yay. C: 7, Sh: 188, K. Rikaak: 34
[] Ahmet Çelebi, el-Hayatü'l-İctimaiyye fi-t-Tefkiri'l-İslami, 63 vd.; Sure Al-Mümtahane 60, 8
[] El-Camiu's-Sagir, s. 220, Hadis no: 3624
[] Buhârî, Edeb 28; Müslim, Birr 140, (2624); Ebû Dâvud, Edeb 132, (5151); Tirmizî, Birr 28, (1943).]
[] Sure İsra, 53
[] Sure An-Nahl, 125