Gemeinschaft
Süleyman Uludağ zu Gast bei IGMG-Hadschorganisation
27. April 2011Bei der ersten Versammlung der Verantwortlichen der 25 Pilgergruppen informiert der Zuständige für die Umra in Mekka M. İhsan Taşkıran sowie Cengiz Dağdeviren und der Verantwortliche der der IGMG Hadsch-Umra & Reisen GmbH über die bisher geleistete Arbeit und den Verlauf der Organisation.
Als Gast wurde der Theologe Süleyman Uludağ eingeladen. Uludağ sprach über die theologischen und historischen Hintergründe des Salafismus. Eingangs wies der Theologe aus Bursa darauf hin, dass es schon zur Zeit des Propheten Meinungsverschiedenheiten gab. Das gelte auch für die Zeit nach dem Tode des Propheten, der bis dahin als letzte Entscheidungsinstanz diente. Süleyman Uludağ verglich die Ansichten Abû Bakrs (ra) und Umars (ra) bezüglich der Frage, ob die Verse des Korans nach dem Versterben des Gesandten Allahs in einem Buch gesammelt werden dürfen. Während Abû Bakr (ra) fragte, weshalb er etwas machen solle, was der Prophet nicht gemacht habe, sah Umars (ra) in der Sammlung der Verse eine Notwendigkeit.
Der Koran, führte Uludağ weiter aus, möchte die Einheit der Muslime. Das erkenne man zum Beispiel im Vers „Und haltet allesamt an Allahs Seil fest…“ (Âli Imrân, [3:103]) Jedoch müsse man zwischen Meinungsunterschieden in Detailfragen der Religion und den Glaubensgrundlagen (Akîda) unterscheiden. Die Vielfalt im ersten Bereich werde als Barmherzigkeit (Rahma) angesehen, während Diskussionen in Sachen der Glaubensfundamente nicht möglich seine, außer vielleicht bei solchen Details der Akîda, die die keine Auswirkungen auf das Leben des Muslims haben.
Prof. Dr. Süleyman Uludağ machte ferner die Entstehung und Unterschiede zwischen den einzelnen Rechtsschulen deutlich. Der Prophet habe – und das erscheine dem Theologen besonders wichtig – in Anlehnung an die Erfahrungen der vorigen Gemeinschaften (zum Beispiel Juden und Christen) auf die historische Tatsache der Spaltungen hingewiesen. Vor diesem Hintergrund schilderte der Theologe aus Bursa einige Konflikte, die teilweise auch in der gegenseitigen Bezichtigung des Unglaubens (Kufr) endeten. So habe es zu verschiedenen Zeiten und an unterschiedlichen Orten etwa Konflikte zwischen Hanafiten und Hanbaliten oder Schafiîten und Hanafiten.
Was die Salafiten (Salafiyya) oder Wahhabiten (Wahhabiyya) angeht, müsse laut Uludağ erst einmal angemerkt werden, dass die Bezeichnung Wahhabiten keine Selbstbezeichnung dieser Strömung ist. Vielmehr sehe man sich auf dem Weg der ersten Generationen der Muslime und der Rechtsschule der Hanabliten zugehörig.
Zum Schluss stellte Süleyman Uludağ kurz die historische Entwicklung des heutigen Salafismus in Saudi-Arabien nach Muhammad Abdulwahhab dar. Zusammenfassend sagte Uludağ, dass es von Anfang an unterschiedliche Meinungen innerhalb der muslimischen Gemeinschaft (Umma) gab. Heute müsse man darauf achten, dass die Meinungsverschiedenheiten nicht zu Feindschaften ausarten oder sogar von außen als unüberwindbare Grenzen dargestellt werden.
Nach dem Vortrag von Prof. Dr. Süleyman Uludağ berichtete M. İhsan Taşkıran über den bisherigen Verlauf der Umra-Organisation und die laufenden Aktivitäten. Die Leiter der Umra-Gruppen berichteten über die Aktivitäten ihrer Gruppen und brachten etwaige Probleme zur Sprache. (am)