Pressemitteilung
Politik muss Muslimfeindlichkeit ernst nehmen
22. November 2016„Muslimfeindliche Einstellungen haben wieder zugenommen. Politik und Gesellschaft sind aufgefordert, diesem gefährlichen Trend gegenzusteuern“, erklärt Bekir Altaş, Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG), anlässlich der neuen „Mitte-Studie„. Altaş weiter:
„Der Mitte-Studie zufolge ist Muslimfeindlichkeit im Vergleich zum Vorjahr von 17,5 auf 18,3 Prozent gestiegen. In Ostdeutschland liegt dieser Wert sogar bei 23,9 Prozent. Das ist ein Alarmsignal an die Politik, dieses Phänomen endlich ernst zu nehmen. Sie ist, wenn sie schon nicht aktiv wird, zumindest aufgefordert, die Bedienung von muslimfeindlichen Ressentiments zu unterlassen – Stichwort: Burka- bzw. Handschlagdebatte. Solche Diskussionen schüren nur Vorurteile und haben Null Mehrwert. Aber auch inhaltlich verfassungswidrige Parteibeschlüsse wie sie jüngst auf der Grünen-Delegiertenversammlung in Münster beschlossen wurden, tragen mit dazu bei, dass das Vertrauen in Muslime geschmälert wird.
Die Politik ist aber auch aufgefordert, einen kritischen Blick auf die eigene Wählerklientel zu werfen: 13 Prozent der Unionswähler stimmen gruppenbezogener Muslimfeindlichkeit zu, bei SPD-Wählern sind es sogar fast 17 Prozent, was besonders überrascht. Einer aktuellen Untersuchung zufolge zeigt sich ausgerechnet bei den Türkeistämmigen, die überwiegend Muslime sind, eine hohe Verbundenheit mit der SPD (70 Prozent). Muslimfeindlichkeit ist aber ein breites Phänomen und bei Wählern aller Parteien anzutreffen, nicht überraschend und besonders hoch bei AfD-Wählern (64 Prozent). Hier sind alle demokratischen Kräfte aufgefordert, wachsam zu sein.
Wie aus der Studie weiter hervorgeht, sind muslimfeindliche Einstellungen vergleichsweise höher bei Menschen, die ein schwaches Einkommen sowie eine niedrige Bildung aufweisen. Außerdem ist Muslimfeindlichkeit unter Älteren und Männern größer als bei Jüngeren und Frauen. Einziges Trostpflaster ist, dass Muslimfeindlichkeit über den 14-Jahres-Zeitraum betrachtet leicht rückläufig ist. Sie beharrt aber weiter auf sehr hohem Niveau. Die Auswirkungen dieser inneren Gesinnung beobachten wir in unseren Moscheegemeinden. Kein Tag vergeht ohne Drohungen, Vandalismus und körperliche Übergriffe. Das muss ein Ende haben, wenn Muslime sich in Deutschland heimisch fühlen sollen.“