Pressemitteilung
Kaum religions- und kultursensible Angebote in der Pflege für Muslime
05. November 2019„Für über fünf Millionen Muslime in Deutschland gibt es kaum religions- und kultursensible Angebote in der Pflege. Betroffene Familien stehen oft vor großen Herausforderungen“, erklärt Kemal Ergün, Vorsitzender der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG). Anlass ist die steigende Nachfrage muslimischer Familien nach Pflegeangeboten. Kemal Ergün weiter:
„Der Mangel an religions- und kultursensiblen Angeboten in der Pflege stellt muslimische Familien vor große Herausforderungen. Steht in der Familie ein Pflegefall an, haben Betroffene keine Wahlfreiheit zwischen häuslicher Selbst- und professioneller Pflege. Sie müssen die Pflege oft selbst stemmen unter Hinnahme von Lohnausfällen, was oftmals Altersarmut zur Folge hat.
Einem Gutachten zufolge hat schon eine Unterbrechung der Berufsarbeit von sechs Monaten im Vergleich zu ununterbrochener Berufstätigkeit einen dauerhaften Lohnverlust von neun Prozent zur Folge, bei einem Jahr Unterbrechung wächst die Lohnlücke schon auf 15 Prozent. Weitere Folgen unterbrochener oder eingeschränkter Berufsarbeit sind niedrigere Rentenansprüche und mehr Altersarmut.
In Deutschland leben über fünf Millionen Muslime. Ihre Nachfrage an religions- und kultursensiblen Pflegeangeboten steigt stetig an. Vor diesem Hintergrund müssen Angeboten geschaffen werden. Die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş prüft und erörtert den Aufbau entsprechender Angebote. Es müssen alle Anstrengungen unternommen werden, um den Menschen bedarfsorientiert Dienstleistungen in der Pflege anzubieten.
Um dem drohenden Altersarmut zu begegnen steht aber auch die Politik in der Pflicht. Denkbar sind verschiedene Modelle, um den Lohnausfall während der Pflege und im Alter zu kompensieren: Ein Familienpflegegeld analog zum Elterngeld, eine Lohnersatzleistung oder eine Anhebung der Rentenpunkte für pflegende Angehörige.“