Pressemitteilung
Islamische Gemeinschaft: „Islamismus“ oder „islamistisch“ sind höchst problematische Label
09. April 2025
„Begriffe wie ‚Islamismus‘ oder ‚islamistisch‘ sind höchst problematische Label. Sie führen zu gefährlichen Assoziationen in den Köpfen der Menschen. Eine Debatte darüber ist lange überfällig“, erklärt Ali Mete, Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG). Anlass ist eine in Berlin angestoßene Diskussion um die Nutzung von Begriffen wie „Islamismus“ oder „islamistisch“.
„Die Islamische Gemeinschaft begrüßt die aktuelle Debatte um die Verwendung des Begriffs ‚Islamismus‘. Denn Sprache ist nicht neutral – sie prägt unser Denken, unsere Wahrnehmung und letztlich auch unser gesellschaftliches Miteinander. Begriffe, die zur Beschreibung von Extremismus das Wort ‚Islam‘ enthalten, erzeugen problematische Assoziationsketten: Sie verknüpfen eine Religion mit Gewalt, Gläubige mit Bedrohung, Moscheen mit Radikalität. Das geschieht nicht bewusst – aber es wirkt. Zahlreiche Studien haben diesen Zusammenhang belegt.
Die meisten Täter, die sich vermeintlich auf ihre Religion berufen, sind nicht Teil religiös-sozialer Strukturen und Gemeinschaften. Sie handeln nicht aus der Überzeugung ihrer Religion heraus, sondern instrumentalisieren sie – oft, ohne sie überhaupt zu kennen. Auch ihre Biografien und Lebensstile zeigen meist deutlich: Es fehlt an religiöser Praxis, an spiritueller Verwurzelung, an sozialer Gemeinschaft. Ihr Bezug zur Religion ist nicht theologischer Natur – er ist politisch aufgeladen, verzerrt und oft grundlegend falsch.
Vergleichbare extremistische Phänomene gibt es auch in anderen Religionen. Doch dort spricht zu Recht niemand etwa von ‚christlichem Terror‘ oder ‚buddhistischem Extremismus‘. Aus den kruden Selbstwahrnehmungen der Täter dürfen keine allgemeinen gesellschaftlichen Wahrnehmungen erwachsen. Genau das aber passiert, wenn wir die Sprache nicht hinterfragen.
Wer Extremismus wirksam bekämpfen will, darf ihn nicht religiös codieren. Was wir brauchen, ist eine präzise, differenzierte Sprache, die benennt, ohne zu stigmatisieren. Nur so können wir einer offenen, demokratischen und diskriminierungsfreien Gesellschaft näherkommen.“