Freitagspredigt
Irschad – eine unverzichtbare Aufgabe
27. Februar 2015Verehrte Muslime!
„Irschad“ kommt von „Ruschd“ (arab. Reife) und bedeutet, eine Person zur Reife zu führen, indem man ihre Mängel beseitigt, sie auf den rechten Weg leitet und ihr Ratschläge erteilt.
Verehrte Muslime!
„Irschad“ kommt von „Ruschd“ (arab. Reife) und bedeutet, eine Person zur Reife zu führen, indem man ihre Mängel beseitigt, sie auf den rechten Weg leitet und ihr Ratschläge erteilt.
Das Ziel des Irschad ist es, die Menschen zur religiösen Wahrheit zu führen. Sie sollen sich in Einklang mit dieser Wahrheit innerlich und in ihrem Verhalten weiterentwickeln. Diese Aufgabe erfordert besondere Fähigkeiten. Im Koran heißt es: „Lade zum Weg deines Herrn mit Weisheit und schöner Ermahnung ein, und diskutiere mit ihnen auf die beste Art und Weise.“[1] Mit „Weisheit“ ist in diesem Vers Rhetorik gemeint; „schöne Ermahnung“ bedeutet, jemanden in angemessener Weise auf den rechten Weg zu führen; „ auf die beste Art und Weise diskutieren“ heißt, zur Wahrheit zu gelangen, ohne in Streit und Polemik zu verfallen.
Unser Prophet sagte: „Jemandem dort, wo er in Ratlosigkeit und Verwirrung geraten ist, eine Wegweisung (Irschad) zu geben, ist wie Almosen geben.“[2] In dem angeführten Koranvers und Hadith, wird Irschad genau in seiner heutigen Bedeutung gebraucht. Demnach ist Irschad die Hilfe für jemanden, der unwissend, unentschlossen, fehlgeleitet oder hilflos ist. Insbesondere für uns als Mitglieder einer Gemeinschaft, die sich für eine umfassende Bildung einsetzt, ist diese Aufgabe von großer Bedeutung.
Lieber Geschwister!
Jeder kann, unabhängig von seinem Bildungsstand, Alter, gesellschaftlichen Status und seiner kulturellen Zugehörigkeit in eine seelische Krise geraten. Auch unser Prophet war manchmal traurig und mutlos. Doch Allah gab ihm Trost durch den Koran. Die Suren Duhâ und Inschirâh enthalten tröstende und moralisch stärkende Inhalte für den Propheten.[3]
Ein wesentlicher Grund für die Notwendigkeit des Irschad-Dienstes ist das menschliche Bedürfnis nach Versöhnung. Denn das Zusammenleben in der Gemeinschaft, Familie oder bei der Arbeit führt unausweichlich zu Streitigkeiten, ob wir wollen oder nicht.
Verehrte Muslime!
Es gehört zu unseren Pflichten, im Falle von Meinungsverschiedenheiten, Personen zu finden, die die Zerstrittenen auf den rechten Weg weisen können. Die Gläubigen können diese schwierige Aufgabe im Bewusstsein der Geschwisterlichkeit und in aufrichtiger und gerechter Weise auf Grundlage der Befehle und Ratschläge Allahs und seines Gesandten leicht bewältigen.
Um die Irschad-Arbeit verwirklichen zu können ist es notwendig, dass wir unsere Gemeindemitglieder besuchen und sie in die Moschee einladen. Die Pflicht, das Freitagsgebet und die Festtagsgebete gemeinschaftlich zu verrichten, ist im Hinblick auf den Irschad von besonderer Bedeutung. Denn im Kontext eines Gottesdienstes lassen sich Streit und Feindschaft am besten beseitigen.
Zudem können wir die recht langen Winternächte als Gelegenheit nutzen. Wir sollten gemeinsam, Hand in Hand mit unseren Imamen und dem Vorstand im Rahmen unserer Möglichkeiten versuchen, möglichst viele Menschen zu erreichen. Auf diese Weise können wir dafür sorgen, dass unsere Geschwister an den Aktivitäten in den Moscheen teilnehmen und auch selbst Aktivitäten organisieren. Wir sollten nicht vergessen, dass jeder Mensch ein Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, Zugehörigkeit und auch nach Ratschlägen hat.
[1] Sure Nahl, 16:125
[2] Tirmizî, Birr, 36
[3] s. Sure Inschirâh, 94:1-8; Sure Duhâ, 93:1-11