Gemeinschaft
IGMG-Studentenabteilung organisierte dreitägiges Blockseminar
01. Dezember 2009Nachdem Nazife Şişman in ihrem Vortrag zum Thema „Globalisierung, Feminismus und der Islam“ zunächst diese Überbegriffe definiert hatte, analysierte sie, in welcher Weise die Frage der Frau in der zunehmend globalisierten Welt wahrgenommen werde. Şişman zufolge sei Globalisierung zu allererst ein Zeichen sozialen Wandels. Globalisierung sei eine Art kulturelle Homogenisierung, die Standardisierung des Lebens und eine Folge der Industrialisierung. Mit dem sozialen Wandel haben sich die Stellung der Frau und ihr Bild ebenfalls verändert. Der Feminismus sei Produkt dieses Wandels, als Reaktion auf dessen Konsequenzen. Die islamische Welt stehe auch unter dem Einfluss der Globalisierung (meist aufgrund von Besetzungen) und habe einen Wandel vollzogen. Nazife Şişman konfrontierte ihre ZuhörerInnen nach der Analyse der Beziehungen zwischen Feminismus, Globalisierung und Islam mit der Frage „Welche Haltung sollte die islamische Welt einnehmen?“ und beließ es dabei.
Fatma K. Barbarosoğlu hat sich mit der Thematik „Modernisierung“ befasst. Sie erwähnte zunächst den Friedensvertrag von Karlowitz aus dem Jahr 1699 als den Wendepunkt, denn dieser Vertrag sei der erste Fall in der osmanischen Geschichte gewesen, wodurch die Osmanen Land verloren hätten. Dieser Verlust habe die Frage aufgeworfen, wie es bloß dazu gekommen sei. Seit jeher suchten Muslime die Antwort auf diese Frage. Barbarosoğlu analysierte sowohl die Frage als auch die darauf gegebenen Antworten und schilderte den durch dieses Problem ausgelösten sozialen Wandel mittels konkreter Beispiele aus der Geschichte. Im zweiten Teil ihres Vortrages referierte sie über die Auffassung „Lasst uns die Technologie des Westens nehmen, aber die Kultur nicht“. Barbarosoğlu hat lange Erklärungen dazu gegeben, dass die Inanspruchnahme der Technologie auch bedeutete, unter Einfluss der Kultur zu stehen.
In seinem Vortrag „Was heißt Tradition, was Moderne?“ ist Ebubekir Sifil auf die Bedeutungen dieser Begriffe näher eingegangen. Um zu verdeutlichen, wie sehr die Moderne die Muslime beeinflusse, hat er darauf hingewiesen, dass der Begriff „Tradition“ – wohlgemerkt pejorativ besetzt – sogar von Seiten der „Traditionalisten“ verwendet werde. Sifil betonte, dass sich die Religion mit dem Wechsel des terminologischen Rahmens verändere und wir uns auf unsere Essenz, unsere eigenen Termini, unser eigen Gedankengut rückbesinnen müssten. Er beendete seinen Vortrag mit der Beantwortung von Fragen.
Neben den Seminaren haben die Teilnehmer versucht, die Frage zu beantworten, wie Muslime in der europäischen Öffentlichkeit auftreten können. Gedanken zu den Themen, welche Ziele die Studentenabteilung verfolgt und mit welcher Methode dies geschehen sollte, wurden ausgetauscht. Das Blockseminar über das Wochenende endete damit, dass die Teilnehmer ihre Vorschläge und Wünsche zum Ausdruck brachten und der Vorsitzende der Studentenabteilung Celal Tüter Stellung zu den Bewertungen nahm.