Generalsekretariat
IGMG schnürt Maßnahmenpaket für Flüchtlinge
10. September 2015Über 600 IGMG-Moscheen und Einrichtungen nehmen 1.000 Flüchtlingsfamilien auf / Ausweitung der Opfertierkampagne erstmals auf Deutschland / IGMG stellt Kommunen Liegenschaften zur Unterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung / islamische Privatschulen werden Kontingente für Flüchtlingskinder schaffen – kostenlos / Start einer großen Spendenkampagne für Flüchtlinge.
Mit einem umfangreichen sofort-Maßnahmenpaket reagieren die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) und der Hilfs- und Sozialverein e.V. (HASENE) auf die aktuelle Flüchtlingssituation in Deutschland und Europa. „In einem ersten Schritt wird jede IGMG-Moschee und Einrichtung in Deutschland und Europa mindestens eine Flüchtlingsfamilie aufnehmen. Bei mehr als 500 Moscheen und über 100 sonstigen Einrichtungen rechnen wir mit der Aufnahme von etwa 1.000 Familien. Das wären etwa 4.000 Flüchtlinge“, so der IGMG-Generalsekretär Bekir Altaş.
Den Flüchtlingsfamilien sollen die Gemeinden nicht nur Unterkunft und Verpflegung zur Verfügung stellen, sondern sie in allen Lebenslagen unterstützen und ihre Eingliederung in ihr neues Umfeld fördern, etwa bei Antragsstellungen, Behördengängen, Wohnungsbesichtigungen, der Arbeitsplatzsuche oder der Einschulung von Kindern. Konzipiert sei die Aufnahme als eine Art „erweiterte und langfristige Familienpatenschaft“.
HASENE-Vorsitzender Mesud Gülbahar erklärt zum bevorstehenden Opferfest: „Erstmals werden wir in diesem Jahr die Opfertierkampagne auch auf Deutschland ausweiten. Die Opfertierkampagnen finden normalerweise in ärmeren Ländern statt. Angesicht der aktuellen Situation und der zahlreichen Anfragen haben wir uns aber dazu entschlossen, auch in Deutschland Lebensmittelpakete zu verteilen.“
Ergänzt werde die Opfertierkampagne auch mit einem allgemeinen Spendenaufruf. „Wir werden alle Moscheegmeinden mobilisieren, zu Spenden aufrufen und Flüchtlinge unterstützen, wo es geht. Mehrere IGMG-Liegenschaften werden bereits als Flüchtlingsunterkünfte genutzt. An mehreren Orten laufen weitere Gespräche mit den Kommunen“, so Bekir Altaş weiter, um das Angebot zu erweitern. In Altensteig bei Stuttgart etwa sei bereits eine weitere geeignete Immobilie konkret im Gespräch.
Zudem wird die IGMG in staatlich anerkannten islamischen Schulen in privater Trägerschaft Kontingente für Flüchtlingskinder schaffen. In der Regel ist der Besuch dieser Schulen kostenpflichtig. „Wir haben bereits Gespräche mit mehreren Schulen geführt und sind auf bestem Wege, schon in Kürze ein dreistelliges Kontingent für schulpflichtige Kinder zu schaffen. Dort werden sie eine gute Ausbildung erhalten“, erklärt Altaş. EU-weit werden Gespräche mit knapp 70 Schulen geführt.
Bekir Altaş und Mesud Gülbahar widersprechen in diesem Zusammenhang Vorwürfen, Muslime würden sich zu wenig für Flüchtlinge engagieren. Abgesehen davon, dass sämtliche Projekte ausnahmslos privat und durch Spendengelder finanzierte seien, treffe der Vorwurf, Muslime seien passiv, nicht zu. „Muslime sind im In- und Ausland vielfältig aktiv. In Wien etwa hat eine IGMG Gemeinde 200 Flüchtlinge aufgenommen. Wo immer neue Flüchtlinge ankommen, sind Muslime mit Lebensmittelpaketen vor Ort an den Bahnhöfen. Darüber hinaus laufen hunderte kleine und große Projekte von Muslimen verteilt über das gesamte Bundesgebiet“, erklären Altaş und Gülbahar. Das einzige, was man Muslimen in diesem Kontext vorwerfen könne, sei die sicherlich ausbaufähige Öffentlichkeitsarbeit. Das stehe an solchen Tagen aber ohnehin nicht im Vordergrund.