Gemeinschaft

IGMG-Opfertierkampagne erfreut die Ummah

25. Februar 2007

Auch dieses Jahr nahm die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG) an der Freude der Umma anlässlich des Opferfestes mit einem großen Beitrag teil. Laut Berichten der Zuständigen für soziale Dienste der Regionalverbände sowie der Helfer der Opfertierkampagne wurden dieses Jahr 63 615 Opfertierbeträge gespendet, jedoch insgesamt 84 560 Opfertiere in den Einsatzgebieten geschächtet und verteilt.

Eine Kampagne, die Muslime erfreut hat

Die Helfer der IGMG-Opfertierkampagne, die in den Einsatzgebieten mit offenen Armen und sehr viel Freude empfangen wurden, berichten, dass die Kampagne die Brüderlichkeit und Solidarität zwischen Muslimen gestärkt hat. Jeder Helfer kehrte aus den Einsatzgebieten mit einem Bericht zurück, die als Leitfaden für zukünftige Helfer bei den Einsätzen in den jeweiligen Ländern dienen sollen.

Wir danken allen Helfern, die unter schwersten Umständen weite Wege auf sich genommen haben und die Schächtung und Verteilung der Opfertiere vor Ort erfolgreich durchgeführt haben. Aus Platzgründen sind wir leider gezwungen, nur einige Beispiele aus vielen Ländern zu nennen, in denen die IGMG-Opfertierkampagne stattgefunden hat.

Welches Land oder Region soll hier genannt werden? Der Balkan, der Kaukasus, der Nahe oder Ferne Osten oder Afghanistan, Pakistan, Kaschmir, Kasachstan, Kirgisien, die Mongolei, Nordturkestan, die Türkei, der Jemen, Palästina, der Libanon, Burma-Arakan, Indonesien, Banda Aceh, Mosambik, Somalia oder Äthiopien? Oder gar der Sudan, Mali, Sierra Leone, Ruanda, Burundi, Südafrika, Surinam, Gambia, Senegal, Togo, Niger, Nigeria, Tschad, Kamerun oder Uganda? Oder Tansania, Eritrea, Bangladesch, Nordirak, Algerien, Krim, Tschetschenien oder Aserbaidschan? Die Entscheidung fällt schwer“¦ Jedes dieser Länder und Regionen, in denen unsere Helfer so selbstlos ihre Aufgabe in der Kampagne vollbracht haben, verdient es, hier wiedergegeben zu werden.

Lasst uns mit der Berichterstattung aus Indonesien beginnen, in dem unsere Helfer durch eine erneute Flutkatastrophe überrascht wurden und die sich genötigt sahen, zunächst erste Hilfen für die Flutopfer zu leisten, bevor sie sich überhaupt mit den Opfertierspenden beschäftigen konnten.

„Terima Kasih Banyak“ IGMG
Vielen Dank IGMG


Die Flutkatastrophe, bei der viele Orte in Aceh im Norden von Sumatra überflutet wurden, hat über hundert Menschen das Leben gekostet. Die Verantwortlichen der IGMG-Opfertierkampagne für Indonesien, Ufuk Secgin und Necati Sentürk, verteilten daraufhin sofort Hilfsgüter unter Zusammenarbeit mit der örtlichen Partnerorganisation PKPU.

Nach einer strapaziösen und gefährlichen Autofahrt erreichten sie nach sechs Stunden das Dorf Musholla Pante im Norden Acehs, das völlig unter Wasser lag. 1161 Dorfbewohner flüchteten entweder auf das höchste Gebäude des Dorfes, auf eine Moschee oder in sichere Nachbardörfer. Die Dorfbewohner konnten erst aufatmen, nachdem das Wasser nach drei Tagen wieder zurückging. Der Dorfvorsteher Zaidin brachte sie zur Zentralmoschee des Dorfes, von wo sie die Hilfspakete verteilen konnten.

Das Festgebet wurde anschließend gemeinsam mit über zehntausend Menschen am 31. Dezember unter freiem Himmel auf dem großen Platz der Beitul Rahman Moschee, der Hauptmoschee Banda Acehs verrichtet. Zwei Jahre nach der verheerenden Tsunamikatastrophe, dem ca. 190 000 Menschen zum Opfer fielen, versuchen die Menschen hier zu ihrem alltäglichen Leben zurückzukehren. Viele von ihnen leben in vorübergehend gebauten Unterkünften, die von einer Reihe von Hilfsorganisationen gebaut wurden. Einige haben sich bereits wieder an den Bau neuer Häuser gemacht und so herrscht in Banda Aceh ein reges Treiben und eine energische Aufbruchsstimmung.

Das Waisenheim und Bildungszentrum der IGMG in Banda Aceh ist nun auch seit einiger Zeit in Betrieb und die hier lebenden 32 Kinder konnten sich pünktlich zum Opferfest über die Lieferung der nagelneuen Computer für ihren IT-Raum freuen. Täglich kommen neue Kinder aus umliegenden Dörfern und anderen Waiseheimen hinzu. Bis Ende Januar sollen es 50 Kinder werden. Der Komplex bietet auch einer größeren Zahl von Kindern ausreichend Platz. Nach der Verteilung der Opfertierpakete an die Bewohner der umliegenden Dörfer wurde gemeinsam mit den Kindern im Speisesaal gegessen.

Anschließend wurden ärmere Gebiete Indonesiens, die im Süden und Norden des Landes liegen, aufgesucht. Die Menschen hier sind so arm, dass sie in selbstgebauten Karton- und Wellblechhütten leben und sich von Müllresten ernähren. Nach der Verteilung von Opfertierpaketen und Spenden werden die Helfer freudig umarmt und mit „Terima Kasih Banyak IGMG“ – Vielen Dank IGMG verabschiedet.

Nun lasst uns die Blicke nach Afrika richten, genauer nach Westafrika. Nach Sierra Leone, dem Land, das sich immer noch aus der Sklaverei zu retten versucht; das Land, in dem Kindern, die nicht in einem Bürgerkrieg kämpfen wollen, die Arme und Beine abgeschnitten wird. Der IGMG-Helfer aus Holland, Hüseyin Yilmaz, berichtet, dass er so wie andere Helfer mit Freudentränen empfangen wurde und fährt fort:

„Die Kinder in Sierra Leone flohen zunächst, sobald sie weiße Menschen gesehen hatten. Denn für sie bedeutete der Anblick eines weißen Mannes nichts als Unglück. Doch nachdem sie sich uns näherten und anfassten, sahen sie überrascht, dass wir genauso wie sie waren.“

Es ist paradox, dass obwohl Sierra Leone reich an Bodenschätze wie Diamanten ist, die Bürger dennoch sehr arm sind. Wir sehen hier ein tragisches aber übliches Beispiel der Kolonialisierung.

Dies kann Erhan Özcan, Verantwortlicher der Opfertierkampagne für Niger nur bestätigen. Zu sehen, welch eine Bedeutung hier eine neue Schule und ein ausgegrabener Wasserbrunnen hat, führt uns unsere Situation erkennen und erfüllt uns mit Dankbarkeit gegenüber Allah.

Erhan Özcan berichtet: „Nachdem wir nach der Abreise aus Lyon Niamey erreicht hatten, wurden wir von Brüdern wie jedes Jahr sehr freudig empfangen. Wir danken Allah teala dafür, dass uns unser Glaube verbindet, obwohl wir verschiedene Sprachen, Kultur und Hautfarbe haben. Ohne jedoch zu vergessen, dass leider viele muslimische Länder – die Türkei gehört dazu – hier noch nicht einmal eine Botschaft haben; in einem Land, dessen Bevölkerung fast ausschließlich muslimisch ist.“

Die Verantwortlichen der IGMG für Nigeria, Celal Tüter und Kenan Kaykun, berichten aus der zweitgrößten Provinz Nigerias, Kano, die gleichzeitig über viele Erdölreserven verfügt, während sie die Vorbereitung für die Opfertierkampagne treffen. Die Region ist die ärmste des Landes. Ein großer Teil der Bevölkerung lebe hier unter der Armutsgrenze. Dass der hohe Anteil der Bevölkerung an Muslimen (zu 70 %) spiele bei der ungerechten Verteilung des Landeseinkommens eine große Rolle. Doch die IGMG verhilft durch ihre Anwesenheit den Menschen vor Ort zu glücklichen Momenten und freudigen Opferfesttagen.

Wir fahren mit unserer Reise fort und halten bei Pakistan, Kaschmir und Afghanistan an. Die elfköpfige IGMG-Gruppe befand sich unter der Leitung von Ibrahim Kaygisiz und Muhammed Ulu. Sie setzten das Opfern und Verteilen der Opfertiere unter der Zusammenarbeit mit einer pakistanischen Stiftung fort. Anschließend wurde einigen Insassen des Zentralgefängnisses Rawalpindi, die sich seit zwei Jahren dort befanden, zur Entlassung verholfen, da sie aus verschiedenen Gründen nicht entlassen wurden. Sie nahmen außerdem die Schächtung und Verteilung von Opfertieren in den Orten Rawalpindi und Islamabad und deren Umgebung, sowie in Lahore und anderen Gebieten vor.

D ie Kampagne in Kaschmir wurde nach dem Besuch des Ministerpräsidenten Sardar Iskender Hayat Han mit der Schächtungen der Opfertiere in Nord- und Süd-Kaschmir fortgeführt. Beispielsweise Muzaffarabad, Mansahra, Bag, Poonch, Kotli und viele andere Dörfer gehören zu den Zielgebieten der Kampagne. Während des Festtagsgebets, welches in der Zentralmoschee in Muzaffarabad verrichtet wurde, bedankte sich der Imam der Moschee bei der IGMG für ihre Hilfeleistungen. Anschließend wurden die Opfer des Erdbebens vom letzten Jahr besucht und die Behausungen, die die IGMG zur Verfügüng gestellt hatte, begutachtet.

Aufgrund der Visumsverweigerung der amerikanischen Regierung für die Einreise nach Afghanistan wurde die Opfertierschächtungen in den Flüchtlingslagern in und um Paschawar, in denen eine Vielzahl von afghanischen Flüchtlingen lebt, durchgeführt.

Im Libanon wurden die IGMG-Helfer sehr warm und gastfreundlich empfangen, so dass sie sich in keinerlei Weise wie Fremde fühlten. Der Libanon ist durch die Angriffe Israels dem Erdboden gleich gemacht worden. Die Menschen hegen trotzdessen Hoffnung und beten.

Im Libanon leben viele Palästinenser, die nach der Besatzung Israels dort Zuflucht gesucht haben. Sie leben größtenteils in der Hauptstadt Beirut und der Umgebung in Flüchtlingsghettos. Leider musste die Opfertierkampagne unter diesen traurigen Umständen durchgführt werden.

Gehen wir nun vom Libanon nach Bosnien über. In Bosnien, einem Land, das die Folgen des Krieges immer noch nicht überwunden hat, sind unsere Beauftragten der Jugendabteilung unterwegs. Vorab geht es nach Srebrenica, an den Ort der Märtyrer und Opfer. Zusammen mit dem Bürgermeister Abdurrahman Malkic wurden die Dörfer einzeln besucht, Bedürftige ermittelt und die Opfertiere verteilt. Die Menschen in Srebrenica kennen die IGMG besonders gut. Während und nach dem Krieg stand die IGMG den Opfern immer zur Seite und unterstütze sie in gerichtlichen Prozessen zur Erlangung ihrer Rechte. Wir schätzen die Bittgebete der Mütter in Srebrenica, die sie für uns sprechen. Die Opfertiere wurden in den Städten Visoko, Sarajevo, Mostar und Banja Luka verteilt.

Opferfest im Schatten von Waffen: Somalia und Äthiopien

Yasar Cimsit und Mehmet Günestepe, die Beauftragten der Opfertierkampagne in Somalia und Äthiopien, reisten zurzeit der Angriffe der USA, die ihnen den Weg dorthin fast unmöglich machten, nach Somalia. Leider erreichte man nicht alle Orte, die zur Verteilung der Opfertierspenden vorgesehen waren. Die Beauftragten, die unter diesen Umständen ihre Arbeit fortsetzten, teilten mit, dass die Menschen dort auch in Friedenszeiten Hilfe benötigen. Die Menschen leben hier ohne Perspektiven. Die Zahl der Lager, die mit Behausungen aus Gras, Pappe, Plastik oder Blech gebaut sind, wird immer größer. Wir erfahren, dass die Flüchtlinge, die Richtung Kenia ausgewandert sind, nicht im Land aufgenommen werden. Statt Zuflucht zu bekommen, werden sie zur Zielscheibe von Angriffen.

Begeben wir uns nun in Richtung Westen, nach Tschad und Kamerun. Zwei Länder Mittelafrikas, deren größten Bevölkerungsteil Muslime bilden. In Tschad ist es die Hälfte der Bevölkerung, in Kamerun ein Fünftel. Unter der Leitung von Süleyman Yildirim hat die IGMG-Gruppe in Kamerun und Tschad insgesamt 4 093 Opfertiere geschächtet und an bedürftige Dörfer verteilt. Neben den Opfertieren wurden zudem drei Brunnen ausgegraben und Schultaschen, Hefte und Stifte sowie Rollstühle zur Verfügung gestellt. Es wurde auch das Jahresbudget für die Einstellung eines Dorfimams gespendet. Ernsthafter Bedarf besteht an Schulutensilien, was sich besonders in den Dörfern bemerkbar macht. In diesem Bereich muss noch viel getan werden.

Von Mittelafrika aus wenden wir uns Mittelasien zu und begegnen in dem kalten Kasachstan einem Volk voller Wärme.

Ramazan Baslik und Bedri Gezer führten die Opfertierkampagne an Orten wie Waisenhäusern, Altenheimen, Armenhäusern, Gefängnissen, Studentenwohnheimen und -häusern aus. Hier wurden die Opfertiere an alle Bedürftigen verteilt.

Von Kasachstan aus geht es mit Yayha Amil weiter nach Kirgisistan. Hier zeichnet sich Armut und Arbeitslosigkeit besonders aus.

Im Namen aller europäischen Muslime sind wir erfreut, zu sehen, dass die Unterstützung, die seitens unserer Organisation durch Spenden zu Bildungszwecken geleistet worden ist, zu Erfolgen geführt hat. Wir treffen uns mit dem Obermufti, Murat Ali Cumanov, dem Rektor der Islamischen Universität, Abdussükür Normatov und dem Vorsitzenden des Anstands- und Moralzentrums, Özbek Cotonov. Sie alle bedankten sich bei uns für die Opfertierkampagne und sprachen Bittgebete für uns aus.

Die Ukraine gehört ebenfalls zu den Ländern, in denen jedes Jahr die Opfertierkampagne stattfindet. In der Ukraine leben etwa 2 Millionen Muslime, 200 Moscheen und 20 islamische Zentren sind vorhanden. Die älteste Moschee in der Ukraine ist 100 Jahre alt. Die Ahiska Türken leben im Osten des Landes und verdienen ihr Einkommen mit Landwirtschaft, wobei das Verdiente unter dem Durchschnitt liegt. Arbeitslosigkeit ist einer der Hauptprobleme im Land. Den Festtag verbringen wir mit Muslimen, die in der Umgebung von der Stadt Donetsky leben, die 700 km östlich von Kiew liegt.

Als nächstes machen wir einen Halt in Surinam. Seit letztem Jahr wird auch in diesem Mittel-/Südstaat Amerikas die Opfertierkampagne durchgeführt. In Zusammenarbeit mit der muslimischen Organisation in Surinam und ihrem Vorsitzenden, Michel Soubhan, wurde die Kampagne verwirklicht. Hier kann man wieder die Bedeutung der Brüderlichkeit und Solidarität in vollem Maß erfahren. Wir danken Allah wieder und wieder. Es wird auch Kontakt mit anderen islamischen Organisationen in der Region geknüpft. Beispielsweise traf man den Vorsitzenden des Guyana Islam Zentums, Fazeel M. Ferouz.

Wir möchten diesen Artikel mit einem Land beenden, das weit im Osten liegt, Sri Lanka. Egal von welchem Land wir gerade berichten, jedes Land hat seine eigene Geschichte. Leider hatten wir diesmal nicht die Möglichkeit, über jedes Land detailliert zu berichten.

Die Menschen in Sri Lanka sind sowohl von dem seit 23 Jahren andauerndem Bürgerkrieg als auch von dem Tsunami vor zwei Jahren tief erschüttert. Die Muslime hier stellen sich auf keine der sich bekriegenden Seiten. Sie verneinen einen Bürgerkrieg. Leider ist die Zahl der durch den Krieg in Lager ausgewanderten Muslime hoch. Die bei dem Tsunami ums Leben gekommenen Menschen sind zur hälfte Muslime gewesen. Bei der Wohnkoordinierung nach dem Tsunami wurden die Bedürfnisse der Muslime nicht beachtet, so waren es wieder die Muslime, die benachteiligt wurden. Sie leben größtenteils in moscheezentrierten Gegenden oder Dörfern. Die Moschee und ihre Umgebung sind für die Sicherheit und für die Existenz der Muslime von großer Bedeutung. Da manche Städte von Buddhisten als heilig angesehen werden, sind für die Muslime dort keine Aufenthaltsmöglichkeiten vorhanden. Bestechung ist in Sri Lanka weit verbreitet. Ein Teil der Hilfen, die für die Opfer des Krieges und des Tsunamis geschickt wurden, blieben in Kreisen der Bürokratie stecken. Zwar gibt es hier nicht die Gewohnheit, sich zu umarmen, dennoch wurden die IGMG-Helfer von den Menschen dort sehr herzlich empfangen.

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