Pressemitteilung
IGMG – Generalsekretär wünscht frohe Weihnachten
22. Dezember 2009In einer Grußbotschaft wünscht der Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüş (IGMG), Oğuz Üçüncü, den christlichen Mitbürgern ein frohes Weihnachtsfest. Ferner weist Üçüncü auch auf Missstände und Probleme, die die ganze Gesellschaft betreffen, hin und warnt insbesondere vor einer „immer offensichtlicher vorangetriebenen Einschränkung unverhandelbarer Grundrechte“. Derartige Entwicklungen müssen laut dem IGMG-Generalsekretär religionsübergreifend, ohne Unterscheidung zwischen „Muslimen in nichtmuslimischen Mehrheitsgesellschaften oder Christen in muslimischen Mehrheitsgesellschaften“ und in einem steten Austausch zwischen Muslimen, Christen, Juden und Andersgläubigen konstruktiv angegangen werden. An diesem Kurs der „partnerschaftlichen Zusammenarbeit“ werde die IGMG auch weiterhin festhalten, so Üçüncü.
„Im Namen der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüş (IGMG) wünsche ich christlichen Mitbürgern ein frohes Weihnachtsfest. Zeiten des besonderen spirituellen Erlebens sind sehr bedeutungsvoll für Gemeinschaften wie auch Individuen – ermöglichen sie doch eine besonders intensive Auseinandersetzung mit dem eigenen Tun und eröffnen uns immer wieder die Möglichkeit, besinnliche Augenblicke in der Gemeinschaft zu erfahren.
Diese Zeiten führen uns aber auch Missstände um uns herum vor Augen. Immer deutlicher werden nicht nur die Errungenschaften, sondern auch die negativen Folgen und Begleiterscheinungen der Globalisierung: zunehmende Armut, diverse Spielarten von Ungerechtigkeit und Intoleranz sowie Diskriminierung. Gerade jetzt brauchen Menschen umso dringlicher eine Ethik, die ihr Tun einem vor Gott und den Menschen verantwortbaren Rahmen gegenüberstellt.
Diese Probleme gibt es aber nicht nur weit weg in der Dritten Welt, sondern mitten in unserer Gesellschaft. Die steigende Kinderarmut, verarmende Familien, Arbeitslöhne, die nicht einmal für das Mindeste ausreichen sind beunruhigende Entwicklungen. „Chancengleichheit“ scheint nur noch für die Geltung zu haben, die schon mit Geburt den „richtigen“ sozialen Hintergrund haben. Besonders Mitbürger mit Migrationshintergrund – wenn auch schon in dritter Generation in Deutschland – gehören oftmals nicht dazu.
In diesem Zusammenhang kommt man auch kaum um die unter verschiedenen Vorzeichen immer offensichtlicher vorangetriebenen Einschränkung unverhandelbarer Grundrechte herum. Doch wir dürfen kein Verständnis für Beschränkungen dieser fundamentalen Rechte zulassen, wir müssen vielmehr Wert darauf legen, dass das Bewusstsein für Menschenrechte eine größere Verbreitung in der Gesellschaft findet. Dabei dürfen wir auch keinen Unterschied zwischen Muslimen in christlichen Mehrheitsgesellschaften oder Christen in muslimischen Mehrheitsgesellschaften machen, denn Menschenrechte sind nicht verhandelbar. Umso wichtiger ist deshalb der Dialog zwischen und die Zusammenarbeit von muslimischen und christlichen Religionsgemeinschaften und gläubigen Menschen.
Die Umstände um die Geburt von Jesus (Friede sei mit ihm), den Muslime als Propheten und Diener Gottes verehren, und die Erinnerung daran mögen Anlass sein, sich dieser Grundrechte und des Stellenwerts elementarer Notwendigkeiten des menschlichen Zusammenlebens wie Gerechtigkeit, Toleranz, aber auch Solidarität und Aufrichtigkeit bewusst zu werden, welche von allen Propheten Gottes – von Adam (Friede sei mit ihm) bis Muhammad (Gottes Segen und Friede seien mit ihm) – verkündet und bestärkt wurden.
Gerade als Muslime, Christen und Juden sollten wir uns immer wieder bewusst werden, welche Verantwortung wir gegenüber uns selbst, den Menschen und gegenüber Gott haben. Denn die beschriebenen Probleme sind keineswegs Erscheinungen, die sich auf eine bestimmte Religion oder ihre Anhänger beschränken. Vielmehr sind die meisten Probleme, mit denen wir alle unweigerlich konfrontiert sind, religionsübergreifend. So sind wir aufgrund unseres Bewusstseins dazu angehalten, einen kontinuierlichen Austausch unter Juden, Christen und Muslimen, aber auch anderen Religionsangehörigen oder nicht religiösen Menschen innerhalb der Gesellschaft zu fördern und aufrecht zu erhalten.
Vor diesem Hintergrund setzt sich die IGMG für alle Belange der Muslime ein und ruft Muslime dazu auf, sich aktiv in die Gesellschaft einzubringen, um sich als verantwortungsbewusste Bürger ihren Platz innerhalb der Gesellschaft zu suchen. Gleichzeitig haben wir es auch nicht unterlassen, die Mehrheitsgesellschaft mit all ihren Organisationen zu einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit zu bewegen. An diesem Kurs werden wir auch weiterhin festhalten und hoffen, dass unsere Bemühungen von der Gesellschaft, aber mehr noch von Gott, angenommen und gewürdigt werden.
In diesem Sinne wünsche ich eine fröhliche Weihnachtszeit und ein gutes neues Jahr.“