Pressemitteilung
IGMG-Generalsekretär wünscht frohe Ostern
29. März 2010„Im Namen der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüş (IGMG) wünsche ich unseren christlichen Mitbürgern ein frohes Osterfest. Viele unserer Mitbürger bereiten sich seit dem Aschermittwoch mit verschiedenen Fastenübungen auf das Fest vor. Diese 40-tägige Zeit bis zum Karsamstag soll dem Menschen ermöglichen, durch seine Enthaltsamkeit eine neue Dimension der Verbundenheit zu dem einen Gott herzustellen bzw. aufzufrischen. Auch die Muslime warten mit großer Vorfreude auf die Fastenzeit im Monat Ramadan.
Aufgrund unseres Selbstverständnisses als Religionsgemeinschaft, die nicht nur eine besondere Verantwortung gegenüber den Menschen in unserer Gesellschaft trägt, sondern auch gegenüber Gott, sind wir für einen gesamtgesellschaftlichen Dialog bemüht – und auch verpflichtet. So wie nach islamischem Verständnis jedes Individuum seinem Schöpfer gegenüber persönlich verantwortlich ist, stehen auch wir in der Verantwortung gegenüber unseren Gemeinschaften und gegenüber Gott. Denn Allah hat den Menschen nicht grundlos erschaffen und ihn auch nicht allein gelassen. So wird im Koran gefragt: „Glaubt der Mensch etwa, unbeachtet gelassen zu werden?“ (Sure Kiyâma, [75:36]) Die Muslime sind sich im Klaren darüber, dass ihnen die Entscheidung für ihr persönliches und gemeinschaftliches Handeln freigestellt ist, sie dies jedoch letzten Endes vor Allah zu verantworten haben. Vor diesem Hintergrund sind Muslime angehalten, sich weder im „Strudel der Welt“ zu verlieren noch sich von der Gesellschaft abzuwenden und sich so ihrer Verantwortung zu entziehen.
In diesem Sinne sei auch auf die gemeinsame Verantwortung islamischer und christlicher Religionsgemeinschaften hingewiesen. Ein gemeinsames Anliegen der Religionsgemeinschaften sollte der Einsatz um die Bewahrung der Würde des Menschen in allen Lebenssituationen sein. Dies erscheint erforderlich, wenn man sich etwa der Lage der steigenden Anzahl von Arbeitslosen bewusst wird. Haben viele Hartz IV-Empfänger noch die Möglichkeit, ein menschenwürdiges Leben zu führen? Die Religionsgemeinschaften sind in der Pflicht, sich dieser Frage zu stellen.
Eine andere besorgniserregende aktuelle Entwicklung ist die Zunahme politisch motivierter Gewalt. Die Religionsgemeinschaften sollten auch hier im Sinne ihrer gesellschaftlichen Verantwortung eine klare Position vertreten und sich gegen extreme, rassistische oder islamophobe Aktionen aussprechen.
Diese und zahlreiche andere Fragen sollten in gemeinsamer Verantwortung von verschiedenen Religionsgemeinschaften in Angriff genommen werden. Dies erfordert jedoch eine stärkere Kooperationsbereitschaft und im Fall der islamischen Religionsgemeinschaft eine wesentlich stärkere institutionelle Integration des Islams.
In diesem Rahmen ist auch unsere Kritik an der zweiten Phase der Deutschen Islam Konferenz (DIK) zu verstehen. Diese bereitet den muslimischen Religionsgemeinschaften nicht nur Kopfzerbrechen, sondern wirft auch die Frage nach den Zielen des Vorhabens auf. Dies gilt zum einen für die einseitige Bestimmung der zu besprechenden Themen, die keineswegs zur Integration der Muslime beitragen werden, zum anderen auch für die Asymmetrie bei der selektiven Zusammenstellung der Teilnehmer. Die DIK kann keine Aussicht auf Erfolg haben, solange man ihr nicht eine Politik der Anerkennung zugrundelegt, die den Herausforderungen der pluralistischen Gesellschaft gerecht wird.
Unabhängig von der aktuellen Debatte über die Deutsche Islam Konferenz, möchten wir als Religionsgemeinschaft an unserer vielseitigen Zusammenarbeit mit anderen Religionsgemeinschaften und Organisationen festhalten. Die kontinuierliche Zusammenarbeit ist uns ein wichtiges Anliegen, denn gerade als Religionsgemeinschaften sollten wir uns immer wieder bewusst werden, welche Verantwortung wir gegenüber uns selbst, den Menschen und gegenüber Gott haben.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine fröhliche Osterzeit.“