Freitagspredigt
Hutba: Zuflucht bei Allah vor dem Nafs
29. November 2016Verehrte Muslime!
Im Koran heißt es: „Hast du nicht den gesehen, der seinen Nafs zum Gott nimmt? Könntest du etwa dafür verantwortlich sein?“[1] Dieser Vers sagt uns: Wer seinem Nafs, also seinen Trieben und Gelüsten folgt, findet keine Erlösung. Auch unser Prophet sagte: „Folgende Dinge führen zum Verderben des Menschen: Geiz, die Befolgung der Triebe und Selbstgefälligkeit.“[2]
Liebe Geschwister!
Wenn der Nafs nicht von Schlechtem gereinigt wird, drängt er den Menschen zu schlechten Gedanken und Taten. Er entfernt den Diener von seinem Herrn. Um sich vor den Gefahren des Nafs zu schützen, müssen wir Zuflucht bei Allah suchen. Dies ist ein lebenslanger Kampf, denn der Nafs wird den Menschen niemals in Ruhe lassen.
Zuflucht bei Allah zu suchen heißt, ihn um Kraft in diesem Kampf zu bitten. Sich Allah hinzugeben, hält den Menschen davon ab, seinem Nafs zu folgen. Denn wer sich Allah zuwendet, zeigt seinen Wunsch und seine Absicht, sich vom Nafs zu lösen und Allah näherzukommen.
Die Reinigung des Nafs ist für alle Gläubigen sehr wichtig. Allah sagt im Koran: „Wohl ergeht es dem, der sie läutert. Und verloren geht der, der sie verdirbt.“[3]
Der Nafs kann der Grund für großes Leid und Schaden sein, wenn man ihm folgt. Wenn er aber unter Kontrolle gehalten wird, kann der Mensch eine höhere Stellung als die Engel erreichen. Deshalb darf kein Gläubiger unachtsam gegenüber den göttlichen Geboten und Verboten des Korans sein und das ewige Wohl und seine Erlösung riskieren.
Verehrte Muslime!
Folgender Satz ist eine wichtige Grundlage für die Zügelung des Nafs: „Beschäftige dich mit der Wahrheit, sonst wird dich der Irrtum erobern!“ Der Mensch beschäftigt sich entweder mit Wahrheit und Wirklichkeit oder aber er füllt sein Leben mit unnützen Dingen. Denn die Natur lässt keine Leere zu. Jemand, der fruchtbares Land besitzt, pflügt entweder das Land, sät gute Saat, bewässert es und erntet schließlich den Ertrag. Oder aber er überlässt das Feld sich selbst und Unkraut und Dornen überwuchern es.
Den Nafs zu zügeln, erfordert eine besondere und ernste Anstrengung. Diese kann durch Gebete, Zikr, Schukr und Tawakkul unterstützt werden. Wenn man sich nicht anstrengt, nützt es auch nichts, Allah um Hilfe zu bitten. Der erste Schritt muss von unserer Seite kommen.
Möge Allah der Erhabene uns vor der Heimtücke unseres Nafs bewahren.
[1] Sure Furkân, 25:43
[2] Bazzâr, Musnad, Hadith Nr. 2777
[3] Sure Schams, 91:9-10