Freitagspredigt
Hutba: Weisheiten des Hadsch
06. September 2016Verehrte Muslime!
In einem Koranvers heißt es: „Siehe, das erste für die Menschheit errichtete Haus war das in Mekka – gesegnet und eine Leitung für alle Welt, wo es klare Zeichen gibt, wie die Stätte Abrahams. Wer es betritt, ist sicher. Und der Menschen Pflicht gegenüber Allah ist die Pilgerfahrt zum Hause, wer immer dazu in der Lage ist.“[1]
Unser Prophet sagte: „O, ihr Menschen! Allah machte euch den Hadsch zur Pflicht. Unternehmt den Hadsch.“[2]
Liebe Geschwister!
Der Hadsch gehört zu den wichtigsten Ibâdas des Islams. Er ist Pflicht für alle Muslime, die dazu in der Lage sind. Der Hadsch hat unzählige positive Auswirkungen auf das diesseitige und das jenseitige Leben. Er birgt unzählige Weisheiten und Lehren. Aber nur wer ihn aufrichtig durchführt, weiß, wie sehr der Hadsch auf den Menschen wirkt.
Der Hadsch ist die jährliche Vollversammlung der Muslime. Er bringt Muslime aus aller Welt zusammen, damit sie einander kennenlernen und etwas über die Lage des anderen erfahren können. Die Herkunft, Ethnie, Rechtsschule und Sprache spielt dabei keine Rolle. Kurz: Die Pilger nutzen den Hadsch, um das Umma-Bewusstsein zu stärken.
Verehrte Muslime!
Der Hadsch lässt die Pilger erfahren, was Geschwisterlichkeit und Gleichheit ist. Er zeigt ihnen, dass sich ein Araber und ein Nicht-Araber, ein Weißer und ein Schwarzer durch nichts unterscheiden, außer durch Takwâ. Der Pilger, der den Ihrâm anlegt, streift alle weltlichen Wertmaßstäbe ab.
Der Hadsch ist ein wichtiger Wendepunkt im Leben eines Menschen. Die Gedanken und das Handeln des aufrichtigen Pilgers verändern sich. Der Hadsch ist wie eine Medizin gegen Rassismus, Hass und Feindschaft.
Die Erinnerungen an den Hadsch sind unvergesslich. Der Hadsch lehrt uns Willensstärke und Selbstdisziplin. Er bringt uns Respekt vor allen Lebewesen bei. Die Pilgerfahrt ist eines der größten Zeichen für Tawhîd und Takwâ.
Liebe Geschwister!
Für eine Reise muss man sich gut vorbereiten. Der Proviant für eine weltliche Reise ist Nahrung und Kleidung. Der Proviant für eine spirituelle Reise ist die Liebe zu Allah und die Abkehr von allem außer Ihm, also Takwâ.
Im Koran heißt es: „Und sorgt für euch vor; doch die beste Vorsorge ist Takwâ.“[3] Takwâ schützt den Menschen vor allem Leid. Das ist aber nur möglich, wenn man die Gebote Allahs und des Gesandten befolgt, sich von Verbotenem fernhält und versucht, ein guter Muslim zu sein.
Kurz: Beim Hadsch kleidet sich der Pilger äußerlich mit dem Ihrâm und nährt seine Seele mit Takwâ.[4]
[1] Sure Âli Imrân, 3:97
[2] Nasâî, Manâsik, 1, Hadith Nr. 2620
[3] Sure Bakara, 2:197
[4] Sure Arâf, 7:76