Freitagspredigt
Voller Weisheit: Isrâ und Mirâdsch
15. Mai 2015Verehrte Muslime!
Ein Jahr vor der Hidschra wurde unser Prophet in der 27. Nacht des Monats Radschab von Mekka aus zur Aksâ-Moschee und von dort zum Himmel hinauf getragen. Die erste Etappe dieser Reise von Mekka nach Jerusalem nennt man „Isrâ“ (Nachtreise). Im ersten Vers der Sure Isrâ heißt es: „Gepriesen sei der, der seinen Diener des Nachts von der unverletzlichen Moschee zur fernsten Moschee führte, deren Umgebung Wir gesegnet haben, um ihm einige von Unseren Zeichen zu zeigen. Wahrlich, Er ist der Hörende, der Schauende.”[1]
Der zweite Teil dieses Ereignisses, der Aufstieg des Propheten zu dem höchsten Höhen der Himmel (Sidra al-Muntaha), heißt Mirâdsch (Himmelsreise). Das Wort Mirâdsch wird auch in den Hadithen erwähnt. Wo und wie das Ereignis stattfand, wird im Koran in der Sure Nadschm erklärt.
Liebe Geschwister!
In der Himmelsreise liegt eine tiefe Weisheit. Auf die wichtigste weist bereits den eben genannten Vers hin: Ein Teil des Korans wurde unserem Propheten direkt von Allah offenbart. Mit dem Mirâdsch und dem Isrâ wird der Glaube der Menschen auf die Probe gestellt. Allah der Erhabene macht unseren Propheten Muhammad (s), den er unter seinen Geschöpfen auswählte, zu seinem Ansprechpartner im Namen aller Geschöpfe. Er lässt ihn die Schönheit seiner Schöpfung betrachten.
Verehrte Muslime!
Wenn wir den geschichtlichen Hintergrund der Nachtreise betrachten, sehen wir, dass Allah unserem Propheten und seinen Gefährten durch dieses Ereignis Trost und Zuspruch spendet. Die vorangegangenen zwölf Jahre in Mekka waren eine schwere Zeit voller Kummer und Angst, in der Bedrängnis, Folter und Boykotte an der Tagesordnung waren. In dieser Zeit hatte Hadîdscha (r), die geliebte Frau des Propheten, immer an dessen Seite gestanden, und ihm ihre Unterstützung niemals versagt. Der Tod Abû Talibs, der unseren Propheten stets beschützt hatte, fiel genau in die Zeit wie der Angriff auf ihn während seiner Reise nach Taif. Er versuchte Auswege aus der schwierigen Lage zu finden. Mit der Nacht- und Himmelsreise hat Allah der Erhabene das Herz des Propheten und das der Gläubigen beruhigt.
Liebe Geschwister!
Der Mirâdsch steht, wie man aus den Hadithen erfährt, in engem Zusammenhang mit dem fünfmaligen Gebet (Salâh). Der Salâh war eine Ibâda, das von allen Propheten verrichtet wurde. Auch unser Prophet verrichtete seine Gebete kontinuierlich. Mit dem Mirâdsch wurde das es schließlich für alle Gläubigen zur Pflicht. Diese Tatsache macht den besonderen Stellenwert des Gebets unter allen anderen Gottesdiensten deutlich.
Denn der Salâh ist eine Ibâda, bei der eine Kommunikation zwischen Gott und seinem Geschöpf stattfindet und eine lebendige Verbindung hergestellt wird. Es ist eine Ibâda, die keine Vernachlässigung gestattet. So sagte unser Prophet: „Das Gebet ist der Mirâdsch des Gläubigen.“
In Hochachtung der uns heute bevorstehenden Mirâdsch-Nacht, die wir Muslime mit Gebeten und Gottesdiensten verbringen werden, wünschen wir uns für die gesamte Menschheit und die islamische Welt Harmonie und Frieden. Möge Allah unsere Duâs annehmen!
[1] Sure Isrâ, 17:1