Freitagspredigt

Versorgt sie mit euren Speisen

24. April 2015

Verehrte Muslime!
Der Mensch hat eine besondere Stellung unter den Geschöpfen Allahs. Allah hat ihn zu seinem Statthalter auf Erden gemacht. Mit seinen Fähigkeiten kann er die Welt verändern und über andere Geschöpfe herrschen. Der Mensch ist aber auch schwach. Um zu überleben benötigt er sowohl Essen und Trinken als auch eine Unterkunft.

Liebe Geschwister!
Laut den Vereinten Nationen hungern weltweit 805 Millionen Menschen – trotz aller Entwicklung und technischem Fortschritt. 72% der Bevölkerung Afrikas sind arm. Jedes Jahr sterben 11 Millionen Menschen an den Folgen von Hunger. Derweil verdient etwa 1% der Weltbevölkerung genauso viel wie die übrigen 99%. „Dem einen ganze neun und den neunen eine Münze. Diese Verteilung nähme selbst der Wolf nicht vor, und wäre er der König der Schafe.“ Diese Worte eines Dichters beschreiben treffend den Charakter der ungerechten Verteilung auf unserer Welt.

Überall auf der Welt gibt es Menschen, die nicht einmal ein Stück Brot zu essen finden, Menschen, deren Iftar- und Sahur-Tische leer sind. Wir sehen dies mit eigenen Augen, wenn wir anlässlich von Hilfskampagnen in unterentwickelte Länder reisen, oder hören dies von anderen, die ebenfalls persönlich vor Ort waren.

Verehrte Muslime!
Unser Prophet befahl in seiner Abschiedspredigt, diejenigen, die damals in Not lebten, nämlich die Sklaven, und Arbeiter, die keine angemessene Entlohnung für ihre Leistung bekamen, zu schützen. Er sagte: „…Versorgt sie mit euren Speisen, und kleidet sie mit dem, mit dem ihr euch kleidet!…“ Deswegen betrachten wir die Speisung der Hungernden mit dem, was wir selbst essen, die Versorgung der Armen und Bedürftigen als Ibâda. Ihnen und den Unterdrückten in Syrien, den Notleidenden in Mittelafrika und den Bedürftigen in Somalia beizustehen ist unsere menschliche Pflicht. Alhamdulillâh sind unsere Esstische reich gedeckt. Wir müssen durch die Abgabe eines Teils dieser Gaben an die Armen zeigen, dass auch unsere Herzen reich sind.

Liebe Geschwister!
Im Koran heißt es: „Und diejenigen, die mit dem knauserig sind, was Allah in seiner Huld ihnen gab, sollen nicht wähnen, es diene ihnen zum Guten: Nein! Zum Bösen dient es ihnen. Als Kette sollen sie am Tag der Auferstehung um den Hals tragen, womit sie gegeizt hatten. Und Allahs ist das Erbe der Himmel und der Erde. Und Allah kennt wohl euer Tun.“[1]

Unser Prophet sagte: „Jeden Morgen steigen vom Himmel zwei Engel herab. Einer spricht ein Bittgebet: ‚O Allah! Entlohne die, die Unterhalt spenden.’ Der andere spricht eine Verwünschung aus: ‚O Allah! Gib dem Geizenden Verlust (vernichte sein Vermögen).’“[2] Diese Worte können als Auslegung des Koranverses verstanden werden.

Verehrte Muslime!
Der IGMG Hilfs- und Sozialverein Hasene hat vor dem Beginn des Ramadans eine Lebensmittel-Kampagne gestartet. Unsere Brüder und Schwestern haben sich zum Ziel gesetzt, 50.000 Lebensmittelpakete in 45 Ländern und 35 Provinzen der Türkei an Hunderttausende Bedürftige zu verteilen. Unter dem Motto „Versorgt sie mit euren Speisen“ wollen sie in den verschiedensten Regionen der Welt eure Hilfen auf die Esstische der Bedürftigen bringen. Lasst uns an diesem schönen Projekt teilnehmen. Lasst uns den Schwachen und Armen dieser Welt, die dem Hunger und dem Elend ausgesetzt sind, unsere helfende Hand ausstrecken. Wenigstens wir sollten den vergessenen Teil der Menschheit nicht im Stich lassen. Lasst uns an die Dinge denken, an die wir uns notwendigerweise erinnern müssen. Und lasst uns niemals vergessen, dass wir dafür verantwortlich sind, ihnen von dem zu essen zu geben, was wir selbst essen.

Möge unser Herr uns weder zu den Vergessenden noch zu den Vergessenen zählen. Âmîn!

[1] Sure Âli Imrân, 3:180
[2] Buhârî, Zakat, 45, Hadith Nr. 1442

pdf Hutba: Versorgt sie mit euren Speisen

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