Freitagspredigt
Hutba: Verantwortung für die Umwelt
02. Juni 2022Verehrte Muslime!
Als „Statthalter Allahs“, also Kalif, ist der Mensch Gestalter und Beschützer dieser Welt. Das bedeutet, die Welt zum Wohlgefallen Allahs klug und bewusst zu gestalten. Denn unsere Umwelt ist uns anvertraut; wir sind für sie verantwortlich.
Leider ist es so, dass wir Menschen die Welt, die wir den kommenden Generationen hinterlassen werden, zerstören und ihre natürlichen Ressourcen verschwenden. Im Koran heißt es: „In Erscheinung getreten ist Unheil zu Land und Meer als Folge dessen, was die Menschen anrichteten, damit er sie einiges von ihrem (Fehl-)Verhalten spüren ließe, auf dass sie umkehren.“[1] Umweltzerstörung wird in Kauf genommen, um den Wohlstand zu bewahren oder zu steigern.
Wir Menschen haben Unheil angerichtet und sehen nun die bitteren Folgen. Laut der Weltgesundheitsorganisation sterben jedes Jahr eineinhalb Millionen Kinder unter fünf Jahren an den Folgen von Umweltver-schmutzung wie Luftverschmutzung, schmutzigem Wasser und mangelhafter Hygienebedingungen. Das ist ein Viertel aller sterbenden Kinder weltweit.
Liebe Geschwister!
Der Mensch kann alles auf der Welt nutzen. Dabei darf er aber nicht verschwenden oder zerstören. Im Koran heißt es: „Er hat euch alles dienstbar gemacht, was in den Himmeln und auf Erden ist; alles ist von ihm. Hierin sind wahrlich Hinweise für nachdenkliche Leute.“[2]
Unsere Aufgabe ist es, ihm dafür gebührend zu danken und uns der Verantwortung bewusst zu sein, die wir für diese Amâna haben. Wenn der Charakter eines Muslims schön ist, wirkt er auf alles um ihn herum: auf die Umwelt, die Menschen, die Tiere, die Pflanzen, sogar auf die leblosen Dinge. Wenn aber die Umwelt missachtet, zerstört und vergeudet wird, dann wird der Schaden auf alle Menschen zurückfallen.
Verehrte Muslime!
Aus muslimischer Perspektive ist jeder einzelne Mensch Nutzer und Beschützer der Umwelt und steht in einer Beziehung zu ihr. Unser Prophet (s) sagte: „Wenn ein sündiger und schlechter Mensch stirbt, dann werden die Menschen, die Orte, die Bäume und die Tiere von seiner Bosheit erlöst und erlangen Frieden.“[3] Das heißt: Sogar Dinge, die uns leblos erscheinen, haben ein Bewusstsein. In einem anderen Hadith sagte unser Prophet: „… etwas aus dem Weg zu räumen, was schaden könnte, ist Sadaka.“[4]
Ein Muslim betrachtet alles, was ihn umgibt, mit Liebe, Barmherzigkeit und Weisheit. Nicht Bäume, Gewässer, die Luft und die Natur auszubeuten ist das Ziel, sondern ihren Wert und ihre Stellung in er Schöpfung zu erkennen.
Die Umwelt zu verschmutzen, ist mit einem guten Charakter nicht vereinbar. Das ist respektlos, uns selbst, der Gesellschaft und der uns anvertrauten Umwelt gegenüber. Ein Mu‘min weiß, dass der Schmutz, den wir verursachen, andere stört und die Schönheit der Natur zerstört.
Möge Allah unser Bewusstsein für unsere Umwelt stärken und vertiefen. Âmîn!
[1] Sure Rûm, 30:41
[2] Sure Dschâsiya, 45:13
[3] Buhârî, Rikâk, 42
[4] Buhârî, Dschihâd, 128