Freitagspredigt
Hutba: Unser Prophet und die Kinder
15. November 2017Verehrte Muslime!
Im Koran heißt es: „Vermögen und Kinder sind Schmuck des irdischen Lebens. Das Bleibende aber, die guten Werke, brin-gen besseren Lohn bei deinem Herrn und begründen bessere Hoffnung.“[1] Wie sollte unsere Beziehung zu unseren Kindern aussehen? Unser Prophet lebte es uns vor.
Liebe Geschwister!
Der freundschaftliche Umgang mit Kindern ist ein besonderes Merkmal unseres Propheten. Er konnte „mit Kindern Kind sein“ und begegnete ihnen auf Augenhöhe. Das und andere Eigenschaften machten ihn zu einem außergewöhnlichen Vater und Großvater, aber auch Pädagogen und Lehrer, der die Liebe aller Kinder für sich gewinnen konnte.
Verehrte Muslime!
Unser Prophet machte keinen Unterschied zwischen Mädchen und Jungen. Er behandelte alle Kinder gleich und ließ sie das auch spüren. Von seinem Vater überliefert Abdullah ibn Schaddad (r) folgendes: Es war am Mittag oder Nachmittag. Der Prophet kam. Entweder Hasan oder Husayn saßen auf seinem Rücken. Um das Gebet anzuleiten ging er nach vorne und ließ das Kind runter. Er stand für das Gebet und ging dann in die Niederwerfung. Aber er ließ sich damit Zeit. Einen Moment hob ich meinen Blick und sah, dass das Kind auf seinem Rücken saß. Nach dem Gebet fragten die Sahâbas: „Du hast dir mehr Zeit bei der Niederwerfung gelassen. Ist etwas passiert oder wurde etwas offenbart?“ Der Prophet antwortete: „Nichts dergleichen. Aber mein Sohn war auf meinem Rücken, ich ließ mir Zeit und wartete bis er fertig damit war.“[2]
Akra bin Habis (r) sah, wie der Prophet seinen Enkel Hasan küsste. Er sagte: „Ich habe zehn Kinder, aber niemals habe ich eines von ihnen geküsst!“ Da sagte der Gesandte Allahs: „Wer nicht barmherzig ist, der findet auch kein Erbarmen.“[3] Abû Katâda Al-Ansari (r) berichtete: „Der Prophet betete, während er seine Enkelin Umâma, Tochter der Zaynab, trug. Wenn er sich niederwarf, legte er sie hin, und wenn er wieder aufstand, trug er sie wieder.[4] In einem anderen Hadith heißt es: „Wer bis zu seinem Tod zwei oder drei Töchter oder Schwestern versorgt, mit dem werde ich am Tage der Auferstehung so sein.“ Dies sagte er und führte Zeige- und Mittelfinger zusammen.[5]
Liebe Geschwister!
Unser Prophet brachte Kindern Zuwendung und Achtung entgegen. Dafür wurden uns zahlreiche Beispiele überliefert. Er tröstete sie, scherzte mit ihnen, nahm sie ernst und besuchte sie, wenn sie krank wurden. Außerdem kümmerte er sich selbst um ihre Erziehung und empfahl seinen Gefährten: „Das wertvollste Geschenk (Erbe) das ein Vater seinem Kind machen kann, ist eine schöne Erziehung.“[6]
All diesen Beispielen entnehmen wir, dass der Prophet Kinder als eigenständige Individuen wahrnahm, sie wertschätzte und ihnen die schönste Erziehung zu teil werden ließ. Damit ist unser Prophet für uns das schönste Vorbild.
[1] Sure Kahf, 18:46
[2] Nasâî, Sunan, 4/344, Hadith Nr. 1129
[3] Muslim, Sahîh, 11/455, Hadith Nr. 4282
[4] Buhârî, Sahîh, 2/334, Hadith Nr. 486
[5] Ahmad b. Hanbal, Musnad, 25/87, Hadith Nr. 12041
[6] Tirmizî, Sunan, 7/206, Hadith Nr. 1875