Freitagspredigt
Hutba: Üble Nachrede: vernichtend und verboten
19. September 2019Verehrte Muslime!
Üble Nachrede zerstört die Gemeinschaft, Freundschaft und das Vertrauen zwischen Menschen. Daher zählt sie im Islam zu den größten Sünden und ist verboten (haram).
Unser Prophet ﷺ beschrieb üble Nachrede mit folgenden Worten: „Wenn du über eine Person etwas in ihrer Abwesenheit sagst, was dieser missfällt.“[1]
Üble Nachrede beginnt schon mit schlechten Gedanken. Jemand, der schlecht über eine andere Person denkt, wird dies früher oder später auch äußern. Im Koran heißt es: „O ihr, die ihr glaubt! Vermeidet möglichst viel Argwohn; denn mancher Argwohn ist Sünde. Und bespitzelt euch nicht und redet nicht hinter dem Rücken schlecht übereinander. Würde jemand von euch etwa gerne das Fleisch seines toten Bruders essen? Ihr würdet es verabscheuen. Und fürchtet Allah. Allah ist fürwahr bereit zu vergeben, barmherzig.”[2] Es ist also nicht nur verboten, schlecht über andere zu reden, sondern auch Schlechtes über sie zu denken.
Liebe Geschwister!
Über andere zu lästern wird im Koran mit dem Verzehr vom Fleisch des toten Bruders verglichen. Muslime achten zwar sorgfältig darauf, kein Schweinefleisch zu essen, lästern aber über Andere. Über Massenmedien verbreiten sich Gerüchte und Mutmaßungen sehr schnell. So richten sie einen größeren Schaden in der Gesellschaft an als früher.
Die Folgen sind verheerend: Menschen halten Lästerei für etwas Normales und werden ihr gegenüber gleichgültig. Die Unterhaltungsindustrie macht sogar entsprechende TV-Programme. Uns allen muss klar sein: Üble Nachrede ist eine große Sünde und verletzt das Recht des Anderen. Je größer ihre Reichweite ist, desto größer ist das Ausmaß der Sünde.
Ganz egal, wo, in welcher Form und über wen gelästert wird, üble Nachrede ist in jedem Fall verboten. Mitzuhören und zuzustimmen ist aber ebenfalls sündhaft. Wir Muslim müssen alldem fernbleiben.
Es ist auch keine Entschuldigung, wenn das Gesagte der Wahrheit entspricht. Denn schon die „Wahrheit“ über jemanden in seiner Abwesenheit zu sagen, gilt als üble Nachrede. Wenn man aber zusätzlich Mutmaßungen oder Lügen verbreitet so ist dies Verleumdung und hat schlimme Folgen im Diesseits und Jenseits.
Verehrte Muslime!
Üble Nachrede richtet großen sozialen Schaden an und ist zutiefst verletzend für die Betroffenen. Diese Sünde ist so schwerwiegend, dass unser Prophet sagte: „Wenn die üble Nachrede sich in das Meereswasser vermischt hätte, würde es das Wasser verderben.“[3] Aus diesem Grund müssen wir uns vor übler Nachrede schützen. Wie schön hat es doch unser Prophet auf den Punkt gebracht! Er sagte: „Wer an Allah und an den Jüngsten Tag glaubt, soll Gutes sprechen oder schweigen.“[4]
[1] Muslim, Birr, 20, Hadith Nr. 2589
[2] Sure Hudschurât, 49:12
[3] Tirmizî, Sifât al-Kiyâma, 52
[4] Buhârî, Rikâk, 23