Freitagspredigt
Hutba: Spende und erfreue Herzen
12. April 2017Verehrte Muslime!
Die Welt des 21. Jahrhunderts ist technologisch weit entwickelt. Wir können ohne Probleme mit Menschen weltweit in Kontakt treten. Aus menschlicher Sicht scheint die Menschheit aber leider nicht soweit zu sein. Denn laut dem Welthunger-Index leiden 795 Millionen Menschen weltweit an Hunger. Jeden Tag sterben 21.000 Menschen an seinen Folgen. Die größte Not trifft Afrika und Südasien. Weltweit können 65 Millionen Menschen aufgrund von Konflikten nicht in ihrer Heimat leben.
Zugleich ist das Vermögen der reichsten 8 Menschen so groß wie das der ärmsten 3,6 Milliarden zusammen. Die eine Seite lebt im Überfluss, die andere hat fast gar nichts. Gäbe es eine gerechte Verteilung auf der Welt, müsste niemand hungern und sterben. Um diese Tatsache zu sehen, müssen wir nur unsere Augen öffnen.
Liebe Geschwister!
Teilen ist für uns selbstverständlich. Denn unsere Tafel ist mehr als reichlich gedeckt. Tagtäglich sehen wir hungernde und bedürftige Menschen. Als Muslime haben wir die Verantwortung, unser Hab und Gut mit Bedürftigen zu teilen, Hungernde zu speisen und sie alle zu beschützen.
Großzügigkeit ist eine Tugend. Manche Menschen besitzen sie und manche nicht. Einige sind habgierig und unersättlich. Andere wiederum haben ein großes Herz. Der Mystiker Ahmad Yasawi beschrieb Muslime folgendermaßen: Wo auch immer sie eine traurige Person sehen, trösten sie ihn. Wenn Unterdrückte auf der Strecke bleiben, sind sie ihre Gefährten und öffnen ihre Herzen für Bedürftige. In der Sure Insân wird diese Eigenschaft der Muslime so beschrieben: „Und die den Armen und die Waise und den Gefangenen speisen, auch wenn sie der Nahrung selbst bedürfen. Seht, wir speisen euch um Allahs willen. Wir wollen weder Belohnung von euch noch Dank.“[1] Als ein Mann unseren Propheten fragte: „Wie kann man den Islam am besten leben?“ , antwortete er: „Indem du andere speist und jeden, den du kennst und nicht kennst, mit dem Friedensgruß (Salam) grüßt.“[2]
Ein Symbol für diese Haltung ist „die Tafel Ibrâhîms“. Der Prophet Ibrâhîm (a) war im Herzen reich und freigiebig. Er liebte es, Gäste zu empfangen und zu bewirten und saß sich nicht zu Tisch, ohne seine Gäste. Deshalb hat die „Tafel Ibrâhîms“ einen festen Platz in unserer Kultur.
Verehrte Muslime!
Die Hasene Lebensmittelkampagne hat dieses Jahr das Motto: „Spende und erfreue Herzen“. Diese Kampagne ist wie ein großer, reich gedeckter Tisch, an dem alle Bedürftigen Platz finden. Die Kampagne findet in 50 Ländern weltweit statt. 250 Beobachter werden sie vor Ort begleiten. Wo auch immer Menschen Hunger leiden und bedürftig sind, sei es Afrika, Asien oder Europas, dort ist auch Hasene.
Lasst auch uns für die Armen und Bedürftigen den Tisch decken. An diesem Tisch sollen jene sitzen, die nicht mal genug besitzen, um eine Mahlzeit zuzubereiten. Öffnen wir unsere Herzen. Tun wir unser Bestes und besinnen uns auf Werte wie Menschlichkeit, Verantwortung und Geschwisterlichkeit.
Wer weiß, womöglich betet ein Waisenkind und trägt zu unserer Erlösung bei. Lasst uns deshalb Teil der Hasene-Kampagne sein. Möge Allah uns zu jenen zählen, die dem Beispiel Ibrâhîms (a) folgen und ihre reich gedeckten Tische freigiebig öffnen.
[1] Sure Insân, 76:8-9
[2] Buhârî, Îmân, 21, Hadith Nr. 28