Freitagspredigt
Hutba: Soziale Medien muslimisch nutzen
23. Januar 2020Verehrte Muslime!
In den vorhin rezitierten Koranversen heißt es: „Wir erschufen doch den Menschen und wissen, was ihm sein Inneres zuflüstert. Und wir sind ihm näher als (seine) Halsschlagader. Wenn die zwei Aufzeichnenden aufschreiben, zur Rechten und zur Linken sitzend, kann er kein Wort sprechen, ohne dass ein Wächter ständig bei ihm wäre.“[1] Allah weiß, was wir in unserem Inneren tragen oder auch verheimlichen. Denn jeder Mensch wird von zwei Schreiberengeln, den Kirâman Kâtibîn, begleitet. Diese haben die Aufgabe, alle guten und schlechten Taten des Menschen zu dokumentieren. Da also jede noch so kleine Tat von ihnen aufgezeichnet wird, sollten wir uns folgende Worte des Propheten ﷺ besonders einprägen: „Fürchte Allah, wo immer du bist! Lasse der schlechten Handlung eine gute folgen, die sie auslöscht, und begegne den Menschen mit gutem Charakter.“[2]
Liebe Geschwister!
Die Worte unseres Propheten ﷺ sind äußerst wichtig für unser tägliches Leben, wie auch insbesondere im Hinblick auf die Nutzung von sozialen Medien. Diese sind Gabe und Prüfung zugleich. Wohl kaum ein Phänomen hat in der Menschheitsgeschichte so große Veränderungen bewirkt wie die sozialen Medien. Doch durch sie haben leider auch Neid, Angeberei, Zeitverschwendung, die Verbreitung von Sünden, Internetsucht und Lästerei zugenommen.
Verehrte Muslime!
Die Worte unseres Propheten ﷺ „Wo immer du auch bist, fürchte Allah.“ umfasst selbstverständlich auch unsere Aktivitäten in den sozialen Medien. Was im Alltag verboten ist, ist dort ebenso verboten. Dazu gehört beispielsweise im Kontext der Schamhaftigkeit das Anschauen oder die Kontaktaufnahme mit dem anderen Geschlecht, ohne dass dafür ein nachvollziehbares Bedürfnis besteht.
Soziale Medien sind außerdem zu Orten geworden, an denen persönliche Sünden geteilt und offenbart werden. Auch junge Muslime, Männer wie Frauen, folgen dem Trend, Bilder von sich, beispielsweise aus Shisha-Cafés zu teilen, sodass sie dadurch die halbe Welt an den eigenen Sünden teilhaben lassen. Unser Prophet ﷺ sagte: „Meiner gesamten Umma wird vergeben werden, außer jenen, die ihre Sünden offenbaren.“[3] Auch Lästerei, Lügen und Beleidigungen sind immer häufiger in den sozialen Medien anzutreffen, teilweise unter falschem Namen oder anonymen Accounts. Auch davor müssen wir uns in Acht nehmen, denn solche Verhaltensweisen sind nicht mit dem Charakter eines Muslims vereinbar. Schließlich sagte unser Prophet ﷺ: „Wer an Allah und den Jüngsten Tag glaubt, soll Gutes reden oder schweigen.“[4] Auch unnötige Diskussionen kommen immer häufiger vor. Unser Prophet ﷺ sagte hierzu: „Ich verspreche demjenigen ein Haus am Rande des Paradieses, der Streit meidet, auch wenn er im Recht ist, und ein Heim in der Mitte des Paradieses für jenen, der das Lügen aufgibt, selbst wenn er nur zum Spaß lügt, und für ein Heim am höchsten Platz des Paradieses für denjenigen, der seinen Charakter vervollkommnet.“[5]
Liebe Geschwister!
In Deutschland zum Beispiel verbringt jeder Mensch durchschnittlich 200 Minuten pro Tag im Internet. Meist wird diese Zeit mit sinnlosen Inhalten gefüllt. Viele vernachlässigen deshalb sogar ihre alltäglichen Aufgaben und Pflichten. Unser Prophet ﷺ sagte: „Zum guten Muslimsein eines Menschen gehört, dass er Dinge sein lässt, die ihn nichts angehen.“[6] Die Abhängigkeit vom Internet kann nur verhindert werden, wenn wir diese Worte unseres Propheten ﷺ beherzigen.
Möge Allah uns erleichtern, die Möglichkeiten unseres Zeitalters für gute Zwecke einzusetzen. Möge er uns vor Sünden bewahren. Âmîn.
[1] Sure Kâf, 50:17
[2] Tirmizî, Bir, 55, Hadith Nr. 1987
[3] Buhârî, Adab, 60, Hadith Nr. 6069; Muslim, Zuhd, 8, Hadith Nr. 2990
[4] Buhârî, Adab, 85, Hadith Nr. 6136; Muslim, Îmân, 19, Hadith Nr. 47
[5] Abû Dâwûd, Adab, 8, Hadith Nr. 4800
[6] Muwatta, Husn al-Huluk, 3, Hadith Nr. 1638