Freitagspredigt
Hutba: Reisen wie ein Muslim
16. Juli 2021Verehrte Muslime!
Reisen haben viele Vorteile. Verschiedene Orte in der Welt zu besuchen und neue Menschen und Kulturen kennen zu lernen, erweitert unseren Horizont. Neue Erfahrungen sind Bereicherungen für uns. Nach einem langen Arbeitsjahr können wir in den Ferien wieder Kraft schöpfen. Wenn wir Verwandte besuchen, die weit weg leben, verfestigt das unsere Beziehungen. Schließlich ist es eine Ibâda, die Verwandtschaftsbeziehungen pflegen. Damit kommen wir unserem Schöpfer näher.
Außerdem werden wir auch Zeugen der Zeichen Allahs, während wir die Welt bereisen. Denn außer den Zeichen des Korans, den Âyas, gibt es auch die Âyas des Universums. Im Koran heißt es: „Wir werden ihnen unsere Zeichen überall auf Erden und in ihnen selbst zeigen, bis ihnen deutlich wird, dass dies die Wahrheit ist. Genügt es denn nicht, dass dein Herr Zeuge aller Dinge ist?“[1]
In einem anderen Vers heißt es: „Betrachten sie denn nicht die regenträchtigen Wolken, wie sie erschaffen wurden, und den Himmel, wie er erhöht worden ist, und die Berge, wie sie aufgerichtet worden sind, und die Erde, wie sie ausgebreitet wurde?“[2] Deswegen vertiefen für einen Gläubigen, der nachdenkt, sowohl die Âyas des Korans als auch die Zeichen in der Schöpfung seinen Glauben.
Liebe Geschwister!
Da Sommer ist, werden viele von uns verreisen. Einige reisen in ihr Herkunftsland zu ihren Eltern und Verwandten. Andere reisen vielleicht zum ersten Mal in Länder, die sie nicht kennen. Wohin auch immer, wichtig ist, dass wir unsere Ferien im Sinne unserer Religion verbringen. Das heißt, dass wir zu Beginn unsere Niyya, unsere Absicht fassen und die Reise planen. Bevor wir unser Reiseziel festlegen, gilt es, einige Fragen zu beantworten: „Kann ich dort meine religiösen Pflichten erfüllen? Kann ich mich dort halal ernähren? Kann ich mich vor religiösen Verboten schützen? Auch ist es für den Gläubigen notwendig, sich von einer schädlichen Umgebung fernzuhalten. Befinden wir uns zum Beispiel in einer Umgebung, wo sich die Menschen nicht bedecken, dann werden unsere Augen Zinâ begehen. Auch eine Umgebung, die zum maßlosen Konsum anregt, wird unseren Îmân schwächen. Schließlich wollen wir von der Schule, von der Universität oder von der Arbeit Ferien machen, aber nicht vom Islam. Unser Prophet ﷺ hat gesagt: „Fürchte Allah, wo immer du bist! Lasse der schlechten Handlung eine gute folgen, die sie auslöscht, und begegne den Menschen mit gutem Charakter.[3]
Verehrte Muslime!
Reisen erinnern uns an eine einfache Wahrheit: So wie Reisen eine kurze Zeit sind, in der wir zu unserem Ziel kommen, so ist auch unser Leben eine vergängliche Reise, die uns zu unserem ewigen Ziel bringt, das Jenseits. So wie die Reisen selbst nicht unser eigentliches Ziel sind, so ist auch unser Leben in der Welt nicht das wirkliche Leben.
Umar (r) überlieferte folgenden Rat unseres Propheten ﷺ: „Der Gesandte Allahs ﷺ hielt mich an der Schulter und sagte: ‚Sei wie ein Reisender auf Erden.‘“
Außerdem sagte er: „Erwarte nicht den Morgen, wenn du den Abend erreichst und erwarte nicht den Abend, wenn du den Morgen erreichst. Bereite dich auf die Krankheit vor, solange du gesund bist. Bereite dich auf den Tod vor, solange du lebst.“[4]
Möge Allah immer und überall mit unseren Handlungen zufrieden sein. Möge er uns ermögliche, dass wir uns genauso auf unsere Reise ins Jenseits vorbereiten, wie wir es für unsere Reisen in der Welt tun. Âmîn.
Anmerkung:
Liebe Geschwister!
Der humanitäre Hilfsverein Hasene schenkt den Armen und Bedürftigen in 100 Ländern Hoffnung. Wir alle können Teil davon sein, indem wir uns mit 100 Euro an der Kurban-Aktion teilnehmen. Möge unser Kurban uns den Armen und Bedürftigen weltweit näherbringen, so wie er uns unserem Schöpfer näherbringt.
[1] Sure Fussilat, 41:53
[2] Sure Gâschiya, 88:17-20
[3] Tirmizî, Bir, 55, Hadith Nr. 1987
[4] Buhârî, Rikâk, 3