Freitagspredigt
Hutba: Nachbarschaft als Einladung
07. Juli 2016Verehrte Muslime!
Im Koran heißt es: „Und dient Allah und stellt ihm nichts zur Seite. Und seid gut zu den Eltern, den Verwandten, den Waisen, den Armen, dem Nachbarn, sei er einheimisch oder aus der Fremde, zu den Gefährten, den Reisenden und zu denen, welche ihr von Rechts wegen besitzt. Siehe, Allah liebt nicht den Hochmütigen, den Prahler.“[1]
Liebe Geschwister!
Das Gebot der guten Nachbarshaft ist so wichtig, dass es im selben Koranvers steht wie das Gebot, Allah allein zu dienen. Unsere Aufgabe ist es, unsere Nachbarschaft in guter muslimischer Tradition fortzuführen.
Verehrte Muslime!
Die Beziehung zu Nachbarn kann im Allgemeinen drei Formen haben: 1. Wir sind Nachbarn, die zu niemandem Kontakt haben, niemandem nutzen, aber auch nicht schaden. 2. Wir sind schlechte Nachbarn, die mit niemandem auskommen. 3. Wir bauen gute Beziehungen zu unseren Nachbarn auf und genießen ihr Vertrauen. Gerade in unserer heutigen schwierigen Zeit ist es wichtig, dass wir sehr gute Nachbarn sind. Nur so können wir auch unsere Religion in bester Weise vermitteln.
Liebe Geschwister!
Was die gute Nachbarschaft angeht, hat unser Prophet klare Worte gefunden. Er sagte: „Gabriel hörte nicht auf, mich zu ermahnen, dem Nachbarn Güte zu erweisen, bis ich dachte, er würde ihn für erbberechtigt erklären!“[2] Ein anderer Hadith ermahnt uns: „Wer an Allah und den Jüngsten Tag glaubt, darf seinen Nachbarn nicht schlecht behandeln.“[3]
Dies ist der Stellenwert der Nachbarschaft im Islam. Wie aber gehen wir mit unseren Nachbarn um? Was denken unsere Nachbarn über uns als Muslime? Geben wir ihnen Anlass, zu sagen: „Zum Glück habe ich einen Muslim als Nachbarn“?
Verehrte Muslime!
Der Mensch fürchtet, was er nicht kennt. Das ist natürlich. Umso wichtiger ist es, uns vorzustellen, unsere Nachbarn kennenzulernen und in unserer Umgebung als vorbildliche Menschen und Muslim bekannt zu sein. Das ist auch der beste Weg, um unsere Religion zu repräsentieren.
Wenn es eine religiöse Pflicht ist, ein guter Nachbar zu sein, und wir die Aufgabe haben, die Friedensbotschaft des Islams bekannt zu machen, kann es dann einen besseren Weg geben, unseren Glauben zu repräsentieren, als die Werte vorzuleben, an die wir glauben? Überlegen wir mal! Sowohl für Allahs Wohlwollen als auch für uns selbst leben wir den Islam, verinnerlicht die Werte dieses Glaubens und setzen sie in unserem Leben um. Kann es einen besseren Weg der Einladung geben als diesen? Sozialer Frieden und spirituelle Ausgewogenheit beginnen damit, ein guter Mensch und ein guter Nachbar zu sein.
Möge Allah uns zu jenen zählen, die den Islam aufrichtig leben und vorleben.
[1] Sure Nisâ, 4:36
[2] Buhârî, Adab 28; Muslim, Birr, 140-141
[3] Buhârî, Nikâh, 120, Hadith Nr. 5185