Freitagspredigt
Hutba: Nach dem Ramadan
14. Juni 2018Verehrte Muslime!
Auf die Monate Radschab und Schabân folgte der gesegnete Ramadan, der nun leider wieder vorbei ist. Diese besondere Zeit hat einen unvergleichbaren Wert für unser religiöses Leben. Denn das Fasten im Ramadan steckt voller Hikma. Sie sind ein Mittel der inneren Reinigung, eine willkommene Möglichkeit, schlechte Gewohnheiten abzustreifen und sich gute Eigenschaften anzueignen. Durch das Fasten werden unser Körper und unser Geist gereinigt. Der Ramadan ist ein guter Erzieher und Ratgeber. Einmal mehr wurden wir von ihm daran erinnert, geduldig und hilfsbereit zu sein. Unser wurde nochmal deutlich gemacht, dass weltlicher Besitz nur eine Prüfung für uns ist. Nicht das Vergängliche erhöht den Wert des Menschen, sondern das Ewige.
Nach dem Ramadan geht es nun darum, diese Werte und Eigenschaften zu pflegen. Denn unsere Verantwortung gegenüber Allah geht auch nach dem Ramadan weiter. Im Ramadan haben wir, allein oder in der Gemeinschaft, gebetet, gespendet und Bedürftigen geholfen. Diese Ibâdas und guten Taten sollten wir auch nach dem Ramadan weiterführen.
Auch wenn es nur eine einzige gute Tat ist, sollten wir uns darum bemühen, sie regelmäßig zu tun. Denn im Koran heißt es, „… dass der Mensch nur empfangen wird, worum er sich bemüht.“[1] Das beste Leben führt derjenige, der seine Ibâdas regelmäßig erfüllt und nach Allah Wohlgefallen strebt.
Es wird berichtet, dass Aischa (r) den Propheten fragte: „O Gesandter Allahs! Welche Ibâdas sind Allah am liebtesten?“ Daraufhin sagte unser Prophet: „Die besten Taten bei Allah sind solche, die regelmäßig begangen werden, auch dann, wenn sie gering sind.“[2] Deshalb sollen wir gute Gewohnheiten und Taten auch nach dem Ramadan weiterführen. Wenn wir das schaffen, werden unsere Gewohnheiten inschallah zu einer Ibâda.
Liebe Geschwister!
Leider werden viele Ibâdas und gute Taten nach dem Ramadan wieder vernachlässigt und vergessen. Ibâdas sollten aber nicht nur im Ramadan, sondern ein Leben lang verrichtet werden. Sie begleiten uns bis zu unserem Tod. In einem Koranverse heißt es: „Und diene deinem Herrn, bis die Gewissheit (der Tod) zu dir kommt.“[3]
Das heißt: Wir müssen versuchen, all unsere Bemühungen, auch im Hinblick auf die Erziehung unseres Nafs, und all die guten Eigenschaften und Taten, die wir im Ramadan gewonnen haben, zu bewahren – und zwar nicht nur zu bestimmten Zeiten im Jahr, sondern ein Leben lang. Unsere weltlichen Bestrebungen allein können uns nicht zu Frieden und Glückseligkeit führen. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir wirklichen Erfolg im Diesseits und Jenseits nur dann erreichen können, wenn wir gemäß dem Islam leben.
Möge Allah unsere nächsten Monate, Jahre und unser Leben segnen. Âmîn.
[1] Sure Nadschm, 53:39
[2] Buhârî, 20/100, Hadith Nr. 5983
[3] Sure Hidsch, 15:99