Freitagspredigt
Hutba: Muslime teilen Freude und Leid
16. Mai 2014Verehrte Muslime,
eine der zahlreichen Prüfungen, mit denen sich die Umma konfrontiert sieht, ist die aktuelle Situation im türkischen Soma. Als Muslime fühlen und teilen wir den Schmerz unserer Geschwister. Wir wünschen den als Märtyrer verstorbenen Menschen Allahs Barmherzigkeit und sprechen ihren Familien unser tief empfundenes Beileid aus. Allah gebe ihnen viel Geduld und möge sie reichlich belohnen.
Liebe Geschwister,
unser Leben ist voller Prüfungen. So heißt es im Koran: „Und wahrlich, wir werden euch mit Furcht prüfen sowie mit Hunger und Verlust an Besitz und Menschenleben und Früchten; doch verkünde den Standhaften Heil. Ihnen, die da sprechen, wenn sie ein Unheil trifft: »Siehe, wir gehören Allah, und zu ihm kehren wir heim.«„[1] Und unser geliebter Prophet sagte: „Die Lage des Gläubigen ist wundersam. Denn jede Situation birgt Gutes für ihn. Dieser Umstand gilt nur für den Gläubigen. Wenn ihm etwas Erfreuliches widerfährt, ist er dankbar, und das ist gut für ihn. Wenn ihm etwas Schlechtes passiert, ist er geduldig, und auch das ist gut für ihn.“[2] Das heißt: Jede Lebenslage des Gläubigen ist voller Prüfungen. Wer geduldig und standhaft ist, der wird reichlich belohnt werden.
Verehrte Muslime,
unser Herz ist voller Trauer, aufgrund des Todes von mehr als 200 Minenarbeitern in Soma. In Hunderten Metern Tiefe versuchten diese Menschen ihren und den Lebensunterhalt ihrer Familien zu verdienen; dort haben sie ihr Leben gelassen. Wir glauben, dass sie Allah zu den Märtyrern zählen wird. Möge sie unser Herr seine Barmherzigkeit erfahren lassen und möge er ihren Familien viel Geduld geben. Mögen sie alle ins Paradies eintreten und mögen die Verletzten bald wieder gesund werden.
Liebe Geschwister,
unser Leben wird eines Tages auf die eine oder andere Weise enden. Wer sich dieser Tatsache bewusst ist, demnach handelt und geduldig ist, gehört zu den Gewinnern. Denn im Koran heißt es, dass Allah mit den Geduldigen ist. Wenn wir Unglücksfälle im Lichte des Koranverses „siehe, wir gehören Allah, und zu ihm kehren wir heim“ betrachten, wird uns Allah dement-sprechend belohnen. Die Hinterbliebenen der Unglücksopfer sollten wissen, dass die pechschwarzen Gesichter der verstorbenen Minenarbeiter bei Allah inschallah vollkommen weiß sind. Im Glauben daran, dass der Tod ein Tor zu einem ewigen Leben ist, wünschen wir unseren gläubigen Geschwistern, unser Prophet möge sie im Jenseits als seine Nachbarn annehmen.
Verehrte Muslime,
in Situationen wie diesen erfordert die Geschwisterlichkeit, dass man seinen Mitmenschen hilft, ihre Trauer teilt, für die Verstorbenen betet und den Hinterbliebenen viel Geduld wünscht. Aus diesem Grund werden direkt nach dem Freitagsgebet das Totengebet für unsere verstorbenen Geschwister in der Türkei und anderen Teilen der islamischen Welt verrichten. Wir werden Bittgebete für sie sprechen und aus dem Koran rezitieren. Gemäß dem Hadith „die Muslime sind wie ein einziger Körper“ werden wir heute unsere Aufgabe als Teil dieses Körpers erfüllen, und als aufmerksame Muslime werden wir versuchen, aus solch traurigen Ereignissen zu lernen. Wir möchten unsere Hutba mit einem Duâ beenden, das uns unser Prophet gelehrt hat: „O Allah! Beschütze uns vor allem Übel, das von vorne, von hinten, von rechts oder von links kommen könnte.“[3]
[1] Sure Bakara, 2:155-156
[2] Muslim, Zuhd und Rakâik, 64
[3] Abû Dâwûd, Adab, 110