Freitagspredigt
Hutba – Jesus und das Neujahr
31. Dezember 2004Verehrte Muslime,
In keinem Jahrhundert hat sich der Dialog zwischen den verschiedenen Kulturen so sehr entwickelt wie in diesem. Deshalb ist es unsere Aufgabe, Wertekonflikte zu vermeiden und das Kennenlernen der Kulturen zu sichern. Dazu sind die religiösen Feiertage und Feste eine gute Gelegenheit. Zurzeit befinden wir uns in den letzten Tagen des Jahres 2004 und zugleich in den Heiligen Tagen des Christentums. Ein Teil der Christen feiert die Geburt Jesus‘ am 24. Dezember und ein anderer Teil am 6. Januar. Zu diesem Anlass werden wir in unserer Hutba mit Hilfe der Koranverse über Jesus und somit auch über das Neujahr berichten und unser Wissen darüber erneuern.
Verehrte Brüder und Schwestern,
Allah teala hat für die Rechtleitung der Menschen viele Propheten gesandt. Diese Prophetenkette fing mit Adam (Friede sei mit ihm) an und endete mit unserem Propheten Mohammed (Friede sei mit ihm). Jesus (as) war auch einer der letzten Propheten. Allah teala hat jedem mit der Rechtleitung beauftragten Propheten als Zeichen seiner Größe verschiedene Wunder gegeben. Und die Geburt Jesu war einer dieser Wunder. Denn er ist in Jerusalem von Maria (as) ohne Vater geboren worden. Sie hatte ihr Leben als junges Mädchen dem Gottesdienst Allah teala gegenüber gewidmet. Sie wohnte in einem Zimmer der Al-Aksa Moschee in Jerusalem und war ständig mit Gebeten und Gottesdiensten beschäftigt. Den Koranversen nach sandte Allah teala Gabriel, den Erzengel (as), in Menschengestalt zu Maria. Er verkündete der beängstigten Jungfrau Maria (as), dass sie einen vaterlosen Sohn gebären wird. Er teilte ihr die Eigenschaften ihres heiligen Sohnes mit und auch welch schwierige Zeit er vor sich haben würde. Danach verschwand er wieder.
Alle die es wussten oder nicht wussten, dass Maria ein frommes und gottesfürchtiges Mädchen war, wunderten sich über die Geburt ihres Sohnes und fingen an, sich darüber zu streiten, wie so etwas geschehen konnte. Maria aber zeigte nur auf ihren Sohn, der ihre Fragen beantworten sollte. Im Koran werden diese Vorfälle wie folgt beschrieben: „ Da verwies sie auf ihn. Sie sagten: »Wie sollen wir mit ihm, einem kleinen Kind in der Wiege, reden?« Er sprach: »Seht, ich bin Allahs Diener. Er hat mir das Buch gegeben und mich zum Propheten gemacht. Und Er machte mich gesegnet, wo immer ich bin, und befahl mir Gebet und Almosen, solange ich lebe, Und Liebe zu meiner Mutter. Und Er hat mich weder gewalttätig noch unheilvoll gemacht. Und Frieden war mit mir am Tage meiner Geburt und wird es am Tage sein, da ich sterbe, und am Tage, da ich zum Leben erweckt werde!«“ (Meryem 29-33)
Verehrte Gemeinde,
Wir Muslime glauben an Jesus und Maria so, wie sie in den Koranversen beschrieben werden. Das heißt, dass die Muslime Jesus (as) auch verehren und dass sie in diesem Zusammenhang mit den Christen eine Gemeinsamkeit haben.
Liebe Muslime,
Wir beenden ein Jahr und ein Neues fängt an. Deshalb sollte man bei den Silvesterfeiern nicht in Maßlosigkeit verfallen. Es ist für uns unverständlich, dass die Menschen am Neujahr in eine maßlose Verschwendung verfallen, während auf der Welt jede Minute Babys ums Leben kommen, während skrupellos Kriege mit Ausrüstungen, für die Milliarden von Dollar ausgegeben werden, geführt werden und schutzlose Zivilisten ermordert und verletzt werden. Täglich werden wegen Naturkatastrophen, wie zuletzt das Erdbeben in Südasien, die Menschen obdachlos und hunderte Menschen verlieren ihr Leben.
Lasst uns für einen Moment an sie denken und uns selbst zur Rechenschaft ziehen. Sind wir im Gegensatz zu den vergangenen Jahren in einem besseren Zustand? Haben wir uns mehr Wissen angeeignet und sind wir leistungsfähiger geworden? Unser Leben vergeht wie im Fluge. Haben wir schon Vorbereitungen für unser Jenseits getroffen? Diese Fragen können wir ausweiten. Wir sollten in Stande sein, diese Fragen positiv zu beantworten. Lasst uns einmal zusammen über die Antworten nachdenken. Lasst uns unsere kostbare Zeit mit Gebeten und mit Wohltaten nutzen und für den Frieden der Menschheit beten. Wir sollten uns jetzt schon darüber Gedanken machen, wie wir das neue Jahr nutzvoll verbringen können.
Ich verbleibe mit den besten Friedensgebeten für die ganze Menschheit und für die Muslime. Möge Allah teala euch beschützen.
IGMG-Seelsorge