Freitagspredigt
Güte und Takwâ
08. Dezember 2015Verehrte Muslime!
In der Sure Mâida werden die Muslime dazu aufgefordert, einander zu helfen, jedoch nur mit Güte und Takwâ: „Helft einander zur Rechtschaffenheit und Gottesfurcht und nicht zur Sünde und Feindschaft.“[1] Das arabische Wort „Birr“ im Vers umfasst jede Art von Güte. Takwâ meint das Fernhalten und die Furcht vor allem, mit dem Allah nicht zufrieden sein könnte. Güte und Takwâ sind die Grundlagen der Solidarität eines Muslims. Mit Sünde und Feindschaft hingegen kann sich der Muslim niemals solidarisch erklären. Muslime stellen sich gemeinschaftlich gegen jede Art von Feindschaft. Sie versuchen alles Schlechte zu verhindern.
Liebe Geschwister!
Die höchste Form von Takwâ ist es, Allahs Ge- und Verbote zu befolgen. Wichtig hierbei ist es, nicht nur die großen Sünden zu vermeiden, sondern sich auch von den sogenannten kleinen Sünden und dem Verpönten (Makrûh) fernzuhalten. Insbesondere die Ibâdas und die guten Taten entwickeln und festigen die Takwâ.
Der Koranvers zu Beginn unserer Hutba macht eines deutlich: Sünde und Feindschaft sind das genaue Gegenteil von Takwâ. Wer den Weg der Takwâ geht, wird im Jenseits reich belohnt werden. Nicht umsonst wird Takwâ im Koran hunderte Male erwähnt. In der Sure Furkân heißt es: „Sprich: Ist dies besser oder der Garten der Ewigkeit, welcher den Gottesfürchtigen verheißen wurde und ihr Lohn und ihre Bestimmung ist?“[2]
Verehrte Muslime!
Das Leben ist eine Prüfung. Im Jenseits werden wir uns für unser Handeln rechtfertigen müssen. Haben wir ein gottesfürchtiges Leben geführt, werden wir dort die Belohnung dafür bekommen.
Ein gutes Leben im Sinne des Korans basiert auf Güte und Takwâ. Der Koran zeigt uns, was gut und was schlecht, was richtig und was falsch ist. Nur wenn wir unser Leben mit Takwâ führen, können wir die Rechtleitung des Korans erkennen. Takwâ ist eine Bedingung dafür. Denn im Koran steht: „Dies Buch, daran ist kein Zweifel, ist eine Rechtleitung für die Gottesfürchtigen.“[3] Je fester unsere Takwâ ist, desto besser verstehen wir den Koran. Und erst dann wird er als strahlendes Licht unseren Weg erhellen.
Liebe Geschwister!
Das Leben ist kurz. Mancher von uns ist schon längst heimgewandert ins Jenseits, manche sind neu zu uns gestoßen. Keiner von uns wird ewig hier bleiben. Hier und jetzt treffen wir alle unsere Vorbereitungen für das Jenseits.
Lasst uns, solange wir noch die Möglichkeit dazu haben, Gutes tun. Lasst uns dies tun, auch wenn wir keine Gegenleistung dafür bekommen. Wir dürfen uns niemals von einem gottesfürchtigen Leben entfernen. Denn diese Welt ist ein Ort, um Gutes zu tun, nicht, um die Gegenleistung für das getane Gute zu bekommen.
[1] Sure Mâide, 5:2
[2] Sure Furkân, 25:15
[3] Sure Bakara, 2:2