Freitagspredigt
Hutba – Gottesdienste gewinnen durch die gute Absicht und Aufrichtigkeit an Wert
22. Juni 2007Verehrte Muslime,
Das Hauptziel der Religion (Dîn) ist es, dem Menschen ein aufrichtiges und reifes Dasein zu ermöglichen. Dieses Ziel lässt sich aber nur erreichen, wenn man dem Gerechten ein wahrer Diener ist. Der Mensch ist der am weitesten entwickelte unter den Geschöpfen, weshalb er der ehrenvollste unter diesen ist. Allah verlangt von den Menschen, die mit Vernunft begabt sind und das Gute vom Schlechten zu trennen vermögen, dass sie glauben, gute Werke tun und allen anderen Geschöpfen mit Respekt begegnen. Auf diese Weise prüft Allah die Dienerschaft der Menschen. Der Mensch kann diese Prüfung bestehen, indem er Allah mit vollkommenem Glauben und in aufrichtiger Weise anbetet und allen Geschöpfen gegenüber gerecht ist. Mit anderen Worten: Dem Menschen obliegt es Allah aufrichtig anzubeten und den anderen Menschen gegenüber ehrlich und gerecht zu sein.
Liebe Geschwister,
Das Gehirn ist das Zentrum des Denkens, das Herz hingegen das Zentrum der Absichten (Nijja). Zugleich ist das Herz der Austragungsort der Auseinandersetzung mit den Trieben. Egal ob zum Guten oder zum Schlechten, ob zur Gottesfurcht (Takwâ) oder zur Räuberei, ob zu engelhaften oder zu teuflischen Handlungen, der Mensch fasst seine Absicht im Herzen. Das Nachdenken findet jedoch im Gehirn statt. Das heißt: Jede Handlung eines Menschen gewinnt ensprechend der Absicht, die im Herzen und im Gehirn gefasst wird, an Wert. Aus diesem Grund spielt die Absicht für die Annahme der Gottesdienste (Ibâda) und die Prüfung des Dienstes Allah gegenüber eine entscheidende Rolle. Denn der Gottesdienst kann nur von Wert sein, wenn damit Allahs Wohlwollen beabsichtigt wird. Einen Gottesdienst mit einem anderen Ziel, außer Allahs Zufreidenheit zu erreichen, wäre Heuchelei, die widerrum die Annahme der Gottesdienste verhindert.
Es wird überliefert, dass der Gesandte Gottes folgendes sagte: „Wer Wissen um eines Vorteils Willen erlangt, obwohl dies nur um Allahs Willen geschehen müsste, wird niemals den Geruch des Paradieses schnuppern.“ (Ibni Mâdscha, Mukaddima, 259) „Ohne Zweifel werden die Handlungen gemäß der Absicht bewertet. Der Mensch erhält nur die Erwiderung seiner Absicht.“ (Muslim, Bir)
Verehrte Muslime,
Das Äußere eines Menschen besagt nicht viel. Allah nimmt die Gottesdienste derjenigen an, die diese in Aufrichtigkeit und ohne mit dem Äußeren zu prahlen verrichten. Nur diese erlangen seine Zufriedenheit.
So sagte der Gesandte Gottes: „Allah schaut nicht auf euer Äußeres. Er achtet nur auf eure Herzen.“ (Muslim, Bir, 33) „Am Tag des Jüngsten Gerichts werden alle Handlungen, die auf der Welt getan wurden, gesammelt. Diejenigen, die getan wurden, um Allahs Wohlwollen zu erlangen, werden angenommen. Die anderen werden samt ihren Besitzern in das Feuer geworfen.“ (Bajhâkî)
Verehrte Muslime,
Die Gottesdienste nicht in Aufrichtigkeit und reinen Herzens zu verrichten, kann sogar zur Vielgötterei (Schirk) führen, der eine der eindringlichsten Verbote des Islams und – wie Allah uns mitteilt – eine große Ungerechtigkeit (Zulm) ist. Aus diesem Grund hat unser Prophet, der Gesandte Gottes uns mit folgenden Worten ermahnt: „Sogar eine ganz einfache heuchlerische Handlung ist Schirk. Wer die Gläubigen anfeindet, der feindet auch Allah an. Zweifellos liebt Allah seine guten, gottesfürchtigen und aufrichtigen Diener; diejenigen, die nicht gesucht werden, wenn sie nicht fehlen; diejenigen, die nicht auffallen, wenn sie anwesend sind; diejenigen, deren Herzen einem Licht gleich in der pechschwarzen Dunkelheit erscheinen. (Hâkim, Mischkhatul-Masabih K. Rikah 5334) Bevor die Hutba mit einem weiteren Hadîth beendet werden soll, bitten wir Allah, dass er uns ermögliche unsere Gottesdienste in Aufrichtigkeit und Ergebenheit zu verrichten.
Ibni Abbâs überliefert folgendes: „Ein Mann kam zum Gesandten Gottes und sagte: „O Gesandter Gottes, ich wünsche mir, dass ich, egal in welcher Angelegenheit, Allahs Wohlwollen erlange und mein Rang unter den Menschen erkannt wird.“ Der Gesandte Gottes antwortete nicht, bis folgender Vers offenbart wurde: „ Sprich: „Ich bin nur ein Mensch wie ihr. Mir ist geoffenbart worden, dass euer Gott ein einziger Gott ist. Und wer hofft, seinem Herrn zu begegnen, soll gute Werke tun und niemand neben seinem Herrn anbeten.“ [18:110]
IGMG – Irschad-Abteilung