Freitagspredigt
Hutba: Gegen Rassismus sein
05. April 2013Verehrte Muslime,
oft hören wir von fremdenfeindlichen Übergriffen, Diskriminierungen und sogar Anschlägen auf Moscheen. Wir sind betrübt und beunruhigt, dass diese Dinge immer und immer wieder passieren. Der Hintergrund all dieser Ereignisse ist schlicht und einfach Rassismus. Und Rassismus ist eine Folge von Unwissenheit (Dschâhiliyya) und Vorurteilen. Wie auch in früheren Zeiten tritt der Rassismus immer wieder unter einem anderen Deckmantel auf. Islamfeindlichkeit, die zunehmende Mitgliederzahl rechtsradikaler Gruppierungen und das Ansteigen von Ausländerfeindlichkeit prägen in vielen Ländern Europas das Gesicht des Rassismus.
Liebe Geschwister,
eines der markantesten Merkmale von Unwissenheit ist Rassismus (Asabiya) – also die Annahme, besser als eine andere Gruppierung zu sein, weil man einer bestimmten anderen Gruppe, Nation oder Kultur angehört. Jedoch erklärt der Koran die Existenz unterschiedlicher Völker wie folgt: „O ihr Menschen! Wir erschufen euch aus einem Mann und einer Frau und machten euch zu Völkern und Stämmen, damit ihr einander kennenlernt. Doch der vor Allah am meisten Geehrte von euch ist der Gottesfürchtigste unter euch. Allah ist fürwahr wissend, kundig.“ (Sure Hudschurât, 49:13) Vielfalt ist also eine Prüfung und ein Reichtum. Der Wert des Menschen lässt sich nicht anhand seiner Herkunft, Kultur und Geschichte seines Volkes messen. Für Allah zählt nur Takwâ (Gottesbewusstsein). Bei ihm macht nur das den Wert des Menschen aus.
In einem Hadith sagt unser Prophet: „[„¦] wenn jemand keine guten Handlungen und Taten vollbracht hat, kann ihn seine Abstammung nicht retten, nicht bessern und nicht voranbringen.“ Sprich: Sie hat keinen Nutzen für ihn. Die Zugehörigkeit zu einem Volk hat keinen Wert. Der Stolz auf etwas, worauf man keinen Einfluss hat, widerspricht dem Geist des Islams. Takwâ und Ahlâk (ein guter Charakter) sind das wertvollste, das der Mensch besitzen kann. Sich mit etwas zu rühmen, wozu man nichts beigetragen hat, ist sinnlos.
Verehrte Geschwister,
Rassismus stört den Frieden unserer Gesellschaft und führt oft dazu, dass wir Muslime auf anderen Gebieten eher passiv sind. Selbstverständlich müssen wir gegen jede Form des Rassismus angehen und unsere Rechte einfordern. Doch wir müssen darauf achten, nicht in eine Opferrolle zu fallen und von den Medien nur so wahrgenommen zu werden. Wir sollten nicht jene sein, die sich nur beschweren, sondern jene, die hinterfragen. Wir dürfen nicht nur kritisieren, sondern müssen Vorbilder sein und nachahmenswerte Wege aufweisen. Die beste Antwort von uns Muslimen auf Ungerechtigkeiten ist es, dass wir erfolgreich sind, gute Arbeit leisten und aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Wir wissen: Rassismus kann sich wie ein Lauffeuer ausbreiten. Dieses Potenzial hat aber auch die gute Tat. Sie kann sich schnell ausbreiten. Deshalb: Lasst uns aktiv Gutes tun.
IGMG Irschadabteilung