Freitagspredigt
Hutba – Die sozialen Beziehungen im Islam
28. Januar 2005Verehrte Brüder,
Soziale Beziehungen sorgen dafür, dass Menschen gleich ihrer Religion, Abstammung und Zugehörigkeit in Frieden und Harmonie auf eine zivilisierte Art und Weise zusammen leben. Der Mensch ist als ein zivilisiertes Wesen erschaffen, um in der Gemeinschaft zu leben. Darauf legt auch der Islam sehr viel Wert.
Unser geliebter Prophet (Friede sei mit ihm) hat mit seinen Taten und Worten den Muslimen wichtige Hinweise zu den Beziehungen sowohl untereinander als auch mit den Andersgläubigen gegeben. Einige davon führen wir hier an:
„Der Gläubige ist der, der mit anderen einträchtig zusammenleben kann und mit dem andere in Eintracht leben können.
Der beste von euch ist derjenige, der für die Menschen nützlich ist.“ (El-Cami`us Sagir: S. 548, Hadis Nr. 9146)
„Der Gläubige, der sich in die Gesellschaft begibt und ihren Strapazen erträgt, ist besser als der Gläubige, der nicht mit den Menschen zusammenlebt und keine Sorgen ertragen muss.“ (El-Cami`us Sagir S. 548, Hadis Nr. 9154)
Von Ahmet b. Hanbel wird überliefert: „Die Frau, von der sich Abubakr in seiner vorislamischen Zeit geschieden hatte, kam seine Tochter Asma besuchen. Asma bezweifelte, ob sie ihrer Mutter entgegenkommen und ihre Geschenke annehmen sollte. Sie lies es den Propheten fragen. Der Prophet schickte ihr die Botschaft, sie solle ihre Mutter gut bewirten und ihre Geschenke annehmen.“
Daraufhin wurde dieser Koranvers gesandt:
„Allah verbietet euch nicht, gegen die gütig und gerecht zu sein, die euch nicht wegen eueres Glaubens bekämpft oder euch aus euren Häusern vertrieben haben. Allah liebt fürwahr die gerecht Handelnden..“ (Mumtahana 8)
Verehrte Muslime,
Aus den vorherigen Versen und Hadisen sehen wir, dass es besser ist, mit Harmonie in der Gesellschaft zu leben, als ganz alleine ohne soziale Beziehungen zu leben. In jeder Weiterentwicklung sehen wir diese Grundlage.
Deshalb heißt es auch in einem Hadis:
„Die Gemeinschaft ist ein Segen, die Trennung und Spaltung ist eine Qual.“ (El-Camiu`s-Sagir, S. 220, Hadis Nr. 3624).
Verehrte Gemeinde,
Ich denke, es ist nicht nötig die Wichtigkeit der sozialen Beziehungen für die Gesellschaft in der wir leben zu betonen. Obwohl die Welt sich immer mehr globalisiert, und wir deshalb unsere menschlichen Beziehungen stärken müssen, sehen wir täglich in den Familien, dass die sozialen Verhältnisse schwächer werden und Auseinandersetzungen zwischen den Familienmitgliedern entstehen. Es ist unsere Aufgabe als Muslime erst in unseren Familien und schließlich in der Gesellschaft die sozialen Kommunikationen erneut zu beleben.
Besonders in der letzten Zeit, in der die Mehrheit der Gesellschaft einen negativen Eindruck über den Islam hat, müssen wir mit unseren guten Verhältnissen positive Eindrücke hinterlassen. In erster Linie sollten wir den guten Umgang erst unter uns verwirklichen, damit sich dieser nach außen widerspiegeln kann. Zum guten Umgang zählen Eigenschaften wie Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit, Gerechtigkeit, Treue, Respekt der Rechte anderer, Freundlichkeit und die Anerkennung der Rechte auf die Würde, auf Eigentum, auf Leben und Freiheit für Jeden.
Diese guten Eigenschaften dienen dazu, dass die Beziehungen zwischen den Menschen sich festigen und dass die Glieder dieser Gesellschaft aneinander vertrauen und zusammenhalten. Wir Muslime werden mit der koranischen Aussage als „die Ummah derMitte“ bezeichnet, deshalb haben wir die Aufgabe, das Gleichgewicht in der Gesellschaft zu bewahren. Aus diesem Grund müssen wir die besten menschlichen Beziehungen aufbauen. Unser Herr fordert dies von uns und sagt:
„Und sage Meinen Dienern, sie sollen stets freundlich sprechen,“¦“(Isra 53)
„Lade zum Weg deines Herrn mit Weisheit und schöner Ermahnung ein, und diskutiere mit ihnen auf die beste Art und Weise.“ (Nahl 125)
Also liebe Brüder, lasst uns auf unsere menschlichen Beziehungen achten, den Menschen Vertrauen schenken und ihnen Vertrauen geben, uns gegenseitig ermahnen, dialogbereit mit unseren Nachbarn sein, keinen Scheu für Annäherungen haben, die Sachen, die wir uns selbst nicht wünschen auch den anderen nicht antun und unseren Beitrag für ein friedliches Zusammenleben leisten.
IGMG-Seelsorge