Freitagspredigt
Hutba: Die Mawlîd-Nacht
15. November 2018Verehrte Muslime!
Die Nacht vom kommenden Montag auf den Dienstag ist Mawlîd, also der Jahrestag der Geburt unseres geliebten Propheten.
Der Gesandte Allahs ist im Jahre 571, also vor ungefähr 1400 Jahren, in der 12. Nacht des Monats Rabî al-awwal, an einem Montag zur Welt gekommen. Die gesamte Menschheit und auch Mekka, die Geburtsstadt des Propheten, lebten damals in einer tiefen Finsternis. Unter den Menschen herrschten Rassismus, Stammesdenken und alle Arten von Ungerechtigkeit. An dem Hause Allahs, der Kaaba, wurden Götzen und Figuren angebetet. Die Reichen galten als die Stärkeren und hatten das Sagen. Die Armen hingegen hatten keinerlei Rechte. Alkohol, Glücksspiele, Zinsen und Unzucht waren weit verbreitet. Frauen hatten keine Rechte, neugeborene Mädchen galten als eine Schande und wurden manchmal sogar lebendig begraben. Das Verständnis von Familie und vom familiären Miteinander war völlig verzerrt. Die Menschen lebten also in völliger Dunkelheit.
Liebe Geschwister!
Der letzte Gesandte Allahs wurde in eine solche Gesellschaft hineingeboren. Er ist darin aufgewachsen und wurde mit 40 Jahren Prophet. Trotz den vorherrschenden religiösen und sozialen Ungerechtigkeiten hatte Allah seinen Gesandten zu einem aufrichtigen, zuverlässigen und vertrauenswürdigen Menschen heranwachsen lassen. Unter den Menschen wurde er auch al-Amîn, der Vertrauenswürdige, genannt. In einem Koranvers heißt es: „Wir entsandten dich (o Muhammad) fürwahr als eine Barmherzigkeit für alle Welt.“[1]
Verehrte Muslime!
Natürlich sollen wir der Geburtsnacht unseres Propheten gedenken und sie in schönster Weise verbringen. Es ist schön, diese Nacht zum Anlass zu nehmen, um den Gesandten Allahs zu ehren. Doch besser als eine bloße Erinnerung ist, unserem Propheten zu folgen und nach seiner Sunna zu leben. Im Koran heißt es: „Sprich: ‚Wenn ihr Allah liebt, dann folgt mir. Dann wird euch Allah lieben und euch euere Sünden verzeihen; denn Allah ist verzeihend und barmherzig.‘ “[2] Unser Prophet selbst sagte: „Wer auch immer in finsteren Zeiten meiner Sunna folgt, dem wird der Lohn eines Märtyrers zuteil.“[3]
Liebe Geschwister!
Was heißt es, dem Propheten zu folgen? Damit ist gemeint, so zu glauben, wie er geglaubt hat und an den Prinzipien des Islams festzuhalten, wie der Prophet es vorgelebt hat. Ein Muslim ist dazu angehalten, den Glauben auf alle seine Lebensbereiche zu übertragen. Jemand, der an Allah und den Jüngsten Tag glaubt, darf nicht sagen, dass er nicht beten, fasten oder die Zakat entrichten muss, keinen Unterschied zwischen Halal und Haram zu machen braucht oder Zinsen, Alkohol, Lüge und Lästern nicht sein lässt. Ein Muslim folgt dem Propheten erst dann, wenn er zum Beispiel sein Versprechen hält, Treue und Aufrichtigkeit zeigt, vertrauenswürdig ist, sich von schändlichen Taten fernhält und sich für das Gute im Sinne der Menschheit einsetzt – nur so kann der Muslim die Fußstapfen des Propheten treten. Als Muslime müssen wir uns stets darum bemühen, nach der Sunna unseres Propheten zu leben und auch seinen Gefährten zu folgen.
In diesem Sinne gratulieren wir all unseren Geschwistern zu dieser besonderen Nacht. Möge Allah zu jenen zählen, die mit Wort und Tat der Sunna des Propheten folgen. Âmîn.
[1] Sure Anbiyâ, 21:107
[2] Sure Âli Imrân, 3:31
[3] Tabarânî, al-Mudscham al-Awsat, 5414