Freitagspredigt

Hutba: Die Gefahren der Asabiyya

22. August 2014

Verehrte Muslime,

„Asabiyya“ ist eine der größten Gefahren für eine Gesellschaft. Der Islam verurteilt und verbietet sie. Als Asabiyya wird das Zugehörigkeitsgefühl bezeichnet, das blutsverwandte Menschen miteinander verbindet und dafür sorgt, dass sich die Mitglieder einer Gruppe füreinander einsetzen. Der blinde Gehorsam gegenüber der eigenen Verwandtschaft bzw. dem eigenen Volk, der Glaube daran, dass die eigene Sippe bzw. das eigene Volk allen anderen überlegen ist sowie die Überzeugung, dass andere Sippen oder Völker minderwertig sind, sind Merkmale der Asabiyya.

Liebe Geschwister,

der Islam will ein Bewusstsein schaffen, das familiäre und ethnische Grenzen übersteigt und alle Gläubigen zu Geschwistern macht. Deshalb erklärte Allah die Muslime zu Geschwistern[1] und verurteilte den blinden Gehorsam gegenüber dem eigenen Stamm.[2] Im Koran heißt es, dass Menschen keine Privilegien aufgrund ihrer Herkunft haben. Ihre Überlegenheit besteht nur darin, gottesfürchtig und aufrichtig zu sein, wobei es die Gottesfürchtigkeit durch gute Taten zu gewinnen gilt.[3]

Der Gesandte Allahs sagte bei der Einnahme Mekkas: „Oh ihr Kuraysch! Den Stolz der Dschâhiliyya, den Hochmut und das Prahlen mit den Vorfahren hat Allah aufgehoben. Alle Menschen stammen von Adam ab und Adam stammt aus der Erde.“[4] In seiner Abschiedspredigt sagte unser Prophet Muhammad (s): „Oh ihr Menschen! Euer Herr ist eins; euer Vater ist auch eins. Außer aufgrund von Gottesfurcht, ist kein Araber einem Nichtaraber und kein Nichtaraber einem Araber, kein Weißer einem Schwarzen, kein Schwarzer einem Weißen in irgendeinem Punkt überlegen. Für Allah ist der Gottesfürchtigste unter euch der Wertvollste.[5]

Verehrte Muslime,

der Gesandte Allahs bezeichnete die Asabiyya als Teil der Dschâhiliyya und sagte: „Lasst ab von dem Wahnsinn der Dschâliyya, es ist eine abscheuliche Sache.“[6] Mit dem „Wahnsinn der Dschâhiliyya“ ist das Verhalten gemeint, wonach jemand seine Stammesmitglieder während eines Streites um Hilfe bittet und diese seinem Ruf folgen, ohne zu zögern und ohne zu hinterfragen, ob dieser im Recht oder Unrecht ist. Der Islam verbietet ein solches Verhalten und ruft die Menschen dazu auf, Streitigkeiten mit Gerechtigkeit zu lösen. Der Ruf zum unhinterfragten Beistand für die eigenen Angehörigen wurde verboten und das blinde Folgen auf diesen Rufes wurde zu den großen Sünden gezählt.[7]

Wir möchten unsere Hutba mit einem Koranvers beenden, der uns erklärt, dass die Überlegenheit zwischen Menschen ausschließlich in der Gottesfurcht liegt und außer darin niemand einem anderen überlegen ist: „O ihr Menschen! Wir erschufen euch aus einem Mann und einer Frau und machten euch zu Völkern und Stämmen, damit ihr einander kennenlernt. Doch der vor Allah am meisten Geehrte von euch ist der Gottesfürchtigste unter euch. Allah ist fürwahr wissend, kundig.“[8]


[1]     Sure Hudschurât, 49:10

[2]     Sure Takâsur, 102:1-8

[3]     Sure Hudschurât, 49:9-13

[4]     Ibn Ishâk, Sîra, (Hrsg. Muhammed Hamidullah), Konya 1981, S. 94

[5]     Ahmad b. Hanbal, Musnad, VI, 11

[6]     Buhârî, Manâkib, 8

[7]     Mustafa Fayda, „Cahiliye“, DİA, VII, 18

[8]      Sure Hudschurât, 49:13

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