Freitagspredigt
Die Einnahme Mekkas
26. Dezember 2014Verehrte Muslime!
in unserer heutigen Hutba geht es um die Einnahme Mekkas durch unseren Propheten.
Liebe Geschwister!
Eingangs haben wir die ersten beiden Verse der Sure Fath gelesen. Sie wurden während der Verhandlungen um den Vertrag von Hudaybiyya herabgesandt. Die Mekkaner hinderten die Muslime daran, den Tawâf zu vollziehen. In den Versen über die Einnahme Mekkas heißt es: „Wahrlich, wir haben dir einen klaren Sieg gewährt, damit Allah dir die Vergebung deiner früheren und künftigen Sünden erweise und Seine Gnade an dir erfülle und dich auf geradem Weg führe. Und (zeige,) dass Allah dir mit mächtiger Hilfe zu Hilfe kommt.“ [1]
Laut den Korankommentatoren haben diese Verse eine über die Einnahme Mekkas hinausgehende Bedeutung. Demnach ist der eigentliche Zweck der Einnahme Mekkas, die Ermöglichung eines islamischen Lebens. Denn nur durch eine solche Lebensführung erlangt man Gnade und die Vergebung der Sünden und Fehler.
In einem Vers der Sure Muhammad heißt es: „Und bitte um Verzeihung für deine Sünden und für die gläubigen Männer und die gläubigen Frauen.“[2] Die Vergebung, von der hier gesprochen wird, wird nur durch ein Leben, mit dem Allah zufrieden sein kann, erlangt. Dann werden sich alle Bedeutungen, die dieser Vers ausdrückt, offenbaren.
Verehrte Gemeinde!
Mit der in dem Vers genannten und vom Gesandten Allahs durchgeführten Einnahme Mekkas ist nicht die Eroberung des Ortes gemeint. Im Laufe der Geschichte wurden viele Städte und Länder erobert, aber keine führte zu einem vergleichbaren Ergebnis. Tatsache ist, dass bei der Eroberung Mekkas niemand gewaltsam umkam. Nicht der Ort sollte eingenommen, sondern die Herzen der Menschen für den Islam gewonnen werden. Selbst die gefangen genommenen Feinde des Islams wurden begnadigt. Das Wichtigste aber war die Rückführung der Kaaba zu ihrer ursprünglichen Bestimmung.
Unser Prophet verzichtete auf alle ihm gemäß dem damaligen Kriegsrecht zustehenden Rechte. Er begegnete selbst seinen größten Feinden barmherzig und gnädig, denn er war der Prophet der Barmherzigkeit, eine Quelle des Wohlergehens und ein Segen für alle Welten. Sein Verhalten an diesem Tag lehrt uns sehr vieles.
Liebe Geschwister!
Wenn wir Muslime noch heute dieses Ereignis, das vor rund 1400 Jahren stattfand, in lebendiger Erinnerung halten, hat das nichts mit falschem Stolz zu tun, sondern mit Bescheidenheit, Verbundenheit und Liebe. Es hat zu tun mit der Verbundenheit zum Propheten und dem Streben, seine Botschaft in unserem Leben zu verwirklichen. Wenn wir unser Herz und unser Selbst nicht in der von Allah und seinem Gesandten geforderten Weise erobern und darüber herrschen, werden wir an der glücklichen Eroberung Mekkas keinen Anteil haben.
Liebe Geschwister!
Wir dürfen nicht vergessen, dass wir zuerst unser eigenes Herz und unser eigenes Selbst in der Weise, wie es uns Allah und sein Gesandter gezeigt haben, „erobern“ müssen.
[1] Sure Fath, 48:1-3
[2] Sure Muhammad, 47:19