Freitagspredigt
Hutba – Der Tag der offenen Moschee
30. September 2005Veehrte Geschwister,
Der Mensch als zivilisierte Person ist dazu erschaffen worden, gemeinschaftlich zu leben. Unser Glaube, der Islam, legt sehr viel Wert auf das friedliche und gemeinsame Zusammenleben.
Unser geliebter Prophet hat uns mündlich und praktisch gelehrt, wie man mit den Gläubigen und Andersgläubigen gute Beziehungen aufbaut und diese sozialen Verhältnisse aufrecht erhält. In einigen seiner Hadise hat er auf die Bedeutung dessen hingewiesen:
„Ein Gläubiger, der sich unter die Menschen mischt und Geduld für deren Probleme aufbringt, ist besser als derjenige, der sich von den Menschen abschottet und keine Geduld für ihre Probleme zeigt .“
(El-Cami’us Sagir, S. 549, Hadis no:9154)
Liebe Brüder und Schwestern,
Wenn wir diese Hadise genauer betrachten, werden wir sehen, dass es besser ist, gemeinschaftlich statt alleine ohne jegliche soziale Beziehungen zu leben.
Aus diesem Grund heißt es auch in einem Hadis: „Die Gemeinschaft ist ein Segen. Abschottung und Abgrenzung ist ein Leid.“
(El-Camius-Sagir, s.220 Hadis no:3624)
Daher haben die Nachbarschaftsbeziehungen einen hohen Stellenwert in unserem Glauben. In einigen Überlieferungen des Propheten wird dieser Punkt besonders tief behandelt.
„Der Engel Gabriel gab mir in Sachen Nachbarsrecht so gewichtige Anweisungen, dass ich gedacht habe, dass die Nachbarn einander beerben werden.“
(Buhari, Edeb 28; Müslim, Birr 140, (2624); Ebu Davud, Edeb 132, (5151); Tirmizi, Birr 28, (1943)
„Die Nachbarn teilen sich in drei Gruppen auf: Die Nachbarn, die Anspruch auf mindestens einem Recht haben. Das sind diejenigen, die das wenigste Anrecht haben. Dann gibt es solche, die Anspruch auf zwei oder drei Rechte haben.
Die Nachbarn, die nur ein Recht besitzen, sind die, die weder Muslim noch Verwandte sind, aber noch ihre Rechte als Nachbarn haben. Die Nachbarn, die zwei Rechte haben sind solche, die Muslime sind, aber nicht verwandt sind. Diese haben ihre Rechte als Nachbarn und Glaubensgenossen. Diejenigen, die ein dreifaches Recht besitzen, sind solche, die verwandt und gläubig sind. Gegenüber dieser Gruppe Nachbarn hat man eine dreifache Verantwortung: als Glaubensgenosse, Nachbar und Verwandter.“ (El-Camiussagir, s.222, Hadis no:3656)
Verehrte Gläubige,
Ich denke, ich brauche nicht zu betonen, wie wichtig und notwendig die sozialen Beziehungen in unserer heutigen Gesellschaft sind. In einer Zeit der Globalisierung, wo diese Beziehungen eigentlich gestärkt werden müssten, sehen wir sogar innerhalb der Familien, dass die sozialen Kontakte, insbesondere die Kontakte zu Verwandten, abgebrochen und außer Acht gelassen werden und sogar unter den Familienmitgliedern Uneinigkeit herrscht. Ebenso wissen wir, dass die steigende öffentliche Präsenz der Muslime von Teilen der Gesellschaft mit Skepsis und Vorurteilen betrachtet wird. Diese negative Auffassung über die Muslime müssen wir mit unseren guten sozialen Beziehungen besiegen und das Gegenteil beweisen. Wir Muslime werden im Koran als “ die Gemeinschaft der Mitte“ bezeichnet. So haben wir die Verantwortung, ein Gleichgewicht in der Gesellschaft zu sein. Denn unser Herr erwartet diese Aufgaben vorerst von uns. Er sagt:
“ Und sage Meinen Dienern, sie sollen stets freundlich sprechen. Denn der Satan sucht unter ihnen Streit zu stiften. (Isra 53)
„Lade zum Weg deines Herrn mit Weisheit und schöner Ermahnung ein, und diskutiere mit ihnen auf die beste Art und Weise. Siehe, dein Herr weiß am besten, wer von Seinem Weg abgeirrt ist, und Er kennt am besten die Rechtgeleiteten.“ (Nahl 125)
Aus diesem Grund haben wir die Türen unserer Moscheen am 3. Oktober besonders weit geöffnet und bitten unsere Gäste, uns ihre Herzen zu öffnen, um das gemeinsame Miteinander im öffentlichen Leben zu verwirklichen. So wird es möglich sein, mehr voneinander zu erfahren und gemeinsam in Harmonie zu leben.
Also liebe Geschwister, öffnen wir unsere Moscheen für unsere Gäste und versuchen wir uns zu präsentieren. Die Menschen sollten die Möglichkeit haben, uns von uns selbst kennen zu lernen. Machen wir keine Unterschiede zwischen unseren Nachbarn und laden sie ausnahmslos alle herzlich ein. Denn die Menschen verständigen sich, indem sie miteinander reden. Nur so können sie die Wahrheit erfahren.
Verehrte Muslime!
Der segenreiche Monat Ramadan steht vor unserer Tür. In einigen Tagen ist es so weit. Wir spüren schon den Segen in unseren Herzen, die dieser Monat mit sich bringt. Inschallah werden wir in diesem Monat unsere Taten und Handlungen nochmals erneuern und sie verschönern. Wir freuen uns, denn unser Prophet gab uns folgende frohe Botschaft über diesen gesegneten Monat: „Wer mit Aufrichtigkeit und Glaube im Ramadan fastet, und die Belohnung nur von Allah teala erhofft, den wird Allah teala seine Sünden vergeben.“
Zu diesem Anlass möchte ich euch alle zum Ramadan beglückwünschen und hoffe, dass dieser Monat der Barmherzigkeit und Gnade der Menschheit Frieden bringen wird.
IGMG- Irschad Abteilung