Freitagspredigt
Der Ramadan als Chance
26. Juni 2015Verehrte Muslime!
Wir befinden uns in der zweiten Woche des Ramadans, dem Monat der Barmherzigkeit, des Segens und der Vergebung. Allah hat ihn uns als eine Wohltat aus seinem unendlichen Schatz gegeben. Möge Allah unser Fasten und alle anderen Ibâdas annehmen.
Liebe Geschwister!
Genauso gespannt, wie wir den Monat Ramadan trotz aller Anstrengung erwarten, so intensiv sollten wir auch über all die Dinge nachdenken, die wir in diesem Monat lernen können. Denn wir sind es, die den Ramadan segensreich und barmherzig machen. Wir sind es, die ihn schließlich in eine Zeit der Vergebung und Erlösung verwandeln können. Leider gibt es viele unachtsame Menschen, die den Ramadan nur damit verbringen, hungrig und durstig auf den Iftar zu warten. Diese Menschen werden weder die Barmherzigkeit noch den Segen oder die Vergebung dieses Monats erfahren.
Verehrte Muslime!
Der erste Schritt, um den Segen des Ramadans zu erfahren, wird uns in folgendem Koranvers beschrieben: „Und dient Allah und setzt ihm nichts an die Seite. Und seid gut zu den Eltern, den Verwandten, den Waisen, den Armen, dem Nachbarn, sei er einheimisch oder aus der Fremde, zu den Freuden, den Reisenden und zu denen, welche ihr von Rechts wegen besitzt. Siehe, Allah liebt nicht den Hochmütigen, den Prahler.“[1]
Liebe Geschwister!
Der Koranvers ist recht deutlich. Das Fasten, das Tarâwîh-Gebet, Duâs und Tawba dienen dazu, Allahs Wohlgefallen zu erlangen. Die Eltern gut zu behandeln und Gutes zu tun für Verwandte, Waisen und Nachbarn ist eine Ibâda, die den Ramadan auszeichnet. Dabei sollten aber Acht geben und nicht den Fehler machen, darunter nur materielle Hilfe zu verstehen.
Der Ramadan ist der Monat des Korans und des Fastens, der Monat, um Takwâ zu erlangen, der Monat der Tawba, der Gastfreundschaft. Er ist der Monat des Nachdenkens und des Zikr.
Wenn dem so ist, ist es unsere Aufgabe, ihn in bester Weise zu nutzen. Aber nur den Ramadan? Nein, ganz bestimmt nicht! Dieser Monat wird für uns nur ein Anfang sein, er wird uns vorbereiten auf unser restliches Leben, das auf Wohltätigkeit aufgebaut sein wird. Das eigentliche Ziel unseres Fastens ist es nicht, abzunehmen, sondern, unser Selbst zu erziehen. Der Ramadan soll unser Herz und unseren Geist nähren. Inschallah wird sich der Segen des Ramadans auf unser zukünftiges Leben auswirken.
Verehrte Muslime!
Dieser gesegnete Monat bietet uns eine sonst unerreichbare Gelegenheit. Er versorgt unser Herz, erzieht unser Selbst und macht uns die Ibâda schmackhaft. Lasst uns diese kostbare Zeit nicht in Achtlosigkeit verbringen. Und lasst uns, nachdem das Festtagsgebet verrichtet ist, die Wirkung des Ramadans auf uns nicht wieder vergessen.
Liebe Geschwister!
Egal wie wichtig uns der Ramadan ist, in jedem Fall gilt: Unsere Ibadas, Wohltätigkeit und Gastfreundschaft gegenüber unseren Verwandten und Nachbarn, unsere Hilfe für Waisen, Arme und Bedürftigen darf nicht mit dem Ramadan enden. Der Ramadan und die Kadr-Nacht sind ein Geschenk Allahs. Aber ein guter Muslim zu sein, ein guter Mensch zu sein, ist keine jahreszeitliche Angelegenheit. Ein Muslim zu sein heißt, Allahs Geboten zu folgen und den Weg seines Gesandten zu gehen.
Allah möge unseren Ramadan segnen!
[1] Sure Nisâ, 4:36