Freitagspredigt
Hutba: Den Propheten zum Vorbild nehmen
13. Oktober 2022Verehrte Muslime!
„In dem Gesandten Allahs habt ihr wirklich ein schönes Beispiel für jeden, der auf Allah und den Jüngsten Tag hofft und oft Allahs gedenkt.”[1] So lautet ein bekannter Koranvers. Unser Prophet Muhammad ﷺ, der letzte Gesandte Allahs, ist das beste Vorbild für uns alle, bis zum Jüngsten Tag. Sein Charakter, seine Lebensart und Verhalten sind vorbildlich für die ganze Menschheit. Dazu steht im Koran: „O Prophet! Wir haben dich entsandt als Zeugen, Freudenboten und Warner, und als einen, der mit seiner Erlaubnis zu Allah einlädt, und als ein leuchtendes Licht.”[2]
Liebe Geschwister!
Unser Prophet ﷺ sagte: „Ich bin gesandt worden, um den schönen Ahlâk zu vervollständigen.“ Wenn die Menschen damals nicht von der Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit des Propheten ﷺ überzeugt gewesen wären, dann wären sie ihm nicht gefolgt. Dschâfar (r), der mit anderen Muslimen beim König Abessiniens Zuflucht gesucht hat, sagte zu ihm: „O König! Wir waren ein unwissendes Volk. Wir beteten Götzen an, aßen verendete Tiere, begingen Ungeheuerlichkeiten, brachen die Verwandtschaftsbande und behandelten die Nachbarn schlecht. Der Starke unter uns unterdrückte den Schwachen. Doch dann schickte Allah uns einen Gesandten von unserem eigenen Volk. Wir kennen seine Abstammung und wir alle sind Zeugen seiner Ehrlichkeit, Vertrauenswürdigkeit und Frömmigkeit. Er ruft uns dazu auf, nur Allah anzubeten und von der Anbetung von Steinen, die unsere Väter anbeteten, abzulassen. Er hält uns dazu an, Sadaka zu geben und zu fasten, um uns so Allah zuzuwenden. Er weist uns an, die Wahrheit zu sagen, die Verwandtschaft zu ehren, das Anvertraute zu achten, den Nachbarn gut zu behandeln, uns von Verbotenem fernzuhalten, kein Blut zu vergießen, kein falsches Zeugnis abzulegen, sich nicht den Besitz der Waisen anzueignen und ehrbare Frauen nicht zu verleumden; Und wir haben uns das zu Herzen genommen.“[3]
Verehrte Muslime!
Sâd b. Hischâm erzählte, dass er einmal Aischa (r) fragte: „O Mutter der Gläubigen! Erzähle mir vom Charakter des Propheten ﷺ! Sie sagte: „Liest du denn nicht den Koran? Der Charakter des Propheten ﷺ war der Koran.“[4]
Unser Prophet ﷺ war geradezu der „lebende Koran“. Seine Sunna zeigt uns, wie man die Werte und die Moral des Korans leben kann. Deswegen sind der Koran und die Sunna die Hauptquellen des Islams. Als ursprüngliche Quelle des Islams ist der Koran dessen Grundlage und die Sunna die Methode. Die Sunna legt die Art fest, wie der Koran verstanden werden kann, erklärt, was unklar ist und legt offen, was verworren ist. Wenn man die Sunna des Propheten ﷺ versteht und anwendet, versteht und lebt man dadurch auch gleichzeitig den Koran. Deswegen ist für uns Muslime die Sunna des Propheten so verbindlich und bestimmend.
Verehrte Muslime!
Die Ereignisse im Leben unseres Propheten ﷺ sind für die Umma eine unverzichtbare Orientierung. An seine Prophetenschaft zu glauben, reicht nicht. Es ist auch notwendig, sich darum zu bemühen, ihm in jeder Hinsicht ähnlich zu sein. Er war zum Beispiel ein vorbildlicher Familienvater. Er behandelte seine Familie mit ausgesprochener Freundlichkeit. Er liebte es, Gäste zu empfangen und bediente sie selbst. Auch Nichtmuslime, die ihn besuchten, behandelte er so. Niemandem hat er je ein böses Wort gesagt, oder jemanden verletzt. Er hat auch in seinem ganzen Leben nie jemanden geschimpft. Er war immer aufrichtig und hat immer sein Wort gehalten. Lügner mochte er nicht. Er nahm an niemandem Rache, sondern liebte es, zu vergeben. Unser Prophet ﷺ war sein ganzes Leben lang in allen Belangen ein Vorbild, und das nicht nur in Worten, sondern auch in seinen Handlungen.
Möge Allah unsere Umma zu denjenigen gehören lassen, die den Ahlâk des Propheten ﷺ verinnerlicht haben und seinem Weg folgen. Âmîn!
[1] Sure Ahzâb, 33:21
[2] Sure Ahzâb, 33:45-46
[3] Ibn Ishâk, 195-196; Ibn Hischâm, I, 336
[4] Ibn Hanbal, III, 155