Freitagspredigt
Hutba- Das Wissen im Islam
10. November 2006Verehrte Muslime,
das Wissen (Ilm) hat mehrere Bedeutungen, wie die bewusste Wahrnehmung, die wir mit unseren Sinnen vernehmen oder Offenbarungen, die uns von Allah teala herabgesandt worden sind, ohne dass jegliche Zweifel oder Ungewissheit an ihnen bestand. Es ist das Gegenteil von Unwissenheit und Unkenntnis. Außerdem wird das Wissen als die Erkenntnis der Wahrheit und das Verstehen einer Sache beschrieben.
Ilm bedeutet auch über etwas Eindeutiges oder Ungewisses nachzudenken, sich mit etwas auseinander zu setzten oder sich über etwas im Klaren zu sein. Die Arten des Wissens kann man auch in verschiedene Kategorien einteilen. Religiös-theologisches Wissen und materielle, fassbare Wissenschaft. Dem Islam zufolge sind weder das Streben nach Wissen, Kunst und Technologie noch materieller Reichtum Selbstzweck. Sie sind nur Mittel, um das Wohlgefallen Gottes zu erlangen. Deshalb fördert und billigt der Islam jede Art von Wissen, die für die Menschheit von Nutzen ist.
Liebe Geschwister,
der Islam legt großen Wert auf die Bildung und den Wissenserwerb. Schon in der ersten Offenbarung, die Gott den Menschen durch den Propheten Muhammad (saw) gesandt hat, wird Lesen, Wissen, Schreibmaterial und Bildung erwähnt:
„Lies im Namen deines Herrn, der erschuf. Er erschuf den Menschen aus geronnenem Blut. Lies; denn dein Herr ist gütig, der mit dem Schreibrohr lehrt, lehrt den Menschen, was er nicht wusste.“ (Alaq1-5)
Sich den Islam ohne Wissenschaft vorzustellen, ist undenkbar. Dem Islam zufolge ist jeder einzelne Mensch – ob Mann oder Frau -verpflichtet, sich Wissen anzueignen, denn unser Prophet (saw) sagte in einem Hadis: “ Das Aneignen des Wissens ist Pflicht für jeden Muslim und jede Muslima“ (İbn Mace, Mukaddime, 17)
Ferner ist es Pflicht, Wissen über Medizin, Heilkunde, Physik und Technik zu erwerben. Wenn diese Bildungszweige von Einzelnen aus der Gesellschaft erworben werden, entfällt die Pflicht von den anderen Personen.
Doch wenn keiner aus der Gemeinschaft Diese nicht studiert, tragen alle die Verantwortung bei Allah teala.
Verehrte Geschwister,
es gibt keine andere Religion, die dem Wissen so viel Wert gibt. Im Koran wird Wissen (Ilm) mehr als Hundert Mal erwähnt und die Wörter die von Ilm abstammen, kommen sogar mehr als achthundertsechzig Mal vor. Außerdem kommen auch öfters die Wörter wie „Verstand, Gedanke und Einfall“ vor.
Der Koran lädt den Menschen ein, ständig nachzudenken und das ihm von Allah teala verliehene Geschenk des Intellekts zu nutzen. Er ermutigt den Menschen, über das Universum und die Ereignisse, die in ihm stattfinden, intensiv nachzudenken und die Geheimnisse, die in ihm verborgen sind, zu entdecken sowie sein erworbenes Wissen zum allgemeinen Wohle der Menschheit zu verwenden. Jemand der Allah teala als Schöpfer anerkennt, wird auch keine anderen Gottheiten anbeten. Deshalb heißt es auch im Koran „“¦darum sei keiner der Unwissenden.“(Anam 35)
Der Koran lobt jede Art von Wissenserwerb und unterscheidet die Wissenden und Unwissenden: „Sind etwa diejenigen, die wissen, und diejenigen, die nicht wissen, gleich?“ (Zumar 9)
Der Islam erhöht auch die Stellung der Gelehrten und derjenigen, die reisen, um Wissen zu erwerben: „Allah wird die unter euch, die gläubig sind, und die, denen Wissen gegeben wurde, um Rangstufen erhöhen.“ (Mudschadala 15)
Unser Prophet (saw) sagt zu diesem Thema: „Allah teala öffnet die Wege des Paradieses für diejenigen, die sich auf den Weg machen, mit der Absicht sich Wissen anzueignen. Die Engel schlagen vor Respekt und Bescheidenheit gegenüber dem Studierenden ihre Flügel auf den Boden. Alle Lebewesen im Himmel und auf Erden bitten für die Gelehrten von Allah teala um Barmherzigkeit. Die Gelehrten sind den unwissend Betenden überlegen wie der Mond den Sternen. Die Gelehrten sind die Nachkommen der Propheten. Die Propheten haben weder Gold noch Silber hinterlassen. Sie haben nur das Wissen zurückgelassen. Wer das Wissen nimmt, hat was sehr wertvolles und großes erworben. (Ebû Davud, İlm, 1)
„Wer mit der Absicht Wissen zu erlernen, seine Heimat oder sein Zuhause verlässt, ist auf dem Weg Allah tealas bis er zurückkehrt.“ (Tirmizî, İlm, 2)
“ Die Gelehrten sind wie Lichter auf Erden und die Vertreter der Propheten. Sie sind das Erbe von mir und den anderen Propheten! (Keşfü’l Hafâ, H. No: 1751)
Verehrte Muslime,
im Islam wird das Wissen erlernt, damit man dadurch das Wohlgefallen Allah tealas erreicht und dieses Wissen in Taten umwandelt. Unser Prophet (saw) sagte in seinen Bittgebeten: „Oh Allah! Lass mich davon ausnützen was du mir beigebracht hast. Bringe mir das Wissen bei, was mir Nutzen bringt und vermehre mein Wissen.“ (Tirmizî, Daavât, 128)„Ich suche Zuflucht bei Allah vor nutzlosem Wissen.“
Das Wissen ist die Quelle des Glücks im Diesseits und im Jenseits. Denn es ist das Wissen, das einen Menschen dazu bringt, an Allah teala zu glauben, und ihm moralische Verantwortung gibt. Weiterhin ist es das Wissen, das den Menschen zur Liebe Allahs führt.
Der Islam bejaht aber die moderne Wissenschaft und deren Entwicklungen in Hinblick auf das Leben, die Natur, den Menschen sowie die Lösung vitaler Probleme des Menschen, seien sie materieller oder geistiger Art.
Aus diesem Grund sollten wir uns der Unwissenheit für immer den Rücken zuwenden, als Gläubige uns der Bildung und dem Wissenserwerb widmen und unsere Kinder und Jugendlichen dazu auffordern, für das Diesseits und das Jenseits zu lernen. Bemühen wir uns dafür, dass die Umma sich von Unwissenheit und Unkenntnis befreit.
IGMG Irschad-Abteilung