Freitagspredigt
Hutba: Das Gebet in der Nacht
02. August 2018Verehrte Muslime!
Als „Tahadschud“ werden Gebete bezeichnet, die zwischen der Zeit zum Nachtgebet und der des Morgengebets liegen. Diese nächtlichen Gebete sind sehr verdienstvoll. Sie gehören zu jenen, die unser Prophet regelmäßig verrichtete, und auch seiner Umma empfahl.
Wer das Gebet in der Nacht verrichtet, gehört zu denen, die im 6. Vers der Sure Sadschda mit folgenden Worten beschrieben werden: „Sie wachen (in der Nacht) auf, um ihren Herrn in Furcht und Hoffnung anzubeten.“ In einem anderen Koranvers heißt es: „Die Gottesfürchtigen werden gewiss in Gärten mit Quellen sein, die Gaben ihres Herrn empfangend; denn sie hatten zuvor das Richtige getan. Sie schliefen nur einen Teil der Nacht. Und im Morgengrauen baten sie um Vergebung.“[1]
Liebe Geschwister!
Aus diesen Versen wird ersichtlich, dass das Tahadschud-Gebet ein Weg ist, um Allah näher zu kommen und sein Wohlwollen zu erlangen. Es ist ein Zeichen für den Glauben und die Liebe zu Allah, ein Sinnbild für die Suche nach göttlicher Nähe.
Verehrte Muslime!
Nachts ist das Herz ruhig und der Geist geschärft. Deshalb ist die Wirkung des Gebets und der Koranrezitation stärker. In Vers 6 der Sure Muzammil wird auf diese Tatsache hingewiesen: „Fürwahr, das Gebet in der Nacht macht stärkeren Eindruck und lässt leichter das richtige Wort finden.“
Einer Überlieferung zufolge werden in der Zeit des Tahadschud-Gebets die Duâs der Gläubigen erhört. Vielleicht ist in dieser Zeit der Moment versteckt, der ein Wendepunkt in unserem Leben sein könnte.
Auch unser Prophet, Muhammad (s), sagte: „Ich empfehle euch nachts aufzustehen. Denn dies war die Gepflogenheit der aufrichtigen Gläubigen vor euch. Es ist ein Weg, um Allahs Nähe zu suchen, euch vor Sünden zu schützen, eure Sünden einzusehen euch vor Krankheit zu schützen.“[2] Kann es also zu dieser Zeit, in der der Geist geschärft und die Tore des Himmels weit geöffnet sind, etwas Besseres geben, als dass ein Gläubiger sich vor seinen Herrn stellt, sich verneigt und niederwirft?
Liebe Geschwister!
In Zeiten, in denen wir nur mit Mühe zum Morgengebet aufstehen, scheint es schwer zu sein, nachts aus dem Schlaf zu erwachen, das warme Bett zu verlassen und vor Allah zu treten. Nachts zu beten und Allahs zu gedenken ist eine Sunna unseres Propheten und gehört zu den Eigenschaften kluger und frommen Menschen. Wenn wir unsere Spiritualität stärken wollen, führt kaum ein Weg daran vorbei.
Möge Allah der Erhabene uns zu den aufrichtigen Gläubigen zählen.
[1] Sure Zâriyât, 51:15-18
[2] Tirmizî, Da’awât, 112, (3543, 3544)