Freitagspredigt
Hutba – „Esst, trinkt, aber verschwendet nicht“
20. April 2012Verehrte Muslime,
der bedeutende muslimische Gelehrte Imam al-Gazâlî beschreibt die Eigenschaften Geiz und Verschwendung wie folgt: „In dem Maße auszugeben, was von der Religion, der Tradition und den Menschen als nötig angesehen wird, ist Großzügigkeit. Weniger als das auszugeben ist Geiz und mehr auszugeben ist Verschwendung.“ (Ihyâ Ulûm ad-Dîn, 3/259-260) Koranverse, die sich mit dem gleichen Thema beschäftigen, bezeichnen unausgewogene und unnötige Ausgaben als Verschwendung. Einer dieser Verse, indem auf den Mittelweg verwiesen wird, lautet: „Und diejenigen, welche beim Spenden weder verschwenderisch noch geizig sind, sondern die richtige Mitte dazwischen einhalten.“ (Sure Furkân, [25:67])
Allah hat dem Menschen zahlreiche Gaben und Möglichkeiten gegeben. Die uns anvertrauten Dinge sollten wir deshalb nutzen, um Allahs Wohlgefallen zu erreichen, also andere Menschen glücklich zu machen und der Gesellschaft nützlich zu sein. Die Zurschaustellung unseres Reichtums, um andere eifersüchtig zu machen, missbilligt unsere Religion: „O ihr Kinder Adams! Zieht euch für jede Gebetsstätte schön an und esst und trinkt, aber schweift nicht aus. Siehe, er liebt die Ausschweifenden nicht.“ (Sure Âraf, [7:31])
Geschätzte Geschwister,
ob etwas als Verschwendung gilt, hängt von den wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Gegebenheiten ab. Denn der persönliche und gesellschaftliche Wohlstand beeinflussen das Konsumverhalten des Einzelnen. Doch das bedeutet nicht, dass es keine Verschwendung gibt. Aus einer aktuellen Studie geht hervor, dass 58 Prozent der Bevölkerung in Deutschland – also auch Muslime – einen großen Teil der Lebensmittel wegwerfen. Aus derselben Studie geht hervor, dass 69 Prozent dieser Personen ein schlechtes Gewissen haben, wenn sie Lebensmittel wegwerfen. 1,2 Milliarden Tonnen Lebensmittel werden auf der ganzen Welt weggeworfen. Das ist erschreckend, vor allem wenn man sich die Lebensbedingungen in Ländern wie Somalia vor Augen hält.
Verehrte Muslime,
wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass Lebensmittel eine Gabe und ein Segen Allahs sind. Verschwendung ist auf jeden Fall zu vermeiden. Unsere Religion legt uns nahe, unsere Umwelt zu schützen, die uns geschenkten Gaben ausgewogen zu nutzen und sie gerecht zu verteilen. In diesem Sinne sollten wir uns von Verbotenem (Haram) fernhalten, nur nach dem Erlaubten (Halal) streben, unsere Gesundheit nicht auf’s Spiel setzen und unsere Umwelt schützen.
Wir möchten unsere Hutba mit einem Hadith unseres Propheten Muhammad (saw) beenden: Einmal trat der Gesandte Allahs an Sa’d (ra) heran, der bei der Gebetswaschung mehr Wasser als nötig benutze. Er fragte: „Was soll diese Verschwendung?“ Sa’d (ra) erwiderte: „Kann man auch bei der Gebetswaschung verschwenderisch sein?“ Da antwortete unser Prophet: „Ja, hüte dich vor der Verschwendung, selbst wenn du an einem Fluss stehst.“ (Ibni Mâdscha, Tahâra, 48, 1)
IGMG-Irschadabteilung