Freitagspredigt
Hutba – Vergängliches Diesseits, ewiges Jenseits
15. Dezember 2010Verehrte Muslime,
unser Schöpfer hat die Erde voll mit Dingen erschaffen, die dem Menschen gefallen. Im Koran heißt es: „Den Menschen ist es eine Lust, sich an Frauen und Kindern, aufgespeicherten Schätzen an Gold und Silber, Rassepferden, Herden und Ackerland zu erfreuen. So ist der Nießbrauch des Lebens im Diesseits. Aber Allah – bei ihm ist die schönste Heimstatt.„ (Sure Âl-i Imrân, [3:14])
In diesem Vers werden jene Personen und Dinge aufgezählt, an die der Mensch allzu schnell sein Herz hängt – und zwar in dem Maße, dass er abhängig davon wird. Direkt im darauffolgenden Vers hat Gott die Menschen deshalb gewarnt: „Sprich: ,Soll ich euch Besseres als dies verkünden?‘ Die Gottesfürchtigen finden bei ihrem Herrn Gärten, durcheilt von Bächen, ewig darin zu verweilen, und reine Partner und Allahs Wohlgefallen. Und Allah sieht Seine Diener wohl“ (Sure Âl-i Imrân, [3:15])
Und in dem folgenden Vers benennt Allah jene, die seiner Gaben würdig sind: „Diejenigen, welche sprechen: ,Unser Herr, wir glauben wirklich! Vergib uns daher unsere Sünden und bewahre uns vor der Feuerspein‘. Die Standhaften und die Wahrhaften und die Andachtsvollen und die Spendenden und die im Morgengrauen um Verzeihung Flehenden.“ (Sure Âl-i Imrân, [3:16-17])
Verehrte Geschwister,
auf zwei Gaben soll hier hingewiesen werden: Zum einen das Versprechen, dass jedes Geschöpf entsprechend seinen Handlungen belohnt wird und – was noch besser ist – das Wohlgefallen Gottes. Deshalb sollten wir nicht nach den vergänglichen Gaben Allahs im Diesseits streben, sondern uns folgenden Verses besinnen und die Zufriedenheit Gottes im Diesseits sowie im Jenseits suchen: „Wißt, dass das irdische Leben nur Spiel und Scherz und Flitter und Prahlerei unter euch ist und Wetteifern um Vermögen und Kinder. Dies gleicht dem Regen, dessen Wachstum die Bauern erfreut. Dann aber welkt es, und du siehst es gelb werden. Dann zerbröckelt es. Und im Jenseits ist strenge Strafe ebenso wie Verzeihung von Allah und Wohlgefallen. Doch das irdische Leben ist nur ein trügerischer Nießbrauch auf Zeit.“ (Sure Hadîd, [57:20])
Daran werden wir auch immer wieder von unserem Propheten, Muhammad (saw), erinnert. In einem Hadith heißt es etwa: „Was habe ich schon mit dem Diesseits zu tun. Meine Situation auf die Welt ist wie die eines Reisenden, der im Schatten eines Baumes geschlafen hat und dann weiterreist.“ (Musnad, Ahmad bin Hanbal) In einer anderen Überlieferung erzählt ein Gefährte (Sahaba) des Gesandten Gottes, wie sie an einem verstorbenen Lamm vorbeigingen und der Prophet folgendes sagte: „Ihr denkt sicher, jene, die dieses tote Lamm hier liegen gelassen haben, taten dies, weil sie ihn als wertlos ansahen, nicht wahr?“ Die Prophetengefährten (Ashâb) antworteten: „Ja, o Gesandter Allahs.“ Daraufhin sagte er: „Das Diesseits ist bei Allah noch wertloser als dieser tote Körper für dessen Besitzer.“ (Tirmizî)
Verehrte Muslime,
natürlich sollten wir die Gaben Gottes im Diesseits zu nutzen wissen. Vor allem, weil das Jenseits von unserem Leben in dieser Welt abhängt. Wichtig ist nur, dass das diesseitige Leben nicht zum Selbstzweck wird. Denn unser Ziel ist das Jenseits, das wahre Leben ist das jenseitige.
In diesem Sinne bitten wir Allah, dass er uns zu denen zähle, die ein ausgewogenes Leben im Diesseits führen und nur nach dem Jenseits streben.
IGMG-Irschadabteilung