Freitagspredigt
Hutba – Unsere Familie, unser Friedenshort
20. Juni 2008Verehrte Muslime,
nachdem unser Herr in den ersten Versen der Sure Nisâ von der Erschaffung von Mann und Frau, den Bedingungen der Heirat, den Pflichten von Mann und Frau sowie vom Testament und Erbe gesprochen hat, gebietet er in Vers dreizehn „Dies sind Allahs Anordnungen. Und wer Allah und Seinem Gesandten gehorcht, den führt Er in Gärten ein, durcheilt von Bächen, ewig darin zu verweilen; und dies ist die große Glückseligkeit.“ (Sure Nisâ, [4:13]) Diejenigen, die nicht entsprechend seinen Anweisungen handeln, erwartet eine Strafe. Die folgenden Verse handeln von einigen Sachverhalten, die sich zwischen Mann und Frau abspielen können. In unserer heutigen Hutba wollen wir eines dieser Themen, nämlich die Wahrung der Gerechtigkeit zwischen Mann und Frau, näher ansprechen. Denn nur ein ausgewogenes auf Gerechtigkeit basierendes Verhältnis zwischen den Ehepartnern kann die Familie, den Garanten des gesellschaftlichen Lebens, aufrechterhalten.
Verehrte Geschwister,
der Koran enthielt diese Anweisungen, um die auftauchenden aktuellen Probleme seiner Zeit zu lösen, was auch tatsächlich der Fall war. Somit hat der Koran das Familienleben geregelt und beispielsweise die Vermögensverhältnisse und das Erbe neu geordnet sowie genau festgelegt, wem wieviel vom Erbe zusteht. Somit hat der Koran in revolutionärer Weise den bis dahin nicht nur in dieser Hinsicht vernachlässigten Frauen finanzielle Rechte zugestanden. Die Frauen wurden also auf denselben Rang wie die Männer gehoben. Wer die heutige Situation mit der damaligen vergleicht, wird mit Leichtigkeit erkennen können, welch großen Umbruch der Islam vor 15 Jahrhunderten bewerkstelligt hat. Viele Dinge, die zu verändern unmöglich erschien, wurden vom Islam in der Theorie und in der Praxis in Angriff genommen und mit Erfolg gelöst. Von der gegenwärtigen Welt, die der damaligen Praxis in vielem nachsteht, kann dies jedoch nicht behauptet werden.
Verehrte Muslime,
wie in der Zeit vor dem Islam – der Epoche der Dschâhilijja – werden heute Kinder vernachlässigt, vor oder nach der Geburt getötet; Menschen müssen um ihr Leben und ihren Besitz fürchten. Frauen werden missachtet und ihrer Rechte beraubt. Mädchen werden wie Besitz behandelt und manchmal ohne den persönlichen freien Willen verheiratet. Auch diese Umstände wie viele andere Gründe führen zu sozialem Unfrieden in der Gesellschaft: Familien lösen sich auf, Kinder bleiben ohne Familie und schmerzvolle Familiendramen spielen sich ab. Manchmal handeln auch Muslime ungerecht und es gibt sogar welche, die sich in unakzeptabler Weise bemühen, dies sogar mit ihrer Religion zu rechtfertigen, auch wenn dies zum Leid ihrer Ehefrau und ihrer Kinder führt. Wenn man sie deswegen kritisiert, argumentieren diese Menschen so, als sei ihnen tatsächlich eine solche Erlaubnis erteilt worden. Dabei handelt es sich bei diesen Familienproblemen um keine erdachten Probleme, sondern um Beschwerden, die uns von Zeit zu Zeit erreichen. Wir Muslime müssen uns – was Gerechtigkeit und Ausgewogenheit angeht – darum bemühen, ein Vorbild zu sein. Daher müssen wir zuerst unsere eigenen Probleme angehen.
Verehrte Geschwister,
mit zwei Hadîthen, die das vorbildhafte Verhalten des Gesandten Gottes gegenüber seiner Familie verdeutlichen, soll die Hutba beendet werden. Der Gesandte Gottes sagte: „Viele Frauen haben sich bei den Frauen Muhammads über ihre Ehemänner beschwert. Diese Ehemänner gehören nicht zu den Guten unter euch.“ (Abû Dâwûd) „Die besten unter euch sind diejenigen, die ihre Ehepartner am besten behandeln. Ich bin derjenige unter euch, der seine Ehefrauen am besten behandlet.“ (Tirmizî)
IGMG – Irschad-Abteilung