Freitagspredigt

Hutba – Sozialer Ausgleich und materielle Gerechtigkeit: Zakat

27. August 2010

Verehrte Muslime,

der Islam möchte dem Menschen ein Leben im Einklang mit seiner Moral und gemäß dem Postulat der Gleichheit ermöglichen. In der Offenbarungszeit des Korans herrschte eine erschreckende sozio-ökonomische Ungleichheit. Mekka war eine reiche Handelsstadt, in der sozial und wirtschaftlich benachteiligte und unterdrückte Menschen lebten, darunter viele auch als Sklaven. In Mekka konnte man auf jede Art von finanziellem Betrug stoßen. Der Koran äußert sich kritisch zu einer solchen Gesellschaft: Es beherrscht euch das Streben nach mehr und mehr, bis ihr (euere) Gräber aufsucht.“ (Sure Takâthur, [102:1-2]) Wehe einem jeden Verleumder und Nörgler, der ein Vermögen zusammenscharrt und (immer wieder) abzählt, im Glauben, dass sein Vermögen ihn unsterblich mache. Keineswegs! Wahrlich, er wird in die Zertrümmernde hinabgestürzt werden. Und was lässt dich wissen, was die Zertrümmernde ist? Das von Allah entfachte Feuer, das bis in die Herzen dringt! Es wird über ihnen zusammenschlagen, in langen (Feuer)Säulen.“ (Sure Humaza, [104:9])

Verehrte Geschwister,

im Grunde ist unsere Religion nicht gegen den Erwerb von Besitz und Vermögen. Ganz im Gegenteil. Im Koran wird der Besitz als Gnade Gottes beschrieben und das Streben nach rechtmäßig erworbenem Verdienst gutgeheißen. So heißt in einem Vers: Und wenn das (Freitags)Gebet beendet ist, dann zerstreut euch und bemüht euch wieder um Allahs Gaben… (Sure Dschum’a, [62:10]) Wogegen sich der Koran aber wendet, ist der Einsatz des Reichtums für schlechte Dinge. Dies hindert den Menschen daran, höhere Ziele erreichen zu können. Das Streben nach Reichtum wird zum Selbstzweck. Darum wende dich von dem ab, der sich von unserer Ermahnung abkehrt und nur das irdische Leben begehrt. (Sure Nadschm, [53:29]) heißt es deshalb im Koran.

Verehrte Muslime,

das Vermögen sollte erworben werden, um es auf rechtmäßige Weise und für gute Zwecke auszugeben. Es sollte auch dazu dienen, weniger bemittelten Menschen zu helfen. Der Reichtum sollte nicht unbedacht verschwendet werden. Denn der wahre Besitzer des Vermögens ist Allah, der im Koran bestimmt hat, dass von deren Vermögen ein Teil für den Bittenden und den verschämten Armen bestimmt ist. (Sure Maâridsch, [70:24-25]) Das unverantwortliche Verhalten der reichen Menschen war oft Grund für gesellschaftliche Missverhältnisse. Dies beschreibt der Koran mit den Worten: Doch nein! Ihr haltet die Waisen nicht in Ehren, spornt einander nicht zur Speisung des Armen an, braucht das Erbe (des Unmündigen) auf und liebt (euer) Vermögen maßlos. (Sure Fadschr, [89:17-20]) Unsere Religion besitzt zwei Mittel, um Schaden von der Gesellschaft abzuwenden, nämlich das Zinsverbot und die Almosensteuer (Zakat). Durch diese Mittel möchte der Islam verhindern, dass der Reichtum sich nur bei einer geringen Anzahl von Menschen ansammelt.

Verehrte Geschwister,

die Zakat ist also ein Gottesdienst (Ibâda), der einen großen Beitrag zum sozialen Frieden leisten kann. Der richtige Einsatz der Zakat bedeutet, die Armut zu verringern. Die von der Almosensteuer Begünstigten werden im Koran zwar einzeln aufgezählt. In seiner umfassendsten Bedeutung ist die Zakat aber zur Deckung aller Bedürfnisse einer Gesellschaft da. Aus diesem Grund ist sie keine freiwillige Spende, die dem Ermessen des Einzelnen überlassen wird. Entweder wird sie vom Staat gesammelt und ihrem Zweck zugeführt oder die Muslime sorgen selbst dafür, indem sie entsprechende Organisationen gründen. In diesem Sinne wurde auch die Abteilung für Soziale Dienste unserer Gemeinschaft, der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüş eingerichtet. Die gesammelten Zakat-und Fitr-Abgaben werden über unsere Organisation an Hilfsbedürftige in aller Welt verteilt. Damit die Zakat in bester Weise genutzt wird und die Muslime dafür von Allah belohnt werden, sollten wir uns dieser Kampagne anschließen und unsere Geschwister ebenfalls zur Teilnahme aufrufen.

IGMG-Irschadabteilung

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