Freitagspredigt
Hutba – Sila-i Rahîm: Die Reise zur Barmherzigkeit
04. Juli 2008Verehrte Muslime,
in diesen Tagen treten viele unserer Geschwister, die in Europa leben, wieder eine Reise in ihre ursprünglıchen Heımatländer an. Unser Wunsch ist es, dass unsere Geschwister eine gute Reise und einen erholsamen Urlaub verbringen. Gemäß dem Islam kann die Reise und der Besuch Anlass zu Gutem sein. In Ferienzeiten ruhen sich sowohl der Geist als auch der Köper aus. Während der Reise kann auch Wissen über andere Länder und Kulturen erlangt werden. In dieser Zeit können neue Kontakte geknüpft, bestehende Freundschaften aufgefrischt und Freunde und Verwandte besucht werden. Diesen Zielen sollten die Ferien in erster Linie dienen.
Verehrte Muslime,
Sila-i Rahîm ist ein religiöses Gebot und bedeutet, seine Verwandten und Bekannten zu besuchen und sich nach ihrem Befinden zu erkundigen. Die beste Zeit, dieses Gebot zu erfüllen, ist die Urlausbzeit. Für diejenigen, die außerhalb ihrer ursprünglichen Heimat auf die Welt gekommen sind, ist der Besuch der Heimat ihrer Großeltern, die Aufrechterhaltung der verwandtschaftlichen Beziehungen und der Kontakt zu einer doch etwas anderen Lebenskultur, eine große Bereicherung. Die Heimat ihrer Väter und Großväter kennenzulernen, ist eine Quelle der Motivation, da sie auf diese Weise Wurzeln erkennen können, von denen ihre Identität herrührt. Sie werden die Gelegenheit haben islamische Tugenden wie Geschwisterlichkeit, Solidarität, Toleranz und Hilfsbereitschaft zu erleben und diese zu verinnerlichen.
Verehrte Muslime,
Sila-i Rahîm ist ein Gottesdienst (Ibâda). Den Kontakt zu den Verwandten abzubrechen, ist nicht erlaubt und stellt eine Sünde dar. Im Koran und in den Hadîthen wird der Sila-i Rahîm behandelt, wobei hervorgehoben wird, dass die Befolgung dieses Gebotes zum Paradies führt, während die Missachtung getadelt wird. In einer Überlieferung wird beispeilsweise die Begebenheit erzählt: Ein Mann kam zum Propheten und sagte: „O Gesandter Gottes, kannst du mir einen Gottesdienst (Ibâda) nennen, der mich ins Paradies bringt?“ Der Gesandte Gottes erwiderte: „Wenn du Allah anbetest, ihm nichts an die Seite stellst, das Gebet verrichtest, die Zakât zahlst und den Sila-i Rahîm beachtest.“ (Buchârî, Zakât, 1) Auch folgende Hadîthe können genannt werden: „Verwandschaftlichkeit befindet sich beim Thron. Sie sagt: Wer sich um mich kümmert, um den kümmere sich Allah. Wer mich verlässt, den verlasse Allah.“ (Muslim, Bir, 17) „Wer viele gaben und ein spätes Ende wünscht, sollte sich um seine Verwandtschaft kümmern.“ (Buchârî, Adab, 12) Ein Gefährte des Propheten fragte: „O Gesandter Gottes, wer ist der beste unter den Menschen?“ Der Prophet antwortete: „Der, der sich am meisten vor seinem Herrn fürchtet, sich am meisten um seine Verwandten kümmert, das Gute empfiehlt und versucht, die Menschen vom Schlechten abzuhalten.“ (At-Targîb wat-Tarhîb, 4/116)
Im Koran spricht Allah sowohl von denen, die den Sila-i Rahîm beachten als auch von denen, die ihn missachten: „Wenn ihr euch abwendet, wollt ihr dann vielleicht Unheil auf Erden stiften und euere Blutsbande zerreißen?“ [47:22] „Und dient Allah und setzt Ihm nichts an die Seite. Und seid gut zu den Eltern, den Verwandten, den Waisen, den Armen, dem Nachbarn, sei er einheimisch oder aus der Fremde, zu den Kollegen, den Reisenden und zu denen, welche ihr von Rechts wegen besitzt. Siehe, Allah liebt nicht den Hochmütigen, den Prahler.“ [4:36]
Verehrte Geschwister,
vor dem Hintergrund dieser Verse und Hadîthe sollten wir versuchen, in den Ferien zusammen mit unseren Kindern unsere nahen und entfernen Verwandten zu besuchen und unsere Beziehung ausfzufrischen. Wir sollten sie beschenken und die Armen unter ihnen finanziell unterstützen. Ebenfalls sollten wir veranlassen, dass sich unsere Kinder mit gleichaltrigen Verwandten anfreunden, damit sie erkennen, dass sie zu einer großen Familie gehören. Unsere Hutba möchten wir mit einem Hadîth beenden. Vorher wünschen wir all unseren Geschwistern, die eine Reise antreten, eine gute Reise und einen unbeschwerten Urlaub. Der Gesandte Gottes sagte, dass Allah folgendes geboten hat: „Ich bin Allah. Ich bin der Barmherzige (Rahmân), ich habe die Barmherzigkeit (Rahma) erschaffen und ihm einen meiner Namen gegeben. Wer nun die Pflichten der Verwandtschaft erfüllt, den belohne ich, und wer die Beziehung zu seinen Nachbarn abbricht, dem verwähre ich meine Barmherzigkeit.“ (Tirmizî, Bir, 9)
IGMG – Irschad-Abteilung