Freitagspredigt
Hutba – Sich im neuen Jahr zur Rechenschaft ziehen
01. Januar 2010Verehrte Geschwister,
Gott hat jedem Lebewesen eine bestimmte Lebenspanne zugewiesen. Im Gegensatz zu anderen Lebewesen hat er den Menschen jedoch mit einem Verstand ausgezeichnet. Im Jenseits (Âchira) wird Gott jeden Menschen zur Rechenschaft ziehen; und zwar sowohl für jede Handlung, die er nicht hätte tun dürfen als auch für alle Handlungen, die er unterlassen hat. Doch unser Schöpfer hat uns mit dieser Bürde nicht alleine gelassen. Um dieser Verantwortung auf die beste Weise nachkommen zu können, hat er uns Propheten und Bücher gesendet, die uns helfen. Somit gibt es für den Menschen keinerlei Vorwände, sich seiner Verantwortlichkeit zu entziehen. Gott hat uns mit der Kraft und den Möglichkeiten ausgestattet, das Leben mit all seinen Facetten zu meistern.
Verehrte Geschwister,
tagtäglich werden wir Zeuge der Vergänglichkeit der Welt. Die Reise des Lebens wird eines Tages mit dem Beginn des Jenseits enden. Jedes Lebewesen wird eines Tages den Tod kosten. Aus diesem Grund sollten wir unsere Zeit im Diesseits zu schätzen und sinnvoll zu nutzen wissen. Denn keine gute oder schlechte Handlung wird ohne Gegenleistung bleiben. Daher sollten wir uns dies stets vor Augen halten und uns selbst zur Rechenschaft ziehen, bevor wir gegenüber unserem Schöpfer Rechenschaft ablegen müssen. So wie Umar (ra) sollten wir jeden Tag erneut fragen: „Was hab ich heute für Gott getan?“
Verehrte Muslime,
um ein Leben gemäß dem Willen Gottes zu führen, also um die eigene Glückseligkeit im jenseitigen Leben nicht zu gefährden, ist es notwendig bewusster zu leben. So wie der vorrausschauende Schüler sich rechtzeitig auf seine Prüfung vorbereitet, so bereitet sich auch der Muslim auf sein Leben im Jenseits vor. Dies ist erforderlich, damit wir im Jenseits die Fragen über unser Leben auf dieser Welt mit ruhigem Gewissen beantworten können. Unser Prophet sagte: „Klug ist, wer sich selbst zur Rechenschaft zieht und für das Leben nach dem Tode arbeitet.“ (Tirmizî, Kijâma, 26; Ibni Mâdscha, Zuhd, 31)
Am Anfang des Jahres sollten wir deshalb unser Handeln im vergangenen Jahr hinterfragen und unsere Fehler oder sogar Sünden mit Einsicht verbessern und bereuen. Wir sollten uns vornehmen, das kommende Jahr in bester Weise zu nutzen. Denn der Wert unserer Lebenszeit kann durch nichts ersetzt werden. Daher sollten wir – angefangen von unseren Gottesdiensten (pl. Ibâdât) – unsere Zeit für ein gottgefälligeres Leben verwenden. Unsere Gebete (pl. Salât) sollten wir nach Möglichkeit in der Gemeinschaft verrichten. Wir sollten uns all unserer Verpflichtungen gegenüber der Familie bewusst sein und diese nach bestem Gewissen erfüllen. Schließlich sollten wir Gott um Gesundheit und Wohlbefinden für das kommende Jahr bitten. Der Gesandte Gottes sagte: „Niemand wird am Tag der Abrechnung entlassen, bevor er nicht über alles, was er getan hat, Rechenschaft abgelegt hat.“ (Tirmizî, Kijâma, 1)
Wir möchten unsere Hutba mit einem Koranvers beenden: „O ihr, die ihr glaubt! Fürchtet Allah! Und eine jede Seele habe auf das acht, was sie für morgen vorausschickt. Und fürchtet Allah! Allah weiß sehr wohl, was ihr tut.“ (Sure Haschr, [59:18])
IGMG–Irschadabteilung