Freitagspredigt
Hutba – Selbstdisziplin ist der „große Dschihad“
17. September 2010Verehrte Muslime,
wir haben den gesegneten Ramadan hinter uns gelassen, und auch das Ramadanfest ist nun vorüber. Gemäß dem Vers „Und wenn du (mit etwas) fertig bist, dann bemühe dich weiter.„ (Sure Inschirah, [94:7]) wenden wir uns wieder verstärkt unseren Aufgaben in der Familie, Schule und im Beruf zu. Denn mit dem Ende des Ramadans und der Sommerfreien beginnt auch nach und nach das neue Schuljahr und für viele ebenfalls das reguläre Berufsleben. Unsere Hoffnung ist es, dass dieses neue Schul- und Arbeitsjahr von Erfolg geprägt ist.
Zuallererst sollten wir Muslime sein, die sich um das Wohlwollen Gottes bemühen und sich dabei an dem Propheten, Muhammad (saw) orientieren. Denn über ihn steht im Koran: „Und du bist fürwahr von edler Natur.„ (Sure Kalam, [68:4]) Sogar seine Gegner riefen den Gesandten Gottes mit dem Beinamen „al-Amîn“, der Treue. Denn Muhammad (saw) war ein rechtschaffener und treuer Mensch. Er forderte uns auf, sich ebenfalls diese Eigenschaften anzueignen, indem er sagte: „Der Gläubige ist der reifste unter den Menschen, der mit dem besten Charakter.“ „Ein Muslim ist jemand, vor dessen Hand (Handlung) und Zunge (Worten) die anderen Menschen sich nicht zu fürchten brauchen.“
Die Grundlage eines guten Charakters (Achlâk) ist die Sorge um das Wohlwollen Allahs und der dementsprechend gute Umgang mit den Mitmenschen. Der Prophet sagte, dass am Tag der Abrechnung zuerst der gute Charakter und die Großzügigkeit des Muslims beurteilt werden (Tirmizî, Birr 62). Unsere Frömmigkeit wird unter anderem an diesen Eigenschaften gemessen (Ali al-Muttakî, Kanzul Ummâl, VI). Der Gesandte Gottes sagte ebenfalls: „Seine Religion verleiht dem Gläubigen Ehre, sein Ruhm ist sein guter Charakter und was ihm Menschlichkeit gibt, ist sein Verstand.“ (Suyûtî, al-Dschâmius Sağîr, Hadith Nr. 6229)
Einem Mann, der den Propheten fragte, was die Religion (Dîn) ausmacht, antwortete er: „Die Religion ist der gute Charakter.“ Als der Mann zum dritten Mal fragte, sagte der Gesandte Gottes: „Verstehst du nicht? Religion bedeutet, nicht wütend zu werden.“ (Ihyâ, III, 115)
Verehrte Geschwister,
im Ramadan haben wir Selbstdisziplin geübt. Wir haben unser Ego, unsere Triebe (Nafs) gezügelt. Mögen wir zu den Glücklichen gehören, denen das in gebührender Weise gelungen ist. Unsere Prüfung auf dieser Welt hat viel mit unserem Nafs zu tun. Im Koran heißt es: „[„¦] Seht, der Mensch ist zum Bösen geneigt, [„¦]„ (Sure Yûsuf, [12:53]) Aus diesem Grund bezeichnete unser Prophet die Beherrschung des Nafs, also die Selbstdisziplin als „großen Dschihad“. Denn der ungebrochene Nafs ist schlimmer als der Teufel. Großmut, das Streben nach Macht und Ruhm und die Verführung gehen von ihm aus. Die wahre Persönlichkeit eines Menschen sieht man erst, wenn man sein Verhalten kennt, das er an den Tag legt, wenn ihm alle Möglichkeiten offen stehen. Deshalb sagt man auch: Wenn ihr die wahre Natur eines Menschen sehen möchtet, gebt ihm Geld, macht ihn reich und mächtig. Ein Mensch ist gut, wenn er trotz seines Reichtums und seiner Position Gutes tut und die Menschen gut behandelt. Ansonsten hat sein Reichtum keinen Wert.
Verehrte Muslime,
um sowohl von unserem Schöpfer belohnt und den Geschöpfen geachtet zu werden, ist es erforderlich aufrichtig und rechtschaffen zu sein. Deshalb ist es unsere Bitte an Allah, dass er uns helfe, Muslime zu sein, die Gutes tun und einen guten Charakter besitzen.
IGMG-Irschadabteilung