Freitagspredigt
Hutba – Mekka: Nicht die Stadt, sondern die Herzen wurden erobert
25. Dezember 2009Verehrte Geschwister,
vor 1439 Jahren erfolgte eine ganz besondere Art der Eroberung. Es war jene, die die Zeit des Polytheismus (Schirk) und der Unwissenheit (Dschâhilijja) beendete. Es war die Einnahme Mekkas durch den Propheten Muhammad (saw) und seine Gefährten.
Der Stamm der Kurajsch hatte den Pakt von Hudajbija gebrochen und den Stamm der Huzâa angegriffen, weil sie Freundschaft zu den Muslimen pflegten. Es war die Zeit gekommen, die Kurajsch in die Schranken zu weisen und Mekka von den Götzen zu reinigen. Der Prophet Muhammad (saw) versprach dem Stamm der Huzâa: „Ich möge selbst ein hilfloser Mensch werden, wenn ich dem Stamm der Huzâa nicht helfen sollte. Ich werde helfen wie wie diese Wolke am Himmel es selbstlos regnen lässt, als ob ich meinen eigenen Leuten helfen würde…“ (Ibni Hadschar, Bazzâr). So verdeutlichte er seine Entschlossenheit. Er war seinem Versprechen treu und ließ Freunde, die ihm vertrauten nicht im Stich. Die Kurajsch sahen ihren Fehler zwar ein, aber viel zu spät. Als alle Vorbereitungen getroffen waren, wandte sich der Prophet Gott zu und bat ihn: „Mein Herr! Verstecke mich vor den Blicken der Kurajsch, blende sie. Sie sollen uns erst sehen, wenn alles bereits fertig ist.„ (Ibni Sâd, Ibni Ishâk)
Verehrte Muslime,
Mekka war von 10 000 Männern des Propheten umgeben, als er und Abû Sufjân sich begegneten. Ein letztes Mal lud der Prophet ihn zum Islam ein und sagte: „Es ist schade um dich, Abû Sufjân. Ist die Zeit nicht gekommen, um die Einheit Gottes zu erkennen?„ Er antwortete: „Bei Gott! Ich denke dem ist so. Denn gäbe es eine andere Gottheit als Gott, würde er mich vor Schaden schützen und mir Nutzen bringen.„ Der Gesandte Gottes wiederholte: „Es ist schade um dich, Abû Sufjân. Hast du immer noch nicht eingesehen, dass ich der Gesandte Gottes bin?„ Dieser antwortete: „Für dich würde ich sogar meine Eltern hergeben. Noch nie habe ich einen sanftmütigeren Menschen mit einem so edlen Wesen kennengelernt, der die Verwandtschaftsbande so pflegt.“ Später strömten die Männer in Mekka ein. Als Abû Sufjân die Größe der Gruppe sah, sagte er zu Abbâs (ra): „Dein Neffe ist ein großer König geworden.„ Daraufhin entgegnete Abbâs (ra): „Nein, das ist kein Königtum. Das ist Prophetentum.„ Diesmal gab Abû Sufjân zu: „Ja, das ist Prophetentum.„
Verehrte Geschwister,
der Gesandte Gottes wollte friedvoll zur Kâba gelangen und gab den Befehlshabern strenge Anweisungen nicht zu kämpfen. Allen, die Schutz bei ihm, bei Abû Sufjân und bei der Kâba suchten, versprach er Sicherheit. Zu Abû Sufjân sagte er: „Heute ist der Tag des Triumphs. Heute ist der Tag, an dem die Kâba erlaubt ist.„ Und sich an Sâd ibni Ubâda wendend sagte er: „Das ist der Tag der Barmherzigkeit. Das ist der Tag, an dem Gott die Würde der Kâba erhöht.„ (Ibni Ishâk).
Daraufhin verbeugte sich der Prophet Muhammad (saw) sich aus Bescheidenheit vor Gott und dankte ihm, dass er die Eroberung durch ihn hatte erfolgen lassen. Dann rezitierte er die Sure Fath. Sobald er in Mekka eintrat, wandte er sich der Kâba zu. Als er die Götzen mit seinem Stock berührte, fielen sie hintereinander hinunter. Dabei sprach er den Vers: „Die Wahrheit ist gekommen, die Lüge ist entwichen. Nie wieder wird sie aufleben.„ Dann beaufragte er Bilâl (ra) den Gebetsruf (Azân) auszurufen. An diesem Tag wurden die Muslime vom Dach der Kâba zum Gebet (Salâh) gerufen. In Scharen nahmen die Menschen den Islam an. Sie fragten sich, wie der Prophet (saw) wohl mit ihnen umgehen würde. Während er die Türen der Kâba festhielt, sprach er zu ihnen: „Es gibt keine Gottheit außer Gott. Er ist Einer und hat keinen Partner. Er hat sein Versprechen gehalten und führte seinen Diener zum Erfolg. Ganz allein machte er sich alle Stämme unterlegen. Achtet darauf! Alles aus der Zeit der Unwissenheit, wie jegliche Art der Blutrache und Streit um Besitz liegt unter meinen Füßen. Ihr Leute der Kurajsch! Gott hat euch den Hochmut genommen. Alle Menschen stammen von Âdam und Âdam stammt aus Erde.“ Dann las er diesen Koranvers: „O ihr Menschen! Wir erschufen euch aus einem Mann und einer Frau und machten euch zu Völkern und Stämmen, damit ihr einander kennenlernt. Doch der vor Allah am meisten Geehrte von euch ist der Gottesfürchtigste unter euch. Allah ist fürwahr wissend, kundig.“ (Sure Hudschurât, [49:13]) Daraufhin fragte er die Kurajsch: „Ihr Leute der Kurajsch! Was glaubt ihr, wie ich mit euch verfahren werde?„ Und sie antworteten: „Wir erwarten Gutes von dir. Denn du bist ein edler Mensch und der Sohn eines edlen Menschen.„ Der Gesandte Gottes entgegnete ihnen: „Dann geht. Euch allen sei vergeben. Ihr seid alle frei.„ (Tabarî, Ibni Sâd) Und das war die eigentliche Eroberung. Der Prophet Muhammad (saw) hatte die Herzen aller eingenommen. Heute ist der Tag, an dem wir das 1439. Jahr nach der Eroberung Mekkas feiern. Lasst uns nicht vergessen, dass die eigentliche Eroberung immer durch die Herzen geht. Lasst uns die Herzen gewinnen und unsere Geschwisterlichkeit stärken.
IGMG–Irschadabteilung