Freitagspredigt
Hutba – Die religiöse Erziehung unserer Kinder
12. Juni 2009Verehrte Muslime,
das Bedürfnis nach Religion (Dîn) gehört zur Natur des Menschen. Sie ist eine Realität der Menschheitsgeschichte. Religion ist, wie auch der Koran bestätigt, Teil der menschlichen Natur (Fitra) und Mittel zur Glückseligkeit im Diesseits wie auch im Jenseits. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Annahme vieler Wissenschaftler, mit voranschreitender Industrialisierung und Modernisierung werde Religion eine immer unbedeutendere Rolle spielen, sich nicht bestätigt. Vielmehr stehen wir heute vor vielfältigen Problemen, bei deren Lösung die Religion unersetzlich ist. Denn trotz technischem Fortschritt, der einen nie dagewesenen Luxus ermöglicht, findet die Menschheit nicht den Frieden, den sie sich ersehnt. Zur Fitra heißt es im Koran: „So richte dein ganzes Wesen aufrichtig auf den wahren Glauben, gemäß der natürlichen Veranlagung (Fitra), mit der Allah die Menschen erschaffen hat. Es gibt keine Veränderung in der Schöpfung Allahs. Dies ist die richtige Religion. Jedoch die meisten Menschen wissen es nicht.“ (Sure Rûm, [30:30])
Verehrte Geschwister,
der Islam strebt an, Menschen zu formen, die sich ihrer Verantwortung gegenüber sich selbst, gegenüber Gott sowie ihren Mitmenschen bewusst sind; Menschen, die in der Lage sind, ein ausgewogenes Leben zu führen. Um dies zu erreichen bedarf der Mensch der Erziehung und Führung. Im Koran wird auf die Unwissenheit des Menschen hingewiesen: „Und Allah hat euch aus den Leibern eurer Mütter als ganz und gar Unwissende hervorgebracht. Doch er gab euch Gehör und Gesicht, Verstand und Gemüt, damit ihr dankbar wäret.„ (Sure Nahl, [16:78])
Neben der allgemeinen Erziehung des Menschen ist die religiöse Erziehung unserer Kinder von besonderer Wichtigkeit. Unser Prophet sagte: „Der Vater kann seinem Kind kein besseres Erbe als eine gute Erziehung hinterlassen.“ (Tirmizî, Birr, 33) Die Gelehrten sind der Auffasung, dass die Erziehung ein Recht des Kindes ist und von den Eltern gewährleistet werden muss.
Verehrte Muslime,
so wie die schulische Bildung in jungen Jahren beginnt, muss auch die religiöse Erziehung gewährleistet werden. Dies muss in einer der Entwicklung des Kindes entsprechenden Art und Weise geschehen. Nur eine dem Kind gerechten Atmosphäre und mit spielerischen Mitteln vermittelte Erziehung kann erfolgreich sein. Dabei beginnt die Erziehung im Elternhaus und wird in der Schule fortgeführt. Die einfachsten Dinge, zum Beispiel ein Gebetsteppich auf dem Boden, die Koranrezitation zuhause oder das Gebet nach dem Essen, können zu einer Atmosphäre im Elternhaus beitragen, in der das Kind ein natürliches Verhältnis zur Religion gewinnt. Nur eine religiöse Erziehung, die auf den rechten Grundlagen basiert, kann den Heranwachsenden auf ein Leben in dieser komplizierten Welt vorbereiten. Nicht zuletzt ist eine grundlegende religiöse Erziehung ein Schutz gegen allerlei Schlechtem, von dem es auf dieser Erde leider viel zu viel gibt.
Verehrte Geschwister,
wir dürfen nicht vergessen, dass eine falsche bzw. ungenügende religiöse Erziehung auch Grund für Gewalt und Irrglauben sein kann. Uns muss bewusst sein, dass uns letzenendes nicht weltlicher Besitz und Reichtum glücklich machen können. Nur ein ausgewogenes Verhältnis zur Religion kann uns sowohl im Diesseits als auch im Jenseits Glückseligkeit bescheren. Deshalb sind wir dafür verantwortlich unseren Kindern an erster Stelle unseren Glauben, unsere Gottesdienste (pl. Ibâdât) und unsere Vorstellungen eines sozialen und moralischen Lebens zu vermitteln. So ist es durchaus sinnvoll, unseren Kindern die Teilnahme an unseren Sommerkursen zu ermöglichen. Mit diesem Hinweis möchten wir die Hutba beenden, indwem wir uns an die Ratschläge Lukmâns (as) erinnern, die er seinem Sohn erteilte: „O mein Sohn! Verrichte das Gebet und gebiete, was Rechtens ist, und verbiete das Unrechte und ertrage standhaft, was dich trifft. Siehe, dies ist die richtige Entschlossenheit in allen Dingen.“ (Sure Lukmân, [31:17])
IGMG-Irschadabteilung