Freitagspredigt
Hutba – Den Charakter vervollkommnen
06. Februar 2009Verehrte Muslime,
Gottesdienste festigen den Glauben (İmân) des Menschen. Doch die Vervollkommnung des Glaubens ist nur durch einen guten Charakter zu erreichen. Die Gottesdienste (pl. Ibâdât) dienen als Mittel, um gute Charaktereigenschaften zu entwickeln und in der Persönlichkeit zu verankern. Wir leben in einer Zeit, in der uns immer deutlicher bewusst wird, dass wir Menschen mit einem solch vollkommenen Charakter benötigen, die quasi zum Sinnbild des Islams geworden sind. Denn nur solche Menschen werden als Vorbilder von allen anderen akzeptiert. Es gibt sehr viele Muslime, die zwar ihr Gebet (Salâh) verrichten, die Hadschreise antreten, fasten und die Zakât entrichten, die aber in der Gemeinschaft nicht respektiert und geschätzt werden, weil sie eben keinen guten Charakter besitzen. Aus der Geschichte des Islams wissen wir, dass sich der Islam sehr schnell ausgebreitet hat. Dies war aber nur durch die Bemühugen von aufrichtigen, gottesfürchtigen und grundguten Muslime möglich. Solche Menschen sind es, die uns noch heute den Weg weisen. Ist es möglich, dass jemand, der unvoreingenommen das Leben des Gesandten Gottes studiert, nicht dessen vollkommenen Charakter erkennt. Diese charakterlichen Eigenschaften sind es, die über die Gefährten und deren Nachfolgern über Menschen wie Hasan Basri, Cuneyd Bagdadi, Imâm Naksibandi, Mevlana, Haci Bektas und Haci Bayram Veli bis in unsere Tage gelangt sind und uns den Weg weisen. Solcher Menschen bedürfen wir immer mehr.
Verehrte Geschwister,
in dem Vers „Und du bist fürwahr von edler Natur.“ (Sure Kalam, [68:4]) lobt unser Herr den Propheten. Der Gesandte Gottes selbst sagte über sich: „Ich wurde gesandt, um den guten Charakter zu vervollkommnen.“ (Buchârî, Muslim)
Demnach gebührt dem ausfrichtigen Muslim nichts anderes als sich an diesem Vorbild zu orientieren. Was aber macht nun den guten Charakter aus? Generell kann man sagen, dass der Koran an sich eine Quelle des guten Charakters ist. Dazu gehören unter anderem: Sich seiner Verantwortung gegenüber Allah bewusst zu sein, also Gottesdurcht (Takwâ) zu besitzen; Gottes Gebote zu akzeptieren und zu befolgen; alle anderen Geschöpfe Gottes barmherzig und gerecht zu behandeln; den armen und bedürftigen Menschen zu helfen; bescheiden, ausgewogen und zurückhaltend zu sein. All dies ist natürlich unvereinbar mit Lug und Betrug, übler Nachrede, Verleumdung, Stolz, Geiz, Neid und allen Formen von Ungerechtigkeit. Wenn ein Muslim seine Gottesdienste verrichtet, sich an dem Guten orientiert und das Schlechte vermeidet, wird er seinen Glauben vervollkommnen können und damit den Respekt und die Wertschätzung aller Menschen gewinnen.
Wir möchten unsere Hutba mit einem Vers und einem Hadîth beenden und bitten Allah, dass er uns ermögliche unseren Charakter zu vervollkommnen. Im Koran gebietet Allah: „Und bleibt dem Vermögen der Waise fern, außer zu ihrem Besten, bis sie das Alter der Reife erlangt hat. Und haltet die Verträge. Siehe, für Verträge werdet ihr zur Rechenschaft gezogen. Und gebt volles Maß, wenn ihr messt, und wägt mit richtiger Waage. So ist es vorteilhaft und letzten Endes das Beste. Und befasse dich mit nichts, wovon du kein Wissen hast. Seht, Gehör, Gesicht und Herz, alles wird dafür zur Rechenschaft gezogen. Und stolziere nicht überheblich auf Erden herum. Du kannst doch bestimmt die Erde nicht spalten und die Berge nicht an Höhe erreichen. Das Übel all dessen ist bei deinem Herrn verhaßt.“ [17:34][17:35][17:36][17:37][17:38] Der Gesandte Gottes hat gesagt: „Der Glaube hat siebzig Stufen. Die höchste ist es „Lâ ilâha illallâh“ zu sagen und die niedrigste ist, etwas, was den Menschen schadet, aus dem Weg zu räumen. Auch die Scham (Hajâ) ist ein Teil des Glaubens.“ (Abû Dâwûd, Sunna, 14)
IGMG-Irschadabteilung