Freitagspredigt
Hutba – An den Gottesdiensten festhalten, die Prüfung bestehen
19. Oktober 2007Verehrte Muslime,
die Fragen nach dem Anfang und dem Ende unseres Lebens nehmen einen wichtigen Platz in unserem Leben ein. Zu allen Zeiten haben sich die Menschen mit diesen Fragen beschäftigt, doch verließen sie meist von ihnen diese Welt, ohne eine Antwort gefunden zu haben. Diejenigen, die sich auf die Vernunft (Akl) und die Überlieferung (Nakl) stützten, hatten es etwas einfacher, da sie mit dem Wissen der von Allah gesandten Propheten und einem gesunden Verstand die Möglichkeit hatten, Antworten auf diese Fragen zu finden. Dabei zeigten die Antworten gleichzeitig die Grenzen der Aufgaben des Menschen auf. Der letzte Prophet und die letzte Offenbarung haben klare Antworten gegeben, indem sie uns Beispiele des original überlieferten Wissens zugänglich gemacht haben.
Verehrte Geschwister,
es ist eine bekannte Tatsache, dass der Koran schwierige Fragen in kurzen und klaren Versen beantwortet. So gibt er auf die Frage nach dem Sinn unserer Erschaffung in der Sure Mulk folgende klare Antwort: „Segensreich ist Der, in Dessen Hand die Herrschaft ist, und Der Macht hat über alle Dinge. Der Tod und Leben schuf, um zu prüfen, wer von euch am besten handelt. Und Er ist der Erhabene, der Verzeihende.“ [67:1][67:2] Diese zwei Verse erklären das, was Philosophen in vielen Bänden zu beschreiben versuchen. Allah, der Allmächtige (Kadîr) besitzt die Herrschaft (Mulk), Macht und Kraft. Er ist der, der gibt und nimmt. Er hat das Leben und den Tod erschaffen, um den Menschen zu prüfen. Aus diesem Grund ist das weltliche Leben nicht unendlich, sondern ein vergänglicher Ort der Prüfung.
Verehrte Geschwister,
laut den Versen des Korans werden wir für die Handlungen zur Rechenschaft gezogen, die als die „besten Handlungen“ (Ahsani a’mâl) bezeichnet werden. Mit anderen Worten: Jeder von uns wird geprüft, wie gut er die seine Aufgabe erfüllt. Diese guten Handlungen, die der Prüfung unterliegen, beinhalten alle Anstrengungen, die uns zur Wahrheit im Wissen, zur Gerechtigkeit in der Politik führen und uns das Nützliche in der Wirtschaft und das schöne in der Kunst und der Ethik aufzeigen. Diese Anstrengungen sind die „besten Handlungen“. Diejenigen, die diesem Vers folgend ihr Leben lang nur Gutes tun, werden die Prüfung bestehen und im Jenseits die unendliche Belohnung Allahs erhalten. Gesellschaften, die sich aus gut handelnden Menschen zusammensetzen, werden den Frieden auf der Welt fördern und Konflikten entgegenwirken.
Verehrte Geschwister,
wir Muslime betrachten das Leben nicht als inhaltlos und ohne Ziel. Das Leben, das mit der Geburt beginnt und dem Tod endet, stellt eine Möglichkeit dar, die Prüfung zu bestehen. Diese sollten wir auf jeden Fall gut nutzen. Eines der größten Gaben, die Allah den Menschen gegeben hat, ist die Zeit, die unser Leben begrenzt. Die Zeit ist eine solch große Gabe, dass man nicht mal eine Sekunde verschwenden darf. Nur, wenn wir unsere Zeit sinnvoll nutzen, können wir Wissen, Reichtum und andere Gaben erhalten. Doch keine dieser Gaben kann das Vergangene wieder rückgängig machen. Aus diesem Grund sollten wir uns gemäß dem Grundsatz „Der beste unter euch ist der, der den Menschen am nützlichsten ist.“, den uns unser Prophet Muhammad (saw) lehrte, handeln und Gutes tun. Dabei sollten diese guten Handlungen das Wahre, Gerechte, Nützliche, Gute und Schöne umfassen. Denn wir gehören einer Religion (Dîn) des Gleichgewichts an. Alles, was wir tun, muss ausgewogen, nützlich und gut sein. Die Gesellschaft, in der wir leben, sollte nur Gutes von uns erfahren. Somit können wir der Gesellschaft Leben schenken und uns zu den glücklichen Menschen zählen, die ihre Prüfung bestanden haben.
IGMG – Irschad-Abteilung