Freitagspredigt

Hidschrî-Neujahr 1446

04. Juli 2024 Minbar
Minbar

Verehrte Muslime!

Am Sonntag beginnt das neue Hidschrî-Jahr. Es ist das Jahr 1446 nach der Auswanderung unseres Propheten (s) nach Medina. Wir bitten unseren Schöpfer darum, dass das neue Jahr der Menschheit Gutes bringt und wir eine Zeit erleben, in der die Unterdrückten und Notleidenden aufatmen und Frieden finden können.

Es ist eine muslimische Tradition, das neue Jahr bedacht zu begrüßen. Es schickt sich für den Muslim, über sein bisheriges Leben nachzudenken und Pläne zu machen, wie er sein Leben gestalten will. Die Zeit ist ein wertvolles Geschenk, für das wir Allah dankbar sind und die wir gut nutzen sollten. Dieses Bewusstsein wurde zu einem Sprichwort in der muslimischen Welt: „Im Verlust ist der Mensch, dessen zwei Tage einander gleichen.“ Wer also seine Zeit nicht gut nutzt, nichts Neues lernt und auf dem Stand von gestern bleibt, der ist im Verlust.

Liebe Geschwister!

Um die Bedeutung der Zeit hervorzuheben, offenbarte Allah uns die Sure Asr: Bei der Zeit! Der Mensch kommt bestimmt ins Verderben, außer denen, die glauben und Gutes tun und sich gegenseitig zur Wahrheit anhalten und sich gegenseitig anhalten zur Geduld.“ Im Verlust sind nicht nur Menschen, die sich kein neues Wissen aneignen, sondern auch die Menschen, die das Wissen nicht in die Tat umsetzen. Es gefällt Allah nicht, wenn Menschen ohne Wissen handeln, denn sie wissen nicht, welche Handlungen gut sind und welche schlecht. Schön ist es, seinen eigenen Nafs zur Rechenschaft zu ziehen und seiner eigenen Seele gute Dinge zu tun. Möge Allah uns zu wirklichen Gläubigen machen, die umsetzen, was sie glauben. 

Verehrte Gemeinde!

In der Zeit des 2. Kalifen Umar (r) wurde die Hidschra zum Beginn der Zeitrechnung erklärt. Das erinnert uns daran, welche wichtige Rolle die Auswanderung von Mekka nach Medina für Allahs Gesandten (s), seine Gefährten und die muslimische Geschichte spielt. „Diejenigen, die gläubig wurden und auswanderten und sich mit ihrem Vermögen und ihrer Person auf Allahs Weg bemühten, nehmen die höchste Rangstufe bei Allah ein. Und sie — sie sind die Glückseligen! 

Hidschra übersetzen wir mit „Auswanderung“. Doch was heißt es, wenn jemand „auswandert“? Auswandern bedeutet, „sich von einer Sache körperlich, sprachlich oder mit dem Herzen zu trennen und zu distanzieren“. Wenn wir uns also die spirituelle Bedeutung der Hidschra in Erinnerung rufen, hört das Auswandern nie auf. Als Muslime stehen wir jeden Tag vor der Herausforderung, Schlechtes zu unterlassen und Gutes zu tun, Hässliches aufzugeben und uns für das Schöne zu entscheiden, uns von verwerflichen Handlungen zu reinigen und uns für Wohltätigkeit einzusetzen. Was halal ist, dem vorzuziehen, was haram ist, ist eine Aufgabe, die bis zum Jüngsten Tag nicht enden wird. Unser Prophet (s) sagte: „Die Eigenschaften eines Muslims besitzt derjenige, vor dessen Zunge und Hand andere nichts zu befürchten haben. Der wirkliche Auswanderer ist derjenige, der die Verbote Allahs verlässt.“ Daraus lernen wir, dass Muslime Menschen sein sollen, die Sicherheit ausstrahlen.

Verehrte Gläubige!

Am 11. Juli jährt sich der Völkermord an unseren bosnischen Geschwistern, der mitten in Europa in der Stadt Srebrenica verübt wurde. Wir bitten Allah um Barmherzigkeit für unsere Geschwister. Unser Wunsch und Anliegen ist es, dass die Menschen zivilisiert und human miteinander umgehen. 

Möge Allah uns Milde und Barmherzigkeit schenken und allen Ungerechtigkeiten ein Ende setzen. Wir beten dafür, dass auch das Leid in Gaza und Ostturkestan bald enden möge. Möge Allah unsere Duâs annehmen. Âmîn!

1 Sure Asr, 103:1-3

2 Sure Tawba, 9:20

3 Buhârî, Îmân, 4

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